Abspecken beim kulinarischen Klassiker

Es ist der kulinarische Klassiker der Region: Vom 4. bis 19. Oktober lässt in 34 Restaurants die "tolle Knolle" wieder Genießerherzen höher schlagen. Aber: Bei den "Hochwälder Kartoffeltagen 2008" fehlen mit zentraler Eröffnungsveranstaltung und Bürgermeister-Schaukochen die bisherigen öffentlichkeitswirksamen Höhepunkte der grenzüberschreitenden Veranstaltungsreihe.

Kell am See/Hermeskeil. Einst als "Dickmacher" und "Arme-Leute-Essen" verpönt, hat die Kartoffel gerade im Hochwald viel für ihren Ruf getan. Die "tolle Knolle" taucht inzwischen in vielen Variationen auf den Speisekarten der heimischen Restaurants auf und verspricht so selbst Gourmets ungeahnte Gaumenfreuden. Das gilt speziell während der "Hochwälder Kartoffeltage", die vom 4. bis 19. Oktober laufen. Über 100 Gerichte servieren die Küchenchefs von 34 Betrieben - drei mehr als 2007 - in den VG Hermeskeil und Kell sowie im Saarland in Nonnweiler, Weiskirchen, Losheim und Wadern. Garniert wird das von den Tourist-Infos der Kommunen vermarktete Programm mit 44 Rahmenveranstaltungen rund um den Erdapfel.

Küchenchefs: Tolle Knolle belebt das Geschäft



"Wenn es die Kartoffeltage nicht geben würde, müsste man sie erfinden", spricht Michael Krämer vom Restaurant "Zur Post" in Kell vielen Kollegen aus dem Herzen. Die Veranstaltung bringt nicht nur ihm mehr auswärtige Gäste und Tisch-Reservierungen. Auch Doris Werhan vom "Haus Doris" in Kell betont: "Die Kartoffeltage sind ein belebendes Element für unser Geschäft". Nach längerer Pause ist auch die Pension "Zur Linde" in Geisfeld wieder mit von der Partie. "Ich hoffe, dass wir mit den Kartoffeltagen unseren Betrieb bekannter machen können und zusätzliche Kunden gewinnen", sagt Besitzerin Michaela Schmitt.

Ein auffälliges Merkmal der Auflage 2008 ist jedoch, dass sich das Geschehen noch stärker in die Gastronomieszene hinein verlagert und die beiden wichtigsten öffentlichen Programmpunkte diesmal fehlen. Weder findet eine Eröffnungsveranstaltung statt, noch geht das Schaukochen der sechs Bürgermeister für einen guten Zweck über die Bühne. "Das ist natürlich keine glückliche Situation", räumt der Keller Rathaus-Chef Werner Angsten ein. Insbesondere auf saarländischer Seite habe es keine "große Motivation gegeben, dass Schaukochen fortzuführen. Man muss auch ehrlich sagen, dass diese Veranstaltung ihren Zenit überschritten hat". Auch sein Hermeskeiler Kollege Michael Hülpes verweist darauf, dass im Laufe der Zeit immer weniger Gäste einen Tisch reserviert hatten, um zu erfahren, wie es schmeckt, wenn Politiker unter Anleitung von "Profis" den Kochlöffel schwingen.

2007 hatte es in Reinsfeld mit einem Kartoffelbüfett mit 200 Teilnehmern und einem Bauernmarkt in Kell noch gleich zwei größere Eröffnungsveranstaltungen für die Kartoffeltage gegeben. Da in Kell aber am Wochenende bereits der Musikverein sein Viezfest feiert, "wollten wir keine Konkurrenz im eigenen Ort schaffen. Deshalb machen wir Bauernmarkt und Viezfest gemeinsam und lassen es außerhalb des Kartoffeltage-Programms laufen", erklärt Tourismus-Chefin Walburga Meyer. In Reinsfeld wird das Büfett wegen des hohen organisatorischen Aufwands ohnehin nur unregelmäßig veranstaltet. Außerdem würde es beim Start der Kartoffeltage eine Terminkollision mit der Dorfkirmes geben, so Hülpes.

Einig sind sich beide Bürgermeister, dass dieser Mangel abgestellt werden soll. "Wir müssen uns jetzt einfach etwas Neues überlegen", sagt Angsten. Hülpes fordert: "Wir von öffentlicher Seite sollten schon dafür sorgen, dass wir zumindest wieder eine ordentliche Eröffnungsfeier hinbekommen."

Der Kreis-Heimatverein ist kurzfristig in die Bresche gesprungen und lädt heute ab 18 Uhr im Historischen Bahnhof Kell zu einem Vortrag über die "tolle Knolle" in Literatur und Geschichte ein.

Meinung

Neue Ideen müssen her

Die Gastronomen finden sie gut, die Gäste kommen und lassen es sich schmecken. Es hat sich nichts daran geändert: Die "Kartoffeltage" bleiben weiterhin eine Veranstaltungsreihe, die sich touristisch trefflich vermarkten lässt, da die knubbeligen Knollen als klassisches Essprodukt der Region ideal zum Hochwald passen. Für die meisten Betriebe ist es aktuell wohl auch irrelevant fürs Geschäft, ob es ein Bürgermeister-Schaukochen oder eine Eröffnungs-Veranstaltung gibt. Aber: Dass in Zukunft jeder nur noch sein eigenes Süppchen kocht und die öffentlich werbewirksamen Höhepunkte fehlen, kann dauerhaft kein Erfolgsrezept sein. Neue Ideen für Gemeinschaftsaktionen müssen her - am besten schon 2009. a.munsteiner@volksfreund.deExtra Beteiligte Betriebe in Rheinland-Pfalz: VG Hermeskeil: Pension "Zur Linde" (Geisfeld), Landgasthof Kuhl (Reinsfeld). VG Kell: Landhotel "Haus Doris", Seehotel, Hotel-Restaurant Fronhof, Hotel-Restaurant St. Michael, Hotel-Restaurant "Zur Post” (alle Kell), Restaurant "Greimerather Forst", Restaurant "Zur Post" (Greimerath), Spießbratenhalle, Gasthaus-Metzgerei Maßem (beide Schillingen), Landgasthaus Kopp (Hentern). Die Broschüre mit allen teilnehmenden Restaurants und Veranstaltungen in den sechs Kommunen gibt es ab sofort kostenlos in den jeweiligen Tourist-Infos.

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