Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier begonnen

Trier (dpa) · Mit einem Festgottesdienst im Trierer Dom hat am Freitag die vierwöchige Heilig-Rock-Wallfahrt begonnen. Höhepunkt war die feierliche Enthüllung eines Holz-Glas-Schreins, in dem die Tuchreliquie „Heiliger Rock“ erstmals seit 16 Jahren wieder zu sehen ist.

Tausende Gläubige waren zu der Eröffnungsfeier zum Dom und in die benachbarte Liebfrauenbasilika gekommen. Direkt nach dem Gottesdienst bildeten sich meterlange Schlangen vor dem Dom - von Menschen, die bei den ersten Pilgern sein wollten. „Ich hoffe, dass sich der Pilgerstrom auch durch die nächsten vier Wochen durchzieht“, sagte Triers Bischof Stephan Ackermann. Vor der Messe hatten Opfer und Betroffene sexuellen Missbrauchs in katholischen Einrichtungen des Bistums Trier vor dem Dom eine Mahnwache eingelegt und Flugblätter verteilt.

Der Heilige Rock ist die bedeutendste Reliquie des Trierer Doms. Normalerweise liegt sie verschlossen und nicht sichtbar in einer Kapelle. Einen wissenschaftlichen Beleg zur Echtheit gibt es nicht. Der Legende nach soll die Heilige Helena - Mutter von Kaiser Konstantin - das Gewand auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem entdeckt und der Trierer Kirche zum Geschenk gemacht haben. Zur 20. Heilig- Rock-Wallfahrt werden bis 13. Mai rund 500 000 Pilger in Trier erwartet. Zuletzt wurde das Gewand 1996 gezeigt.

Die Heilig-Rock-Wallfahrt bietet nach Ansicht von Kardinal Marc Ouellet eine Chance, neu zum Glauben zu finden. Die Wallfahrt stehe „mitten in einer Zeit, in der der Glaube angefochten und die Kirche nicht nur in Deutschland durch tiefgreifende Krisen verunsichert ist“, sagte der päpstliche Gesandte in seiner Predigt. Zudem suchten unzählige Menschen nach Orientierung für ihr Leben. Die Wallfahrt wolle ein Bekenntnis zu Jesus sein, sagte der Präfekt der römischen Kongregation für die Bischöfe.

Triers Bischof Ackermann betonte, der Heilige Rock sei seit frühesten Zeiten der Kirche als Symbol für die Einheit der Christenheit verstanden worden. Das Leitwort der diesjährigen Wallfahrt „... und führe zusammen, was getrennt ist“ drücke auch den Wunsch nach Einheit der christlichen Konfessionen aus. Ouellet sagte, der Heilige Rock sei auch „Zeichen der einen Kirche“. Die Wallfahrt 2012 ist stark ökumenisch ausgerichtet - unter Beteiligung von Protestanten, Orthodoxen und Freikirchlern.

Rund um die 3,5 Millionen Euro teure Wallfahrt mit täglich fünf festen Gottesdiensten ist ein großes Programm gestrickt: Geplant sind zahlreiche Konzerte, Ausstellungen, ein rockiges Jugendwochenende und ein eigenes Musical. Laut Wallfahrtsleiter Georg Bätzing gibt es eine vergleichbare Christus-Wallfahrt an keinem anderen Ort.

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