Lasst es krachen!

Wenn sich Kandidaten in freier Natur um Volkes Gunst bemühen, pflegen sie dies laut und kämpferisch zu tun. Der Rothirsch ist dabei besonders verhaltensauffällig. Seine Kandidatenkür findet im Herbst statt.

Dann röhrt, orgelt und knört er, geht harten Zweikämpfen nicht aus dem Weg. Dabei fliegen die Fetzen. Doch längst sind seitdem die Sieger ihren angenehmen Pflichten bei den Alt- und Schmaltieren nachgekommen; seit etwa einem halben Jahr ist Ruhe im Revier. Es ist so ruhig wie im Vorfeld der Landratswahl. Was sich in der Natur als lebhaftes und sehenswertes Schau- und Hörstück bietet, setzt sich im Wahl-"Kampf" nicht fort. Die Kandidaten Onni und Gordi lassen kein Orgeln oder Röhren vernehmen, allenfalls ein zurückhaltendes Knören. Sie erscheinen irgendwo auf einer Dorflichtung und scharren dort leicht mit ihren Schalen. Zum Zweikampf kam es noch nicht. Ja, sie bestrunzen sich sogar gegenseitig. Platzhirsch Onni wird sich vermutlich wieder allen Niederungen entziehen, abheben, seinen Namen mit einem Fluggerät durch die Wolken ziehen und sein Revier von oben besehen. Da fühlt er sich am wohlsten. Der ebenso junge wie mutige Herausforderer Gordi aus dem bekannten Birresborner Hochwaldrevier lächelt derweil sympathisch von den unzähligen Plakaten herab. Andere vermutliche Herausforderer haben, den Wedel aus Angst vor dem Platzhirsch eingeklemmt, die Dickung erst gar nicht verlassen. Walburga fragt schon ganz ungehalten: "Wann kreuzen die beiden Kandidaten endlich die vom Bast befreiten Stangen? Wann lassen sie es mal richtig krachen?" Und diesmal weiß ich Antwort: "Beim TV-Forum am 16. April in Daun!" Zufrieden meint sie daraufhin: "Wenn wir am 22. April schon wählen gehen sollen, dann wollen wir ja auch wissen, wen."

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