Über Nacht 23 Prozent teurer

Künftig müssen Grundstückskäufer mehr für Abwasserversorgung und -beseitigung zahlen. Diese Kosten werden auf die Bauland-Preise umgerechnet. Züschs Bürgermeister Hermann Bernardy sieht daher die Erschließung des Gebiets "Im breiten Triesch" in Gefahr.

 „Im breiten Triesch“ oberhalb der Feldstraße sollen in Züsch neue Baugrundstücke entstehen. Doch wegen der steigenden Preise könnte die Erschließung in Gefahr sein.TV-Foto: Ursula Quickert

„Im breiten Triesch“ oberhalb der Feldstraße sollen in Züsch neue Baugrundstücke entstehen. Doch wegen der steigenden Preise könnte die Erschließung in Gefahr sein.TV-Foto: Ursula Quickert

Hermeskeil. Etwa zwei Jahre lang gingen bis zu 20 Prozent der Beiträge, die Grundstückseigentümer in Neubaugebieten für die Herstellung der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung einmalig zahlen müssen, zu Lasten der Verbandsgemeindewerke. Damit ist nun Schluss. Das hat der Verbandsgemeinderat mit drei Gegenstimmen beschlossen. Künftig müssen Häuslebauer wieder zu 100 Prozent die Kosten für die Verlegung der Straßen- und Anschlussleitungen tragen. Außerdem steigt ihr Investitionskostenanteil an der Straßenentwässerung. Diese zusätzlichen Ausgaben schlagen bereits beim Grundstückskauf zu Buche. Denn die Kommunen legen die Mehrkosten, die ihnen durch den Anstieg der Beiträge und des Entwässerungsanteils entstehen, um auf ihre Baulandpreise in den Neubaugebieten. Nach der Anpassung der Beiträge drohen den Verbandsgemeinde-Werken keine Verluste mehr durch die Erschließung von Neubaugebieten. Damit will die VG den Druck auf die laufenden Gebühren und Beiträge für Wasser und Abwasser reduzieren. Dieser ist unter anderem dem sinkenden Wasserverbrauch geschuldet: 2007 haben die Einwohner der VG Hermeskeil nach Auskunft der Verwaltung etwa 39 000 Kubikmeter weniger Wasser verbraucht als im Vorjahr. Gründe sind der Abzug der Bundeswehr und Einsparungen in den Haushalten. Dementsprechend hat die VG weniger Gebühren eingenommen und bleibt auf einem Teil der Kosten für die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung sitzen. Denn diese hängen zum größten Teil nicht von der verbrauchten Menge ab - zum Beispiel die Kosten für Personal und Gebäudeunterhaltung. Die Beteiligung der Verbandsgemeinde an den Beiträgen für die Bereitstellung der Anlagen belastete die Kasse zusätzlich. Damit drohte eine Erhöhung der laufenden Wasser- und Kanalgebühren. "Der Gebührenzahler soll also private Grundstücke subventionieren", klagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Engelbert Philipp. Mit ihrer Entscheidung will die VG einem Anstieg der Gebühren entgegenwirken. Dafür steigen die Grundstückspreise in den Neubaugebieten - nach Schätzung von Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, um etwa 14 Euro pro Quadratmeter. Dies sei zum Teil aber auch dem Anstieg der allgemeinen Baukosten geschuldet.Besonders betroffen von dieser Entwicklung sieht sich Hermann Bernardy (SPD), Bürgermeister von Züsch. Er hat ausgerechnet, dass sich die Grundstückspreise in dem Baugebiet "Im breiten Triesch", das in seiner Gemeinde erschlossen werden soll, mit der neuen Regelung "über Nacht um 23 Prozent erhöhen." Habe ein Quadratmeter bislang 64 Euro gekostet, seien es künftig 79 Euro. "Das macht die Grundstücke in einer Gemeinde auf dem flachen Land fast nicht mehr vermarktbar", sagt er. Das Bauland in Hermeskeil sei dann günstiger. Allerdings rechnet die Stadt damit, dass mit der Erschließung des Baugebiets "Auf der Pferch" das Preisniveau auch in Hermeskeil steigt. Züschs Kernproblem: Will die Gemeinde das Baugebiet erschließen, benötigt sie mindestens einen Kauf-Interessenten. Diesen gibt es zwar, "aber nicht zu diesen Konditionen", sagt Bernardy. Springt er ab, liegt die Erschließung auf Eis. "Damit hätten wir die 206 000 Euro, die wir bisher investiert haben, in den Sand gesetzt", klagt der Bürgermeister. Hintergrund So steigen die Beiträge: Wasserversorgung: Der einmalige Beitrag für die Herstellung der Straßen- und Anschlussleitungen steigt pro Quadratmeter von 3,28 auf 4,76 Euro. Abwasserbeseitigung: Die erstmalige Herstellung der Straßen- und Anschlussleitungen zu den Grundstücken beträgt künftig für Schmutzwasser 10,08 statt 4,66 Euro pro Quadratmeter. Der Kostenanteil des Oberflächenwassers steigt von 11,27 auf 21,11 Euro pro Quadratmeter. Der Anteil der Investitionskosten für die Straßenentwässerung erhöht sich von 21,26 auf 35,02 Euro. Grundlage für die Sätze ist eine Kostenberechnung für die Neubaugebiete "Im breiten Triesch" in Züsch, "Auf der Pferch" in Hermeskeil und "Flachsheide II" in Reinsfeld. (uq)

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