Prozess: Für den vorbestraften Angeklagten geht es um alles
Aussage gegen Aussage: Einem 23-Jährigen aus Hillesheim wird vorgeworfen, am Rosenmontag einen 27-Jährigen niedergeschlagen und im Mai einen 21-Jährigen krankenhausreif geprügelt zu haben. Er bestreitet die Anschuldigungen. Am 21. Oktober wird der Prozess fortgeführt.
Daun/Hillesheim. (vog) Für den 23-jährigen Angeklagten geht es um viel. Der Arbeitslose ist bereits siebenmal vorbestraft und stand zu den vermeintlichen Tatzeiten noch unter Bewährung. Die jüngste Bewährungsstrafe läuft erst 2011 ab. Würde er erneut wegen schwerer Körperverletzung verurteilt, drohte ihm ein Gefängnisaufenthalt. Am ersten Verhandlungstag werden gleich mehrere tiefe Gräben aufgerissen. Seine zwei Kumpels, die als vermeintliche Entlastungszeugen zu dem Vorfall an Rosenmontag vernommen werden, machen keine guten Figuren im Gericht. Der Vorsitzende Richter Hans Schrot und Staatsanwältin Kristina Speicher glauben ihnen nicht, dass sie sich wegen eines Alkoholrausches angeblich an nichts erinnern können. Bei der Polizei machten sie nach dem Vorfall andere Aussagen und beschuldigten den Angeklagten. Das Trio war dem Opfer nach dem schnapsseligen Rosenmontagsumzug zu einem Imbiss gefolgt. Der 27-jährige Verletzte sagt: "Grundlos hat er auf mich eingeschlagen. Ich kannte ihn ja gar nicht." Im Nachhinein habe er erfahren, dass einer der beiden Zeugen wohl Rache für eine zwei Jahre zurückliegende Bagatelle nehmen wollte und den Angeklagten beauftragt hatte, zuzuschlagen. Auch bei der zweiten angeklagten Straftat bleibt einiges nebulös nach dem ersten Verhandlungstag. Fakt ist nur: Täter und Opfer kannten sich wiederum nicht. Die Verletzungen waren heftig. Das 21-jährige Opfer musste nach der Rockveranstaltung in der Hillesheimer Markhalle in die Bonner Uniklinik. Der Kieferbruch wurde mit einer Titanplatte und sechs Schrauben von Chirurgen versorgt. Der Schlägerei war angeblich eine Verwechslung vorausgegangen. Der Angeklagte soll geglaubt haben, das Opfer habe ihm in der engen Sektbar Bier übergeschüttet. Dabei gibt ein Mädchen im Zeugenstand zu, dass sie es war. Der Angeklagte bestreitet kategorisch alles. Der verletzte 21-Jährige ist sich allerdings sicher, dass der Angeklagte der Täter war. Dabei hatte seine Clique erst über die Internetplattform "Wer-kennt-wen" den Angeklagten als vermeintlichen Täter ausgemacht. Noch ist vieles unklar. Am zweiten Verhandlungstag sollen weitere fünf Zeugen gehört werden.