Alternativen nicht ernsthaft geprüft

HERMESKEIL/BERLIN. An saarländischen Standorten muss neu gebaut werden, in Hermeskeil steht bald alles leer. Bernhard Kaster (CDU) hat im Bundestag seine Kritik an der Schließung der Hochwaldkaserne erneuert. Als Alternative für die abziehenden Artilleristen sei eine Unterbringung anderer Bundeswehreinheiten in Hermeskeil nicht ernsthaft geprüft worden, so Kasters Vorwurf. Staatssekretär Hans-Georg Wagner (SPD), der Vertreter des Verteidigungsministers, musste sich am Mittwoch unangenehme Fragen gefallen lassen: Im Plenum des Bundestags monierte der CDU-Abgeordnete Bernhard Kaster (Trier), dass saarländische Bundeswehr-Standorte deutlich aufgestockt werden, weil dort zu wenig Platz ist, während gleichzeitig die Hochwaldkaserne trotz ausreichender Kapazitäten komplett dicht gemacht wird.

Hintergrund von Kasters Kritik: Als Ergebnis der Bundeswehr-Strukturreform wird die Luftlandebrigade 26 um insgesamt 570 Soldaten, in erster Linie handelt es sich dabei um Fallschirmspringer, verstärkt. Das hat zur Folge, „dass die Standorte Lebach und Merzig eine Einsatz- und Unterstützungskompanie erhalten, für die mittel- und langfristig der Neubau jeweils eines Unterkunftsgebäudes notwendig ist“, sagte Wagner. Über die damit verbundenen Kosten könne er aber noch keine Angaben machen, so der Staatssekretär. Platzmangel: In Lebach und Merzig wird neu gebaut Aus Kasters Sicht ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar. Er kritisiert, dass in den Kasernen in Lebach und Merzig, die in Wagners saarländischem Wahlkreis liegen, „neue Gebäude gebaut werden sollen, während in gerade einmal 40 Kilometer Entfernung genug Kapazitäten zur Verfügung stehen“. Das betont auch der Bürgermeister der VG Hermeskeil. „Hier steht eine Bilderbuch-Kaserne zur Verfügung, die in den vergangenen Jahren für 5,3 Millionen Euro saniert wurde und in einem Top-Zustand ist“, sagte Michael Hülpes (CDU) gestern. Den Vorwurf Kasters, dass das Ministerium die Unterbringung von Einheiten der 26. Luftlandebrigade in der Hochwaldkaserne nicht ernsthaft geprüft habe, wollte Wagner jedoch nicht stehen lassen. Bei den Untersuchungen zur Stationierung der Brigade seien auch andere Standorte in der Region berücksichtigt worden. Mit der Aufstockung der Standorte Merzig und Lebach habe man jedoch eine betriebswirtschaftlich optimierte Belegung dieser Liegenschaften erreicht.

Die Überlegung, die 570 neu hinzugekommenen Soldaten oder sogar einen geschlossenen Verband nach Hermeskeil zu verlegen, wäre laut Wagner „weder militärisch-funktional sinnvoll noch betriebswirtschaftlich zweckmäßig“. Gleichwohl kündigte Kaster an, dass er Verteidigungsminister Peter Struck noch einmal den Vorschlag unterbreiten wolle, „für Einheiten der Luftlandebrigade den bestehenden Standort Hermeskeil zu nutzen, statt nebenan neu zu bauen“. Der Hermeskeiler SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Diller zeigte für Kasters Vorstoß kein Verständnis. „Man muss akzeptieren, dass das Verteidigungsministerium streng nach wirtschaftlicher Sicht geprüft hat. Das ist übrigens vom Bundesrechnungshof bestätigt worden“, sagte Diller auf TV -Anfrage. Er kritisiert Kasters Verhalten als „St. Florians-Politik, die nicht weiterführe. Hermeskeil solle sich jetzt darauf konzentrieren, was mit der Kaserne weiter geschehen soll“, fordert der SPD-Mann dazu auf, die Konversions-Planungen in den Vordergrund zu stellen. Der Bürgermeister vor Ort sieht das indes ein wenig anders: „Wir werden alles dafür tun, dass Hermeskeil eine neue Chance als Bundeswehr-Standort bekommt“, sagte Hülpes. Auch er drängt deshalb darauf, dass nochmals überprüft wird, ob sich die Hochwaldkaserne gerade aus wirtschaftlicher Sicht nicht doch als Standort für andere Truppengattungen eignet.

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