Statt Beck Stein

Eigentlich hätte Hillesheim längst dichtgemacht werden müssen. Zwei Millionen Euro fehlen im Stadtsäckel, dazu kommen drei Millionen Euro Schulden. Macht zusammen fünf Milliönchen bei gerade einmal 3000 Einwohnern.

Also 1666 Euro für jeden Hillesheimer. Den Stadtvätern kann man da nur raten, Lotto zu spielen. Mit (viel) Glück wäre die ganze Misere auf einmal erledigt. Und es müsste nicht überall geknausert werden. Wird es zwar nicht. Aber immer so zu tun, ist auch anstrengend. Etliche Ratsherren haben sogar schon ihre Unlust am Regieren kundgetan und quasi das weiße Fähnchen geschwenkt. Ganz Hillesheim kapituliert? Nein, ein Mann steht felsenfest. Stadtbürgermeister Mätti Stein. Der denkt nicht ans Aufgeben, sondern sucht nach Wegen aus dem Finanz-Sumpf. Nach außergewöhnlichen Wegen. Erst hat er es mit gebrauchten Pflastersteinen versucht. Vom Hotel. Und weil das ganz gut geklappt hat, bietet er jetzt welche vom Bolsdorfer Friedhof an. Nach dem Motto: Hier zehn Euro und dort 50 sind auch Geld. Und Stein wäre kein guter Kaufmann, wenn er nicht noch weitere Geschäfte in petto hätte. Hat er aber: Und was für welche! So stehen in der Markthalle nicht nur etliche disco-fähige Beleuchtungsanlagen, sondern auch Dutzende Polstersessel im Retro-Look. Und da der momentan ja so was von angesagt ist, könnte das eine ganz große Nummer werden. Es müsste nur noch der Kontakt zu Kölner oder Düsseldorfer Szene-Clubs hergestellt werden, und schon würde der Rubel reihenweise in Richtung Hillesheim rollen. Auch der Preis stimmt: Schlappe 25 Euro soll so ein gutes Stück kosten. Also gerade einmal so viel wie ein Pikkolöchen. Pah!In den nächsten zwei, drei Jahren dürfte also der Hillesheimer Haushalt wieder ausgeglichen sein und Mätti Stein als beispielhafter Sanierer in die Stadtgeschichte eingehen. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Schon wird Kritik laut, kommen Begehrlichkeiten auf. Bürgermeisterin Bohn lässt bereits alles verschließen, was nicht niet- und nagelfest ist im Rathaus, und die Parteioberen sehen Mätti Stein bereits zu Höherem berufen. Nein, nicht als Chef des ebenfalls maroden Landkreises (das wäre die Mühe nicht Wert), sondern als Landesvater! Denn wenn Kurt Beck die SPD erst einmal sicher unter die 20-Prozent-Marke gedrückt hat (und das kann nicht mehr lange dauern), dann wird das Volk rufen: Statt Beck Stein! - glaubt

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