Mach’s gut Dickerchen!

Über so etwas Heiliges wie einen Rock zu schreiben, bedeutet, sich auf sehr dünnem Eis zu bewegen. Auf diesem dünnen Eis bin ich (mit Winterspeck) fröhlich einen ganzen Monat lang wie eine Bekloppte herumgehüpft.

Und ich bin dem Heiligen Rock, dem Grabtuch von Turin und allen anderen heiligen Stoffen sehr dankbar, dass
das Eis trotz seiner Spannungsrisse gehalten hat. Und ich möchte an dieser Stelle auch allen Lesern für ihre freundlichen Zuschriften danken. Die werde ich vermissen. Fast so sehr wie den Heiligen Rock, dessen Wiederwegpackung ich sehr bedauere. Denn dann verschwinden ja all die lustigen Busse aus dem Stadtbild (Niederländer greifen für eine Pilgerfahrt gern auf das Unternehmen Alk-Reisen zurück. Menschen aus Grevenbroich geben dem Reisedienst Jungverdorben den Vorzug).

Und auch all die lustigen Pilger werde ich vermissen. Niemand wird mehr so aussehen, als würde er gleich aufs Marktkreuz steigen und eine Marktkreuzpredigt halten. Otternasen verkaufen. Oder "Jehova, Jehova" schreien. Es wird keine exotischen Christen mehr zu bestaunen geben. Keine Madonnenträger, Rocksymbolhalter,
Wallfahrtsliederschmetterer.

Keine tanzenden Bischöfe. Keine Gebetsflashmobs. Keine Zusammenführungen. Keinen Rock. Denn der verschwindet nun auf unbestimmte Zeit wieder in seinem dunklen Domdomizil. Mag so mancher Trierer darüber jubeln. Ich bin traurig.

Weil vor lauter Kolumnenschreiben hatte ich nicht genug Zeit für ihn. Mit ihm. Zu wenig Zeit für intime Momente. Für Zwiegespräche. Für Kontemplation ohne Kolumnen. Ohnehin: Kolumnen schreiben bringt nix. Über Reliquien muss man Artikel schreiben! So wie meine Kollegin Sarah-Lena. Kaum war ihr Artikel drin, haben Nonnen
ihr was Schönes geschickt: Splitter vom Sarg der seligen Mutter Rosa Flesch! Cool!

Und ich? Ich schreib Milljuunen Mal über den Heiligen Rock und kriege nicht mal ein Fusselchen. Aber gut. Ich will ihn ja auch lieber heile wiedersehen. Ist doch mein Lieblingsrock. Mach's gut, Dickerchen! Bis 2030!

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