Acht Wochen nach Brand in Hentern: Wie es der betroffenen Familie geht - Ursache ermittelt

Hentern · Im Haus der Lehnertz in Hentern hat Anfang März ein Feuer gewütet, die Familie stand plötzlich ohne Dach über dem Kopf da. Ihr Schicksal löste eine Welle an Hilfs- und Spendenbereitschaft aus. Der TV hat nachgefragt, wie es den Lehnertz seither ergangen ist und ob sie wieder in ihr Haus zurückkehren können. Inzwischen steht auch die Brandursache fest.

 Viel ist nicht mehr zu gebrauchen: Im Haus der Familie von Anja Lehnertz (kleines Foto oben) in Hentern, wo Anfang März ein Feuer im Obergeschoss ausgebrochen war, haben die Aufräumarbeiten begonnen. TV-Fotos (2): Christa Weber/Regina Lüders

Viel ist nicht mehr zu gebrauchen: Im Haus der Familie von Anja Lehnertz (kleines Foto oben) in Hentern, wo Anfang März ein Feuer im Obergeschoss ausgebrochen war, haben die Aufräumarbeiten begonnen. TV-Fotos (2): Christa Weber/Regina Lüders

Foto: (h_hochw )

Hentern. "Es geht uns so weit gut, auch wenn alles ziemlich anstrengend ist", sagt Anja Lehnertz. Vor ungefähr acht Wochen war im Obergeschoss ihres Einfamilienhauses in Hentern ein Feuer ausgebrochen, das das Gebäude für längere Zeit unbewohnbar gemacht hat (der TV berichtete am 3. März).
Die alleinerziehende Mutter, die dank ihrer Arbeit als Hebamme im Kreis Trier-Saarburg recht bekannt ist, lebt seitdem mit ihren vier Kindern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Trier. "Das ist eine Übergangslösung, auf Dauer geht das nicht", sagt Lehnertz im Gespräch mit dem TV.

Sie sei noch immer "vollkommen überwältigt" von der Hilfsbereitschaft, die ihrer Familie seit dem Unglück entgegengebracht worden sei. Die Nachricht von dem Wohnhausbrand hatte sich über die Medien und die sozialen Netzwerke schnell verbreitet. Schon wenige Stunden danach gab es mehrere Spendenaufrufe für die durch das Feuer obdachlos gewordene Familie. Bekannte baten um Kleidung, vor allem für die drei Töchter und den Sohn. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet (siehe Extra). Ein hilfsbereiter Facebook-Nutzer wollte sogar Transporter organisieren, die im gesamten Kreisgebiet Kleider, Möbel und Haushaltsgeräte einsammeln und nach Hentern bringen sollten. Die Aktion wurde jedoch in letzter Minute von Anja Lehnertz selbst gestoppt: "Das war damals einfach zu gut gemeint. Ich hätte ja gar nicht gewusst, wohin mit all den Sachen", erklärt sie im Nachhinein. Dennoch wolle sie allen Menschen, die ihr über das persönliche Umfeld und auf anderen Wegen Spenden haben zukommen lassen, "von Herzen Danke sagen".

Momentan sei die Familie "so weit versorgt". In der Trierer Wohnung stehe "auch nur begrenzt Stauraum zur Verfügung. Jeder von uns hat zum Beispiel nur eine Plastikkiste voll mit Klamotten". Für ihre Kinder sei die Situation schwierig, berichtet die Hebamme: "Sie sind jetzt aus dem Abenteuermodus raus und haben registriert, dass sie ihr altes Haus so nicht mehr wiedersehen werden. Das Drama hat nicht an Stärke verloren."
Inzwischen hat der Wiederaufbau des Hauses begonnen. Das Ausmaß der Schäden sei jetzt, acht Wochen später, "erst richtig klar geworden", nachdem die Gutachter ihre Arbeit abgeschlossen hätten. Auch die Kriminalpolizei hat inzwischen ihre Ermittlungen beendet.

"Brandursache war offenbar ein technischer Defekt in einer Mehrfachsteckdose", teilt der Leiter der Saarburger Polizeiinspektion, Markus Kohl, auf TV-Anfrage mit. Dies sei bei Bränden in Einfamilienhäusern eine häufige Ursache (siehe Hintegrund), habe man ihr erklärt, sagt Anja Lehnertz: "Das denkt man ja gar nicht." Wegen des technischen Defekts greife die Versicherung, eine "konkrete Schadenssumme" kenne sie aber noch nicht, sagt Lehnertz. Laut Vertrag übernehme die Versicherung auch die Kosten für 200 Tage Unterbringung. "Aber die laufen im September ab - und bis dahin können wir sicher noch nicht zurück ins Haus."

Zurzeit würden dort Putz und Fußböden entfernt, das komplette Dachgeschoss müsse abgerissen und erneuert werden. "Das wird eine ganze Weile dauern." Für die Familie habe sie ab Mai im Landal Green Park in Kell am See eine Bleibe gefunden, berichtet die Hebamme. Für den Zeitpunkt, ab dem die Versicherung die Unterbringung nicht mehr bezahle, hofft Lehnertz, "dass ich die Finanzierungslücke dann mit Hilfe des Spendengelds schließen kann". Das Konto, das Freunde im März eingerichtet hatten, gebe es immer noch. "Anfangs wollte ich das nicht, man hat ja schon eine gewisse Scham. Aber jetzt bin ich sehr dankbar dafür."Extra

Spendenkonto: Wer die Familie Lehnertz mit Geldspenden unterstützen möchte, kann das über dieses Spendenkonto tun: Sparkasse Trier, Inhaberin Anja Lehnertz, IBAN: DE34585501300007168453, Stichwort: Brandhilfe Hentern. Das Konto hatten Freunde der Familie kurz nach dem Brand im Haus der Lehnertz' Anfang März eingerichtet. cwebExtra

Acht Wochen nach Brand in Hentern: Wie es der betroffenen Familie geht - Ursache ermittelt
Foto: (h_ko )

Nach Auskunft von Andreas Görgen von der Kriminalpolizei in Saarburg können Mehrfachsteckdosen häufig als Ursache für Wohnhausbrände ausgemacht werden. Der Kriminaloberkommissar hat im Rahmen von Brandermittlungen einige "Gefahrenpunkte" bei Steckdosenleisten festgestellt: Zunächst sollten Verbraucher darauf achten, dass die technischen Voraussetzungen erfüllt seien, sagt Görgen. Diesbezüglich gebe es "deutliche Qualitätsunterschiede". Billigware sei "mit äußerster Vorsicht zu genießen". Man sollte auf entsprechende Prüfsiegel (VDE, GS-Zeichen) achten, mit denen Elektrogeräte gekennzeichnet seien. Außerdem müsse man aufpassen, dass die Steckdosen nicht "mechanisch beschädigt" würden. Viele Privatleute hätten Mehrfachsteckdosen unter dem Schreibtisch oder hinter dem Wohnzimmerschrank verlegt. "Wenn die Dose dort eingequetscht wird, oder wenn man mit dem Fuß darauf tritt, dann ist ein Schaden vielleicht nach außen hin nicht sichtbar", sagt der Brandermittler. In der Steckdose könnten sich aber Kontakte verschoben oder gelöst haben. Das größte Risiko berge die Aneinanderreihung mehrerer Mehrfachsteckdosen: "Da gibt es die abenteuerlichsten Konstruktionen." Wenn man dann auch noch Geräte anschließe, die einen hohen Verbrauch haben, bestehe die Gefahr der "Überspannung und Überhitzung". Hinzu komme das Risiko durch Steckdosen, die außerhalb der Wohnung, etwa für die Weihnachtsbeleuchtung, zum Einsatz kämen: "Die müssen ganz anderen Anforderungen standhalten als im Innenbereich." Häufig würden diese Steckdosen "mit Plastikfolie umwickelt", was weitere Gefahren berge. cweb

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