Als im Hochwald der Hexenwahn tobte

GRIMBURG. Die Geschichte der bedeutsamsten historischen Stätte im Hochwald und die Erinnerung daran, dass sie Schauplatz eines ganz dunklen Kapitels war, sollen in Grimburg wach gehalten werden. Dort wird am 3. September das neue Burg- und Hexenmuseum eröffnet.

Drei Wochen Zeit bleiben noch - dann werden erstmals Besucher das neue Burg- und Hexenmuseum in Grimburg in Augenschein nehmen können. Zurzeit sieht es im Innern des alten Bauernhauses gegenüber der Kirche, das die Ortsgemeinde dem Förderverein "Burg Grimburg" zur Verfügung gestellt hat, aber noch aus wie auf einer Großbaustelle. Noch sind viele Vitrinen leer

Längst sind noch nicht alle Exponate an ihrem Platz. In vielen Vitrinen gähnt Leere und auf den meisten Wandtafeln fehlen die dazugehörigen Textdokumente. Für Dittmar Lauer und Peter Witzcak ist dies jedoch kein Grund zur Panik. "Kein Problem. Das schaffen wir rechtzeitig", sagt Witzcak. Nach jahrelanger Planung, die zeitweise ins Stocken geraten war, will der Förderverein am 3. September seine Arbeiten abgeschlossen haben und der Öffentlichkeit ein Haus zugänglich machen, das die Museumslandschaft im Hochwald bereichern wird. Lauer bekennt zwar offen, dass die beengten Verhältnisse und fehlende Zugänge für Behinderte "ein Problem" sind. Wünschen würde er sich auch, dass durch spätere Umbauarbeiten am Haus noch ein Seminarraum geschaffen wird. Nichtsdestotrotz können sich die Besucher des Museums auf zwei Stockwerken interessante Einblicke in zwei heimatgeschichtliche Themen verschaffen, die eng miteinander verknüpft sind. An der Kasse im Erdgeschoss vorbei geht es über eine Treppe zunächst in die Abteilung, die sich mit der allgemeinen Geschichte der Burg Grimburg beschäftigt. Mit Bildern, zeitgenössischen Dokumenten und erklärenden Texten oder mittels eines drehbaren Zeitfensters wird die historische Bedeutung der einstigen erzbischöflichen Landesburg dargestellt, die vor 800 Jahren erbaut wurde und Verwaltungssitz für über 40 Dörfer war. Zudem zeigen Fotos eindrucksvoll, was von der Burg übrig war, als sich der Förderverein Ende der 70er-Jahre der Restaurierung annahm. "Das war nichts anderes als ein riesiger Schutthaufen", sagt Lauer. Herzstück der Abteilung ist jedoch die Ausstellung von Relikten, die seitdem auf dem Gelände der Ruine gefunden wurden. Besonders stolz ist Lauer auf ein Sandstein-Fragment, das erst jüngst im Bereich der einstigen Burgkapelle entdeckt wurde und Teil eines Renaissance-Altars zur Zeit von Erzbischof Johann VII. von Schönenberg war. In dessen Amtszeit (1581 bis 1599) haben die Historiker die erste Welle einer Verfolgungsjagd ausgemacht, die mindestens 200 unschuldigen Menschen im Hochwald Folterqualen und einen grausamen Tod gebracht haben. Der Grund: Die Grimburg war von 1580 bis 1600 und dann von 1625 bis 1630 Schauplatz von vielen Hexenprozessen. An dieses dunkle Kapitel der Burggeschichte wird im Dachgeschoss des neuen Museums erinnert. Was Lauer und seinen Mitstreitern dabei besonders wichtig ist: "Hexen sind zwar ein heißes Thema. Sie sind sozusagen ‚in‘. Wir wollen hier aber kein reines Schreck-Museum machen, aus dem die Leute mit Grausen herausgehen." Deshalb beschränke man sich nicht - wie andernorts - auf die Ausstellung schauderhafter Foltergeräte, wenngleich auch in Grimburg beispielsweise eine Streckleiter zu sehen sein wird. "Die Thematik ist aber viel diffiziler", betont der Heimatforscher. Es sei zwar schwer, Hexenverfolgungen zu visualisieren. "Unsere Intention ist aber, dass sich die Leute nach der Besichtigung eine Vorstellung machen können, wie sich ein authentischer Hexenprozess in der Trierer Landschaft abgespielt hat." Neben Fotos vom Schauspiel des Prozesses gegen Herrichs Traud, das vor einigen Jahren auf der Grimburg aufgeführt wurde, wird anhand der Maria Sallen ein exemplarischer Fall aktenmäßig dargestellt. Zudem soll in dem Museum mit einem weit verbreiteten Irrglauben aufgeräumt werden. "Hexen wurden in der Regel nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sondern in eine Brandhütte geführt, an einen Pfahl gebunden und stranguliert", so Lauer. Erst danach wurde die Brandhütte - eine Nachbildung ist im Grimburger Museum zu sehen - angezündet. Schließlich wird auf einer großen Tafel allen Opfern ein Name gegeben, die nachweislich im Hochwald zur Zeit des Hexenwahns ihr Leben verloren. Laut Lauer soll dies nicht zuletzt eine Mahnung an das sein, "was sich die Menschen hier in unserer Region gegenseitig angetan haben." Denn nicht nur die Beschuldigten kamen aus den Dörfern im Hochwald. Auch diejenigen, die sie denunzierten und anklagten, kamen zumeist aus den selben Orten.

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