"6-Zylinder" geben Vollgas

"6-Zylinder" machen's möglich: Dem 17. Hermeskeiler Kulturherbst ist ein fulminanter Start gelungen. Zusammen mit dem Reinsfelder "Chorschatten" begeisterte die "A-cappella-Gruppe" aus Münster am Samstagabend fast 400 Zuhörer in der Hochwaldhalle. Bereits tags zuvor hatte eine Kunstausstellung den offiziellen Auftakt der bekannten Veranstaltungsreihe markiert.

Hermeskeil. Was braucht's, um in der Hochwaldhalle richtig gute Stimmung zu machen? Eine aufwendige Bühnenkulisse mit Lichteffekten? Nein. Viele Instrumente? Nicht mal das. Ein paar Mikros und 20 Männer und Frauen, die gekonnt ihre Lust am Singen zeigen, reichen schon aus. Diesen Beweis haben am Samstagabend der "Chorschatten" aus Reinsfeld und vor allem die fünfköpfige Formation "6-Zylinder" beim großen A-cappella-Abend in Hermeskeil in überzeugender Manier abgeliefert. "Das war einfach toll." - "Für mich war's ein Hochgenuss, der den Kulturherbst enorm aufgewertet hat." - "Normalerweise ist Chormusik ja nicht so mein Ding. Aber dieses Konzert fand ich klasse." Diesen Reaktionen der Besucher Silvia Dupont, Jürgen Peter und Yvonne Schömer-Obst nach drei Stunden Gesang pur würden sich wohl die meisten der knapp 400 Zuhörer bedenkenlos anschließen.

"Viele Leute kommen zu uns und sagen: Ihr macht doch Acapulco oder so." Gleich einleitend erzählt Bass Henrik Leid-reiter, wie die "6-Zylinder" auf den Namen ihres neuen Programms gekommen sind, und danach legt die Gruppe sofort mit ihrer Version des 70er-Jahre-Schlagers "Mexico" von den Les Humphries Singers los. Es folgt ein vergnüglicher und einfach nur gute Laune machender Streifzug durch die Rock-, Pop- und Swinggeschichte, bei dem mal deutsch, mal englisch oder vom holländischen Chormitglied Jos Gerritschen auch mal spanisch (Adios le pido von den ,Juanes') gesungen wird. Teils bleiben die "6-Zylinder" den Originaltexten der Titel treu, manchmal dichten sie diese aber auch kurzerhand um.

So wandelt Tenor Matthias Ortmann Billy Joels "Uptown Girl" kurzerhand in Haushaltstipps für den weiblichen Teil des Publikums um und empfiehlt: "Du musst den Gefrierschrank abtauen - Girl".

Winne Voget will unbedingt in Roberto Blancos rotes Sakko schlüpfen und Thomas Michaelis kommt urplötzlich als Kartoffelbauer Holkenbrink verkleidet auf die Bühne zurück, um das "Westfalenlied" anzustimmen. Doch nicht nur die "6-Zylinder" machen an diesem Abend dem Publikum viel Spaß. Schon vor dem Auftritt der Münsterländer haben 14 Reinsfelder das Stimmungs-Thermometer in Hermeskeil auf die richtige Betriebstemperatur gebracht. Der von Andrea Stüber geleitete "Chorschatten" rührt als Vorgruppe schon mal einen schmackhaften A-cappella-Cocktail mit 14 Stücken an. Bei ihrer Version von "Don't you" von den Simple Minds singt der ganze Saal mit und beim "Bratis-lawa-Lover" oder dem Solo von Bass Andreas Weist als "Wild Thing" ist gute Laune garantiert.

Eröffnet wurde der 17. Kultuherbst am Freitagabend jedoch im traditionellen Rahmen und mit schönen Künsten. In der Volksbank stellt Günter Baus noch bis zum 9. Oktober über 60 Ölmalereien aus. Bemerkenswert ist vor allem der Arbeitsstil des Autodidakten aus Ottweiler im Saarland. Die meisten seiner Bilder sind mit den Fingern gemalt. "Pinsel benutze ich nur selten. Das sind die Krücken der Hände", sagt der 64-Jährige. Eine große Bandbreite an Motiven ist sein Kennzeichen. Fast fotografisch exakte Landschaftsbilder hängen neben impressionistischen Werken. Bilder vom Neunkirchener Stahlwerk hängen Seite an Seite mit einem Porträt von Salvador Dali oder der erst kürzlich entstandenen Hermeskeiler Martinuskiche im Lionel-Feininger-Stil. "Faszinierend", fand Besucherin Wilma Knop aus Nonnweiler bei der Vernissage diese Vielfalt. Auch nach Auffassung von Karla Eiden "ist bei dieser großen Auswahl eigentlich für jeden etwas dabei, obwohl manches auch Geschmackssache ist".

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