Und wie ich so beim Blick auf die Sintflut schon mal an den Weltuntergang denke, sehe ich die Bilder wieder vor mir. Die Bilder dieser merkwürdigen Zusammenführungen, zu denen es in Trier derzeit kommt. Bilder wie dieses: Zu Hunderten stehen strahlende Kinder im Sonnenschein vor dem Dom und freuen sich auf den Heiligen Rock. Vor dem H & M hingegen steht ein Zeuge Jehovas und freut sich auf die Endzeit. Während eine Prozession singender Pilger an ihm vorbeizieht, hält er zwei Wachturm-Zeitschriften wie eine Werbetafel vor sich. Vielleicht wollen sich ja ein paar Pilger noch rechtzeitig retten lassen? Seine Aufmerksamkeit hat er jedoch einem jungen Mann in schwarz-weißer Ministrantenkutte zugewandt. "Nescitis hora Dominus veniet", sagt der Zeuge Jehovas und zeigt mit seinem freien Arm auf die Inschrift hoch oben am Dom. Übersetzt: "Ihr wisst nicht, zu welcher Stunde der Herr kommt." Dann dreht er sich um, weist auf St. Gangolf und ruft: "Vigilate et orate!" (Wachet und betet!) "Mensch Leute, Ihr schreibt das auf Eure Kirchen! Denkt mal darüber nach!", redet er auf den Ministranten ein. Der lächelt höflich und bekundet, sich als Katholik ganz wohl zu fühlen. "Ja, das ist ja auch bequem", entgegnet der Zeuge bitter und meint: Da muss man ja auch nicht vor dem H & M stehen und die Leute vom Nahen der Endzeit überzeugen. Wenig später stehe ich in der Saarstraße im Stau und staune erneut. Der Bischof eilt an mir vorbei. Gefolgt von Hunderten Militärs. Viele sind aus Spangdahlem. Ihr Motto lautet: Seek, attack, destroy. Suchen, angreifen, zerstören. Sie pilgern zum Rock. Der führt aber auch echt alles zusammen, was sich nicht wehrt! In ihrer Kolumne "Trier rockt" macht sich unsere Redakteurin so ihre Gedanken zur Heilig-Rock-Wallfahrt.