700 Hermeskeiler Bürger diskutieren über geplantes Asylbewerberheim - Land macht weitere Zugeständnisse

Hermeskeil/Trier · Das Thema Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Hermeskeil mobilisiert die Hochwälder: Mit 700 Besuchern war die Hochwaldhalle am Mittwochabend restlos gefüllt. Integrationsministerin Irene Alt (Grüne) und andere hochrangige Behördenvertreter erläuterten, was auf den Standort Ex-Kaserne, die Stadt und die Bewohner zukommt.

 Rund 700 Menschen sind zur Diskussion in die Hochwaldhalle in Hermeskeil gekommen. Foto: Friedemann Vetter

Rund 700 Menschen sind zur Diskussion in die Hochwaldhalle in Hermeskeil gekommen. Foto: Friedemann Vetter

 Stehen seit 2007 leer: die Unterkunftsgebäude der früheren Hochwaldkaserne in Hermeskeil. Das Land will dort eine Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende schaffen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Stehen seit 2007 leer: die Unterkunftsgebäude der früheren Hochwaldkaserne in Hermeskeil. Das Land will dort eine Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende schaffen. TV-Foto: Axel Munsteiner


Die 500 gestellten Stühle in der Hochwaldhalle reichen nicht aus. Punkt 19 Uhr, als die Einwohnerversammlung zur geplanten Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) beginnt, befinden sich etwa 700 Bürger in der Hochwaldhalle. Sie interessiert, wie solch eine Afa in der vom Land favorisierten, leerstehenden Hochwaldkaserne funktionieren soll und welche Auswirkungen dies auf Hermeskeil und die Region haben könnte. Was das Publikum bewegt, wird schon in der ersten Fragerunde deutlich, zu der Moderator Heiner Schneider aufruft: Die Bereitschaft zur Hilfe ist grundsätzlich vorhanden, aber es gibt Sicherheitsbedenken: Kann eine 5500-Einwohner-Stadt die 500 bis 750 Flüchtlinge, die dort bis zu einem Zeitraum von drei Monaten aufgenommen werden, verkraften?

Auf die Sicherheitsbedenken, die die Lidl-Filialleiterin aus Hermeskeil äußert, antwortet der Trierer Polizeipräsident Lothar Schömann aufgrund seiner Erfahrungen in der Trierer Afa, der bisher einzigen im Land: "Die Ladendiebstähle haben zwar zugenommen, aber die Kriminalität außerhalb der Einrichtung ist überschaubar und nicht besonders hoch." Es gebe mehr Polizeieinsätze wegen Konflikten innerhalb der Afa-Gebäude als draußen. Insgesamt komme man in Trier auf 70 Einsätze pro Jahr. Laut Schömann soll die Polizeiinspektion Hermeskeil um rund zehn Kräfte verstärkt werden, wenn die Afa komme. Deren Trierer Leiter Frank-Peter Wagner sagt, dass die Enge im überfüllten zentralen Trierer Aufnahmeheim (derzeit fast 1000 Menschen) die sozialen oder religiösen Konflikte der Asylsuchenden befördere.

90 zusätzliche Arbeitsplätze

"Wir brauchen dringend mehr Erstaufnahmeeinrichtungen, und Hermeskeil ragt bei der Prüfung heraus, es ist unser Favorit", sagt Integrationsministerin Irene Alt. Hermeskeil biete sich durch eine Afa in den sehr gut geeigneten Kasernenräumen eine große Chance auf Arbeitsplätze und eine Festigung der Infrastruktur. Die Ministerin sagt 90 zusätzliche Arbeitsplätze zu, etwa im Wachdienst und im sozialen Bereich. Die Landesregierung wolle auch das Krankenhaus erhalten, es sei für die medizinische Versorgung der Flüchtlinge von großer Bedeutung. Alt geht mit ihren Zugeständnissen an Hermeskeil noch weiter. Sie möchte im Mehrgenerationenhaus eine Koordinierungsstelle für Sozialprojekte fördern, auch die Jugendarbeit und Ehrenamtsprojekte sollen vom Land unterstützt werden. "Positive Signale" gebe es auch aus anderen Ministerien, etwa für die Städtebauförderung in Hermeskeil und die Ansiedlung von Gewerbe.

Dagmar Barzen, Präsidentin der Aufsichts-und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD), appelliert an die Hilfsbereitschaft der Hochwälder: "Diese Menschen haben Schlimmes hinter sich. Sie brauchen unsere Hilfe, und sie sind dafür auch sehr dankbar." Es werde Probleme geben, so Barzen. Aber die Erfahrungen in Trier zeigten, dass es für alles eine Lösung gebe. Damit sich die Besucher der Einwohnerversammlung ein Bild von der Trierer Afa machen können, sind Fotos und Infotafeln in der Hochwaldhalle aufgestellt; auch Werke eines Kunstprojekts sind zu sehen.

Stadtbürgermeister Mathias Queck sagt, er nehme die Ängste und Sorgen der Bürger ernst. Hermeskeil werde einer Afa nur zustimmen, wenn die nötige Infrastruktur geschaffen werde und die Bürger auf breiter Basis zustimmten. Queck: "Die Flüchtlinge suchen Sicherheit, und dafür sollten wir in Hermeskeil unseren Beitrag leisten."

Neben Hermeskeil sind im Übrigen auch noch weitere Aufnahmeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz geplant. Bis Juni soll die bisherige Außenstelle Ingelheim zur vollwertigen Afa ausgebaut sein. Laut Ministerin Alt gibt es auch Gespräche mit Kusel und zwei weiteren Kommunen.

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