365 Tage Dorfleben in einem Heft

Gusenburg · Ob Historisches zur Dorfschule, Neuigkeiten über Vereine, Feste oder neue Bauherren im Ort: Seit drei Jahrzehnten dokumentiert Günter Dellwo das Geschehen in Gusenburg und hält es im jährlich erscheinenden Rückblick fest. Als Dorfchronist sitzt er dafür täglich am Schreibtisch und fotografiert auch selbst. Der 70-Jährige zählt zudem zu den Autoren der Chronik für die große 550-Jahr-Feier.

365 Tage Dorfleben in einem Heft
Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Gusenburg. So sehr sich Gusenbuger Bürger freuen dürften auf ihre Ortschronik, die Mitte Juni zur 550-Jahrfeier des Dorfes erscheinen soll. Ihre Neugier auf den jährlichen "Gusenburger Rückblick" von Günter Dellwo kann das kaum schmälern. Als Herausgeber, Autor und Fotograf des Heftes im Din-A5-Format dokumentiert er seit drei Jahrzehnten das Dorfgeschehen, von Familienmitgliedern lediglich bei der Seitengestaltung unterstützt.
Der Rückblick hält in Wort und meist auch mit Bild fest, was über das Jahr im Ort geschieht. Dass vor drei Jahren auf dem Friedhof 100-jährige Sommerlinden aus Sicherheitsgründen gefällt wurden, wird ebenso gewürdigt wie Feste und Veranstaltungen. Außerdem können sich Bürger über Entscheidungen des Gemeinderates informieren und Neues erfahren über Ortsvereine, Kindertagesstätte und Dorfschule.Start mit der Jugendkapelle


Ebenso finden sich Jubilare, die ihre Gold- oder Diamanthochzeit gefeiert haben, im Rückblick und auch Betriebsgründer oder Bauherren, genauer Einfamilienhäuser im Bau. Statistische Daten wie aktuelle Einwohner- und Schülerzahlen, die Namen von Neugeborenen und Verstorbenen und eine Erntebilanz runden die Jahres-Chroniken ab.
Um die Frage nach den Anfängen zu beantworten, muss Dellwo etwas weiter ausholen. "Das fing mit der Jugend an", sagt der begeisterte Flügelhornist und meint damit die 1976 von ihm als damaligem Dirigenten und Vorsitzenden des Musikvereins gegründete Jugendkapelle. Die fast 30 Jugendlichen spielten auf hohem Niveau - auch bei den Altentagen in der Vorweihnachtszeit. Dirigent Dellwo zeigte dann auch schon mal Fotos von Häusern oder Wegekreuzen. "Das war für mich kein Problem, weil ich sowieso immer das ganze Jahr unterwegs war", erklärt er.
Später packte er Fotos und Geschichten zum auslaufenden Jahr in Dia-Vorträge oder -Filme und schließlich in gedruckte Hefte mit anfangs 40 und heute bis zu 90 Seiten. Inzwischen ist der 70-jährige zweifache Vater und Großvater damit mehrere Stunden am Tag beschäftigt. Daher wundert er sich selbst, wie er das früher neben Familie und Beruf schaffte.
Die Leidenschaft, Dinge zu dokumentieren, hatte ihn schon früh gepackt. Als Dachdecker führte er eine Art Tagebuch, in dem er festhielt, was er wo gearbeitet hatte. Auch für den Musikverein führte er ein Buch. Als ihn ein Arbeitsunfall monatelang ausbremste, absolvierte er Dirigentenlehrgänge und begann sich mit der Ortsgeschichte zu befassen.
Heute sind viele seiner Texte auf der Internetseite der Gemeinde ( www.gusenburg.de ) zu lesen, unter Notizen des Dorfchronisten. So etwa über die Nagelschmieden des Dorfes, die römische Tempelanlage, das Kühlhaus - heute Feuerwehr- und Gemeindehaus - oder "Das Gusenburger Lied". Die mündlich überlieferte Melodie instrumentierte Dellwo 1987 für den Musikverein und dichtete die Strophen zwei und drei dazu.Bedeutende Häuser


Für die Ortschronik hat Dellwo, der auch Vorsitzender des VdK-Ortsvereins ist, viele weitere Themen aufbereitet. Denn ebenso wie Alfons Becker, Armin Giebel und Heinz Schuh ist er Mitglied des Chronik-Teams um Autor Rudolf Müller. Dellwos Part sind Entwicklungen ab 1900 wie Wasser- und Stromversorgung oder die Geschichte von Häusern wie der Dorfschule, der Poststelle oder von früheren Geschäften und Gaststätten. Teile davon tauchten mitunter schon im Rückblick auf, dessen 30. Ausgabe Ende Februar erscheint.
Das Interesse der Bürger des 1150-Einwohnerortes ist ungebrochen, was auch dem alles andere als kostendeckenden Preis von sechs Euro pro Heft zu danken ist. Zusammen mit seiner Frau trägt Dellwo den Rückblick sogar persönlich von Haus zu Haus.

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