Alles einsteigen, bitteschöööööön!

Er ist der Herr der Bimmelbahn: Der 56-jährige Klaus Nussbaum kutschiert mit dem Römer-Express Touristen durch Trier. Humorvoll lädt er seine Passagiere zu einer Fahrt durch die Stadt ein.

 Klaus Nussbaum bei der Arbeit: Im Winter ist es zu kalt für seine Uniform. TV-Foto: Christina Weitke

Klaus Nussbaum bei der Arbeit: Im Winter ist es zu kalt für seine Uniform. TV-Foto: Christina Weitke

Trier. Klaus Nussbaum bimmelt das Glöckchen an der Lok. Der Römer-Express steht zum Einsteigen bereit vor der Porta Nigra. Nussbaum öffnet die Glastür zu den Waggons, ruft ein lang gezogenes "Bitteschööön" und deutet mit der rechten Hand auf das Innere der rot-gelben Bimmelbahn. Drei junge Damen stehen zögerlich vor dem Gefährt. Klaus Nussbaum ruft ihnen zu: "Ihr wollt mitfahren? Da habe ich eine gute Idee. Steigt ein!". Der lebensfrohe Fahrer mit grau meliertem Bart trägt eine schwarz-rot-gestreifte Strickmütze, zwei Pullover und darüber noch eine gefütterte Lederjacke. Es ist frisch an diesem Samstag, und die Fenster zum Zugwagen sind immer offen. Von dort holt der 56-Jährige einen roten Fahrkartenspender, sagt schelmisch: "Jetzt kommen wir zum vergnüglichen Teil der Veranstaltung für mich" und nimmt jedem Gast sieben Euro ab. Es geht los. Nussbaum passt seine Geschwindigkeit dem Tonband an, das die Sehenswürdigkeiten erklärt. Er kann die Route fast im Schlaf fahren. Macht er natürlich nicht. Aber er kennt die Strecke bereits seit sieben Jahren. Damals entschied er sich, seinen Beruf als Fernfahrer aufzugeben. "Manchmal bekommt man nur zwei Stunden Schlaf. Das wird mit zunehmendem Alter immer schwieriger." Dass ein Fahrer für den Römer-Express gesucht wurde, kam ihm da gelegen.Der in Bollendorf aufgewachsene Nussbaum spricht mehrere Sprachen. Was ihm natürlich zugute kommt, so kann er auch mit ausländischen Touristen scherzen. Einem Engländer erklärt er: "No chocolate, no coffee, no beer" - keine Schokolade, kein Kaffee, kein Bier. Daneben beherrscht er als Sohn einer Belgierin Französisch. Ebenso Luxemburgisch und etwas Niederländisch. "Schwer tue ich mich mit Russisch und Polnisch."Besondere Gäste waren Jenny Elvers und Familie, die mal fragten, warum die Porta Nigra eigentlich so schwarz sei. Nussbaum frotzelte wie immer: "Die ist vom vielen Blitzlicht so schwarz geworden." Elvers' Mann konterte: "Da kann ich ja froh sein, dass meine Frau noch nicht schwarz geworden ist." An der Porta Nigra kommt die Bahn wieder zum Stehen. Nussbaum ruft ein lang gezogenes "Bitteschön" und bimmelt das Glöckchen. Eine neue Runde mit dem Römer-Express beginnt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort