Abschied vom Gentleman

HERMESKEIL. Der Schüler Olaf Müller hat das Handbuch der Geschichte verschlungen und glänzte durch hervorragende Leistungen. Als Lehrer, Fachberater für Deutsch und Direktor hat der 63-Jährige viel bewegt. Stadt, Land und Schule verabschiedeten sich von dem "Pädagogen mit imponierendem Wissen".

Direktor Müller ist ein Gentleman. Er ist zuvorkommend und sehr gebildet. Dass Menschen vielfältiges Wissen erwerben und sich gegenseitig den angemessenen Respekt zollen, dafür hat er sich während all seiner Berufsjahre eingesetzt. Die Tage am Gymnasium Hermeskeil sind gezählt. Noch 17-mal sitzt er in seinem Büro, organisiert, unterrichtet und sucht das Gespräch mit Kollegen und Schülern. Viereinhalb Jahre leitete er das Gymnasium mit musischem Schwerpunkt.Sehr gutes Zeugnis für den "Direx"

Wer vermag einen Direktor besser zu beurteilen als die Schüler? Schülersprecherin Viktoria Grzondziel und ihr Stellvertreter Romeo Kunnakattu stellen ihrem "Direx" ein sehr gutes Zeugnis aus. "Er hatte immer ein offenes Ohr für uns, und er verfügt über ein imponierendes breites Wissen", loben die Oberstufenschüler. Karl Krämer, Vizepräsident der ADD, einer der zahlreichen Politik-Prominenten, die zur Verabschiedungsfeier in die Schulbibliothek gekommen waren, drückte einst die Schulbank mit dem zukünftigen Ruheständler. "Olaf Müller war ein hervorragender Schüler, der so was Trockenes wie das Handbuch der Geschichte las. Und er war und ist ein exzellenter Skatspieler", erinnerte sich Krämer. Große Verdienste erworben habe sich Müller während seiner neunjährigen Tätigkeit in Tschechien, wo er als Fachberater für Deutsch und Koordinator des Lehrerentsendeprogramms beim Schulministerium der Tschechischen Republik in Prag wirkte. Den Grundstein für sein bewegtes Berufsleben legte Müller 1960, als er das Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier machte. Er studierte Romanistik und Geschichte an der Uni Saarbrücken und promovierte 1971. Es folgte ein Jahr Referendarzeit am Studienseminar Trier. Bevor es Müller auf den Schwarzen Kontinent zog, lehrte er heimatnah acht Jahre am Peter-Wust-Gymnasium in Wittlich, später am Gymnasium Saarburg. Sieben Jahre arbeitete Olaf Müller auf der Elfenbeinküste als Fachberater für Deutsch am Erziehungsministerium und bildete Lehrer an der Ecole Normale Supérieur von Abidjan aus. Bevor er Chef des Hermeskeiler Gymnasiums wurde, folgte er einer Abordnung an das Bildungsministerium in Mainz. Rückblickend hofft Müller, dass "ich ein paar Samenkörnchen gelegt habe, die irgendwann aufgehen werden". An der letzten Station seines beruflichen Lebens habe er positive Veränderungen im erzieherischen Bereich wahrgenommen. Das soziale Miteinander innerhalb der Schulgemeinschaft habe sich gut entwickelt. Es gebe viele Beispiele dafür, dass Rücksichtnahme und Höflichkeit in der Schülerschaft zugenommen hätten. Doch diese erfreuliche Entwicklung schreibt sich der Direktor nicht allein "auf seine Fahne"."Starke Mannschaft im Rücken"

Den Abschied nutzte Olaf Müller zum Dank bei seiner starken Mannschaft im Rücken, "ohne die ein Direktor nichts bewegen kann". Weiter habe sich das akademische Niveau der Schule in seiner Amtszeit nicht verschlechtert. "Die Durchschnittsnoten der letzten fünf Abiturjahrgänge liegen zwischen 2,33 und 2,56. Das kann sich sehen lassen", so der Pädagoge. Dem Hermeskeiler Gymnasium wünscht er Kontinuität im Geiste der Offenheit, Kommunikation und der Kultur zivilisierter Umgangsformen. Künftig wird der Noch-Direktor zu Rechen und Harke greifen, eine Familienchronik weiter schreiben, Zeit mit seinen im Ausland lebenden drei erwachsenen Kindern verbringen und vor allem reisen. Am Ende seines erfolgreichen Berufslebens gilt sein besonderer Dank seiner Ehefrau. "Sie hat mir immer den Rücken frei gehalten. Ohne sie hätte ich vieles nicht erreichen können." Die Lehrerband des Gymnasiums Hermeskeil gab der Verabschiedungsfeier eine besonders passende Note.

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