700 helle Lichter: Einheimische und Flüchtlinge gehen in Hermeskeil aufeinander zu

Hermeskeil · Ein leuchtendes Zeichen der Solidarität ist am Donnerstag in Hermeskeil gesetzt worden: Mit Lichtern in den Händen sind rund 300 Bürger aus Hermeskeil und 400 Flüchtlinge aus der Aufnahmestelle an der Ex-Kaserne aufeinander zugegangen und haben sich in der Mitte getroffen. Die von der Kita Adolph Kolping organisierte Aktion war für viele Teilnehmer ein emotionales Erlebnis.

700 helle Lichter: Einheimische und Flüchtlinge gehen in Hermeskeil aufeinander zu
Foto: Friedemann Vetter

"Aufstehen, aufeinander zugehen!" Musikalisch stimmt Matthias Webel die Menschen auf das ein, was sie wenige Minuten später auch machen. Etwa 300 Bürger aus Hermeskeil sind am Donnerstagabend zum Restaurant Jay & Jay am Stadteingang gekommen. Sie haben Gläser mitgebracht, in denen Teelichter leuchten, und wollen sich alle auf den Weg in Richtung frühere Kaserne machen.

Denn dort haben sich etwa 400 Bewohner der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) versammelt, die ebenfalls mit einem Lichterzug den Hermeskeilern entgegenkommen werden. In der Mitte ist dann das Treffen und die Begegnung zwischen Einheimischen und Flüchtlingen geplant. Organisert hat diese Aktion die Kita Adolph Kolping. "Wir wollen ein Zeichen der Solidarität und des Miteinanders setzen und die Menschen, die bei uns angekommen sind, mit einem warmen, hoffnungsvollen Licht begrüßen", sagt Kita-Chefin Katja Ludes, bevor es losgeht. Eine Aktion, die Afa-Leiter Stefan Ding und der dort für die Betreuung der Asylbewerber zuständige DRK-Kreisverband voll unterstützt haben. Gleiches gilt für andere Behörden.

So wird während der Aktion die B.52 zwischen Stadteingang und Ex-Kaserne für zwei Stunden gesperrt. Der pensionierte Kinderarzt Karl Heege ist in gespannter Erwartung: "Werden wir, wenn wir uns treffen, mit den Menschen ins Gespräch kommen, oder wird es ein eisernes Schweigen geben?", fragt er sich. Auch die Achtklässlerin Nina ist da. Warum sie mitmacht und die Menschen in der Afa willkommen heißen will? Ihre Antwort lautet: "Meine Oma musste früher auch aus ihrer Heimat fliehen. Ich kann also ein bisschen nachempfinden, wie schlimm das ist." Dann geht's los: Angeführt von drei Trommlerinnen brechen die Hermeskeiler Bürger zur Afa auf. Schon bald sehen sie in der Dunkelheit, dass ihnen von oben viele Lichter entgegenkommen. Kurz vor der B.52-Brücke treffen sich die beiden großen Gruppen.

Der erste Willkommensgruß ist dabei eine Art freundliches Indianer-Geheul. Dann wechseln beide Seiten symbolisch jeweils eine selbst gestaltete Kerze. Ludes lädt die Flüchtlinge dazu ein, gemeinsam wieder hinunterzugehen, weil am Jay & Jay warme Getränke für alle warten. In der Zwischenzeit gibt es unter den Teilnehmern schon die ersten Versuche, miteinander zu kommunizieren. Die Sprachbarriere ist zwar hoch, dafür ist aber viel guter Wille da. "Es ist schön hier. Die Leute sind sehr freundlich", sagte Muna Ali, eine Frau aus Syrien, auf Englisch. Emotionale Momente Heeges Bedenken haben sich inzwischen auch verflüchtigt: "Es freut mich, dass sich alles so mischt. Ich bin sehr ergriffen." Das ist auch Kita-Leiterin Ludes: "Die Lichter haben nicht nur die Hände, sondern auch die Herzen erwärmt. Man merkt, dass sich die Menschen in der Afadruch diese Aktion wertgeschätzt sehen." Mit der Resonanz sei sie sehr zufrieden, "auch wenn es vielleicht noch der ein oder andere Hermeskeiler mehr hätte sein können". Erfreulich: Laut Polizei hat es keinerlei Zwischenfälle an diesem Abend der Begegnung gegeben.

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