Abtanzen in der Halle des Drills

HERMESKEIL. Kart-Racing auf dem Exerzierplatz, Musik nonstop und jede Menge Information über den Arbeitgeber Bundeswehr gab es am Samstag auf dem Gelände der Bundeswehr in Hermeskeil. Die gemeinsame Aktion "Rock and Rockets" von Kaserne und Kommune feierte eine erfolgreiche Premiere.

Hier soll eine Party stattfinden? Beim Betreten des Bundeswehrgeländes wirken die beiden bewaffneten Soldaten in Tarnkleidung hinter dem Zaun sehr befremdend. Noch will keine Feierlaune aufkommen. Doch das soll sich bald ändern. Während die etwas sensibleren Partygäste den Anblick noch verdauen müssen, ist Marcello Bruccoleri aus Abtei längst in seinem Element: Er zieht den Helm an und steigt ins Kart. Bestzeit will er fahren. So wie Christian Dixius aus Merzig. Nach sechs Runden auf der 270 Meter langen Kartbahn auf dem zweckentfremdeten Exerzierplatz freut sich Christian: Er hat die Konkurrenz abgehängt. "Ich fühle mich ein wenig wie Michael Schumacher", schwärmt der 15-Jährige, der an diesem Tag so ein ganz anderes Bild von der Bundeswehr gewinnt.Bundeswehr bietet 63 Ausbildungsberufe

Zwei Fliegen mit einer Klappe haben die Initiatoren, das Raketenartillerie-Lehrbataillon 52, die Verbandsgemeinde Hermeskeil und die Initiative "Hochwaldpower" geschlagen: Spaß und Musik für die Jugend auf der einen und Information über die Bundeswehr auf der anderen Seite. "Dass wir etwas Attraktives für Jugendliche auf dem Gelände der Bundeswehr auf die Beine gestellt haben, war erst einmal eine Notlösung, nachdem wir nur Absagen für andere Hallen erhalten haben", sagt Bernd Hermesdorf, Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Hermeskeil und Ideengeber von "Rock and Rockets". Doch der ungewöhnliche Partygastgeber entpuppt sich schon tagsüber mehr und mehr als Volltreffer. Bataillons-Kommandeur Roderich Kiesewetter sieht den Aktionstag als Chance in Zeiten, in denen der Standort Hermeskeil auf der Kippe steht. "Wir zeigen, was die Bundeswehr vor Ort bewirken kann. Wir zeigen Flagge", sagt Kiesewetter. Was die Bundeswehr zu bieten hat, erfährt auch Christian im Info-Mobil. Die beiden Wehrdienstberater Winfried Heinz und Peter Koch weisen im mit Informationsmaterial gut ausgestatteten Bus Interessierte auf die 63 Ausbildungsberufe der Bundeswehr hin, vom Koch bis zum Kfz-Mechaniker. "20 000 junge Leute stellen wir bundesweit jährlich als Lehrlinge ein", so Koch. Auch das Studium beim "Bund" interessiert Christian. "Wir schließen einen Pakt: Die Studenten liegen den Eltern nicht länger auf der Tasche, sind wirtschaftlich frühzeitig unabhängig, und die Bundeswehr kann Eliten-Auswahl betreiben", sagt Koch über die Studienmöglichkeiten bei der Bundeswehr. Während sich die einen noch über die oft wenig bekannten beruflichen Perspektiven bei der Bundeswehr informieren, geben in der Sporthalle die Nachwuchsbands "4 Tune", "Deluxe 4ever", "Railhead" und "Stroke of Fate" Kostproben ihres Könnens. Am Abend heißt es "Spot on" für die Profis von der Coverband "Fairground" und der AC/DC-Tributeband "Sin City". Party bis zum Morgen ist in der Sporthalle der Hochwaldkaserne angesagt. Hier und da mischt sich auch ein 40-Jähriger unter das jugendliche Publikum. "An diese Halle habe ich keine guten Erinnerungen", sagt Andreas nachdenklich. Vor mehr als zwanzig Jahren absolvierte er in Hermeskeil seinen Wehrdienst. Um so mehr genießt er an diesem Abend die gelöste Partystimmung in der einstigen "Halle des Drills". Vieles hat sich seitdem gewandelt. Christian hat nach diesem aktionsgeladenen Tag seinen einstigen Entschluss, auf keinen Fall zur Bundeswehr zu gehen, revidiert. "Ganz schön locker hier, und von dem großen Berufsangebot wusste ich nichts", stellt er fest.Der Kommandeur ist zufrieden

Roderich Kiesewetter und Bernd Hermesdorf sind mit dem Verlauf von "Rock und Rockets" sehr zufrieden. "Eine Premiere birgt auch immer ein paar kleine Fehler in sich", sagt Kiesewetter. Doch größere Pannen gab es nicht.

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