Klare Botschaft in bunten Buchstaben - Hermeskeiler Schüler werben für Toleranz und offene Gesellschaft - Ehrengast Malu Dreyer

Hermeskeil · Einen Tag lang haben sich die Schüler des Gymnasiums Hermeskeil damit beschäftigt, wie sie für mehr Toleranz, Respekt und Offenheit in ihrem Umfeld eintreten können. Das Programm hatten Mitglieder der Oberstufe organisiert. Ehrengast war Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die sich auch Zeit für eine Diskussion mit den Schülern nahm.

 Ministerpräsidentin Malu Dreyer besuchte am Montagvormittag das Hermeskeiler Gymnasium. Dort findet der Toleranz-Tag statt.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer besuchte am Montagvormittag das Hermeskeiler Gymnasium. Dort findet der Toleranz-Tag statt.

Foto: Klaus Kimmling

"Tach, ihr Pappnasen" hallt es durch die Turnhalle des Gymnasiums. "Tach, du Sack" antworten die Schüler, wie es Ausbilder Schmidt befohlen hat. Mit rotem Barett und Sonnenbrille steht er vor ihnen. Es sind die Markenzeichen der Figur mit dem bellenden Tonfall und den markigen Sprüchen, die den Kabarettisten Holger Müller aus Idar-Oberstein bundesweit bekannt gemacht hat.

An diesem Montag ist er nach Hermeskeil gekommen, um den Schülern etwas über Humor und Toleranz zu erzählen. Dazu spielt er Ausschnitte aus seinen Programm vor, lässt die Schüler aber auch selbst improvisieren. Sein Ratschlag: "Lacht mal wieder, macht einen Witz. Wenn ihr tolerant sein wollt, dann braucht ihr auch Humor und ein bisschen Gefühl für andere Menschen."

Humor als Ausdruck für Toleranz - nur ein Aspekt des vielfältigen Programms, das am Abend mit einer von Müller moderierten Comedyshow enden soll. Der Tag steht ganz im Zeichen von Respekt und Rücksichtnahme. Die Idee dazu hatten sieben Mitglieder der Schülervertretung, die mit ihrem Konzept für einen Toleranztag an der Schule den Jugend-Engagement-Wettbewerb des Landes gewonnen hatten.

Der Vormittag ist der Information gewidmet. Die Jahrgangsstufen fünf bis acht und neun bis zwölf hören Vorträge, in denen es zum Beispiel um Homosexualität, Toleranz gegenüber anderen Religionen und Diskriminierung geht. Zu den Referenten zählen neben Kabarettist Müller der Hermeskeiler Diakon Andreas Webel und Vertreter von Polizei und Jugendhilfe.

Der Ehrengast trifft gegen 9.30 Uhr auf dem Schulhof ein: die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie hatte ihren Besuch schon im Februar angekündigt, als sie den Schülern den Preis überreicht hatte. Dreyer plaudert mit den Schülern, posiert für Handyfotos und wendet sich dann an die Schulgemeinschaft: Jeder glaube von sich, dass er "vom Grundsatz her tolerant" sei, sagt sie. In manchen Situationen stelle er dann aber fest, dass er sich doch anders verhalte. "Sich aktiv mit dem Thema zu befassen, ist deshalb enorm wichtig", stellt die Ministerpräsidentin fest und fordert Schüler, Lehrer und Eltern auf, dafür zu sorgen, "dass an dieser Schule jeder seinen Platz hat, egal wie er tickt".

Wo liegen die Grenzen?

In der Bibliothek stellt sich Dreyer Fragen der Zwölftklässler. Sie wollen wissen, wie sie aktuelle Ereignisse bewertet - etwa den Anschlag auf einen Schwulenclub in den USA oder die Ausschreitungen bei der Fußball-Europameisterschaft. "Uns haben diese Vorfälle darin bestärkt, dass wir ein wichtiges Thema angepackt haben", sagt Jana Simon, die die Fragerunde moderiert. Gefragt nach den Grenzen von Toleranz sagt Dreyer: "Die sind erreicht, wenn Menschen sich für Positionen einsetzen, um anderen zu schaden."

Ob sich Rheinland-Pfalz bei der Aufnahme von Flüchtlingen "tolerant genug" zeige, fragt ein Mädchen. "Es gibt eine überwältigende Hilfsbereitschaft", betont Dreyer. Die Zunahme rechtsextremer Straftaten habe sie aber erschreckt. Eine offene Gesellschaft falle nicht vom Himmel: "Wir müssen alle was dafür tun."

Am Nachmittag tauschen sich die Schüler in alters- und klassenübergreifenden Gruppen über die Vorträge aus. Anna und Larissa legen ihrer Gruppe dazu Bilder vor, die zum Beispiel homosexuelle Paare oder eine verschleierte Frau zeigen. Die Schüler sollen beschreiben, was sie dabei empfinden. "Ich will wissen, wer mir gegenübersteht", sagt Nils spontan zum Foto der Frau im Ganzkörperschleier. Nach kurzer Diskussion hält Gruppenleiterin Larissa fest: "Toleranz heißt, dass wir es akzeptieren, wenn sich die Frau so wohler fühlt."

Ihre Eindrücke vom Tag notieren die Schüler auf bunte Zettel. Zusammengeklebt ergeben sie den Schriftzug "Toleranz". Abschluss des Programms ist ein sogenannter Flashmob auf dem Schulhof. Zum Song "Schrei nach Liebe" von Die Ärzte schwenken die Schüler Blätter in Regenbogenfarben und tanzen eine einstudierte Choreographie.

"Es herrscht eine sehr positive Grundstimmung", freut sich Rektor Arno Ranft. Viele Schüler seien beeindruckt von dem, "was ihnen in den Vorträgen erzählt wurde". Elftklässlerin Jule Spohn findet: "Die Gemeinschaft ist gestärkt worden." Toleranz klinge nach einem ernsten Thema, ergänzt Nora Jubelius. "Ich fand es gut, dass das Ganze auch mit Humor angepackt wurde." Alexander Kunz vom Projektteam ist zufrieden: "Es war ein rundum erfolgreicher Tag."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort