410 Kilometer mit einer großen Strahlkraft: Der Saar-Hunsrück-Steig

Waldrach/Kell am See · Wie lockt man Wanderer in den Hunsrück? Mit einem Fernweg, lautete 2007 die Antwort. Der Saar-Hunsrück-Steig ist bis heute ein Erfolg.

 Der Blick auf die Riveris-Talsperre ist einer der Höhepunkte der Traumschleife Morscheider Grenzpfad. Foto: Touristinformation Ruwer

Der Blick auf die Riveris-Talsperre ist einer der Höhepunkte der Traumschleife Morscheider Grenzpfad. Foto: Touristinformation Ruwer

Foto: fotografeike (h_tl )

Der Hunsrück ist ein Magnet für Wanderer. Vor zehn Jahren sah das allerdings ganz anders aus, erinnern sich die Keller Touristinfo-Chefin Walburga Meyer und ihr Losheimer Kollege Achim Laub. "Wir hatten diese tolle Landschaft, aber schlechte Wege", sagt Laub. Nur wenige Wandergäste hätten sich in den Hochwald verirrt. "Es gab nur breite, schlecht beschilderte Asphaltwege." Ähnlich sieht es Günther Schuh, Leiter der Tourist-Information Ruwer: "Vor zehn Jahren hat der Wandertourismus in der Verbandsgemeinde Ruwer kaum eine große Rolle gespielt." Mit der Eröffnung des Saar-Hunsrück-Steigs und der Ausweisung von vier Traumschleifen seien die Weichen für eine Entwicklung des Tourismus gestellt worden. "Eine zentrale Herausforderung für die kommenden Jahre besteht darin, dem anspruchsvollen Wandertouristen nicht nur herausragende Wege, sondern auch herausragende Gastgeber anzubieten."

Im Jahr 2000 lud Meyer den "Wanderpapst" Rainer Brämer, Mitbegründer des Deutschen Wanderinstituts, zum Workshop ein. Der empfahl: "Ihr braucht einen Fernwanderweg und Rundwege." Das Ergebnis feiert nun zehnten Geburtstag: Der Saar-Hunsrück-Steig, 2007 eröffnet, umfasst mittlerweile 410 Kilometer Strecke zwischen Perl an der Mosel und Boppard am Rhein. Zusätzlich sind 111 kürzere Rundwege, die Traumschleifen, angedockt (siehe Info). Im ersten Jahr lockte der neue Weg 70 000 Besucher. Schon 2008 kürte ihn das Deutsche Wanderinstitut zum "besten Fernwanderweg Deutschlands". Bei der Zertifizierung erreichte der Steig mit 65 Erlebnispunkten die höchste Wertung aller deutschen Fernwanderwege und ist auch in Europa Spitze.

Für Achim Laub, Leiter des Projektbüros Saar-Hunsrück-Steig, gibt es drei Erfolgsrezepte: "Die landschaftliche Vielfalt, den großen Anteil an Naturpfaden und die perfekte Beschilderung." Dass der Weg ohne Ortskenntnis zu laufen sei, mache ihn bei Gästen aus Belgien und den Niederlanden immer beliebter, ergänzt Meyer.

Vor der Eröffnung mussten damals 13 Kommunen im Saarland und in Rheinland-Pfalz an einen Tisch gebracht werden. Der etwa 260 000 Euro teure Weg sei von beiden Ländern zu 70 Prozent gefördert worden, aber dafür habe es einen grenzübergreifend tätigen Projektträger gebraucht. Die Wahl fiel auf den Verein des Naturparks Saar-Hunsrück. Die Kommunen halten den Weg instand. Für die Verbandsgemeinden (VG) Kell, Hermeskeil und Ruwer behält ein Wegewart die Strecken im Auge. "Wenn irgendwo ein Baum den Weg blockiert, wird das sofort behoben", sagt Laub. Die Koordination liege beim Projektbüro. Wichtige Entscheidungen fassten die Anrainer-Kommunen in ihrer Vollversammlung.

Seit den 70 000 Besuchern zum Auftakt sei die Zahl pro Jahr um fünf Prozent gestiegen, sagt Laub. Davon profitierten Hotels und Gasthäuser entlang der Strecke. Bei Ferienwohnungen in Losheim sei die Belegung seit 2007 um 20 bis 30 Prozent gestiegen. "Wir wollten die Leute länger in unserer Region halten", sagt Meyer. Auch Tages-Wanderer machten oft Umsätze wie ein Übernachtungsgast: "Sie wollen gut essen und geben dafür auch was aus." Deshalb fördere man regionale Produkte und Initiativen. "Was Regionalität angeht, können wir gegenüber anderen Gebieten aber noch aufholen", sagt Laub. Wichtig seien Übernachtungskapazitäten: "Das können auch Pensionen oder Camps sein."

Der Steig sei auch ein Angebot für die Einheimischen. "Viele sind richtig stolz auf ihre Wege", sagt Meyer. "Aber wir mussten anfangs schon dicke Bretter bohren." Denn mit Kosten um die 10 000 Euro seien die Traumschleifen "nicht ganz billig" gewesen. Die Erweiterung des Steigs 2015 bis Boppard sei dann "fast ein Selbstläufer gewesen". Der Erfolg soll gefeiert werden. Seit April gibt es Veranstaltungen entlang des Wegs. Am Sonntag, 25. Juni, 12 Uhr, startet eine Jubiläumswanderung am Landal-Feriendorf in Kell. Ein Fest für alle ist für den 15. September geplant (Infobox unten).KommentarAlle müssen am Ball bleibenDer Saar-Hunsrück-Steig ist sicher nicht allein für den Auftrieb der touristischen Entwicklung im Hunsrück und Hochwald verantwortlich. Aber er ist eine deutschland- und europaweit bekannte Attraktion, die jährlich Tausende von Wandergästen anzieht - und damit dem Erfolg anderer den Weg ebnet. Auf diesem Erfolg darf man sich aber nicht ausruhen. Soll die Marke weiter wirken, müssen alle etwas dafür tun. Die Kommunen, indem sie den Weg pflegen und die Beschilderung intakt halten. Betriebe und Touristiker, indem sie neue Attraktionen entlang des Wegs entwickeln, die den Gästen über die tollen Strecken hinaus etwas bieten. Und die Politik, indem sie prüft, wie sie dabei finanziell unterstützen kann. Die Projekte, die rund um den Nationalpark geplant sind, können dazu ein wertvoller Beitrag sein. c.weber@volksfreund.deExtra: Jubiläumsfest und Wettbewerb

Offiziell gefeiert wird das Jubiläum am 15. September mit einer gemeinsamen Veranstaltung. Details werden noch bekanntgegeben. Das Fest soll sich an der Eröffnungsfeier 2007 orientieren. Damals waren 160 Gäste von der Hochwaldalm bei Wadrill zur Burg Grimburg gewandert. Das komplette Programm zum Jubiläumsjahr im Internet: www.saar-hunsrueck-steig.de Der Saar-Hunsrück-Steig und die Traumschleife LandZeitTour sind nominiert als "Deutschlands schönste Wanderwege 2017" im Wettbewerb des Wandermagazins. Die LandZeitTour um die Burg Baldenau kämpft um den Titel in der Kategorie Touren, der Saar-Hunsrück-Steig will nach 2008 zum zweiten Mal in der Rubrik Routen siegen. Stimmen können bis zum 30. Juni online ( www.wandermagazin.de ) oder per Postkarte abgegeben werden.Extra: Ein Steig und 111 Schleifen

Der Saar-Hunsrück-Steig wurde am 30. Mai 2007 eröffnet. Er führte damals von der Saarschleife bei Mettlach bis nach Idar-Oberstein beziehungsweise Trier. 2012 wurde er bis nach Perl an der Mosel verlängert. Ab 2015 ging es dann entlang des Rheins bis nach Boppard. Heute sind es insgesamt 410 Kilometer in 27 Etappen. Außerdem sind 111 Rundwege (Traumschleifen) angegliedert. Dazu zählen unter anderem: Romikaweg (Gusterath-Pluwig), Morscheider Grenzpfad, Römer-Keltenpfad (Farschweiler), Schiefer-Wackenweg (Fell) und die neue Trierer Galgenkopftour (Trier-Korlingen).

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