Altes bewahren und Neues gestalten

HERMESKEIL. Sie sind Bewahrer, aber auch Gestalter, haben schon viel Altes vor dem Verfall gerettet, aber auch einiges Neues geschaffen und damit das Stadtbild geprägt. Seit 25 Jahren sind die Mitglieder des Hermeskeiler Heimatvereins aktiv. Am 9. Dezember feiern sie Jubiläum.

Wer in und um Hermeskeil herum unterwegs ist, wird es oft nicht wissen: Doch wenn er an einem altem Kulturdenkmal vorbeikommt, dann könnte es durchaus sein, dass dieses ohne den Hermeskeiler Heimatverein längst verfallen oder verschwunden wäre. Oder er wird auf Dinge stoßen, die es ohne die rührige Truppe um Norbert Klaas und Hermann Gorges überhaupt nicht geben würde. Ein Beispiel für die erste Behauptung ist der Lindenstein an der Grenze zwischen Hermeskeiler und Nonnweilerer Bann. Die Nachbildung des Obelisken - das Original steht von Wind und Wetter gezeichnet im Hochwaldmuseum - erinnert an den Ort der Ermordung des Amtsboten Linden im Jahr 1800 und weist als historische Rarität die Datierung nach dem französischen Revolutionskalender aus. "Damit hat alles angefangen. Als wir den Lindenstein 1986 neu haben fertigen lassen, war das unser Einstieg, erhaltenswertes Kulturgut vor dem Verfall zu retten", erinnert sich der Vorsitzende Klaas. Eine Auflistung aller Aktionen, die danach folgten, würde den Rahmen sprengen. Denn: "Allein in den vergangenen zehn Jahren gab es rund 40", hat Vorstandsmann Gorges nachgezählt. Besonders stolz ist der Heimatverein aber beispielsweise darauf, dass er das fast in Vergessenheit geratene und zugewachsene alte Friedhofskreuz von 1853 wieder aufgearbeitet hat, und es inzwischen einen Platz im Zentrum der Anlage gefunden hat. "Genauso wichtig wie die Pflege von Bestehendem ist für uns aber, dass wir auch Sachen neu gestalten wollen", betont Klaas. Beispiele dafür gibt es in Hermeskeil zuhauf: Etwa die weithin sichtbare Stele mit antiken Transportszenen am Kaufland-Kreisel, den tagtäglich tausende Autofahrer passieren. Das 2004 aufgestellte, zweieinhalb Meter große Kunstwerk erinnert daran, dass schon zur Römerzeit just an dieser Stelle die Karren unserer Vorfahren vorbeirollten. Weniger bekannt, aber mitnichten weniger bedeutsam und sinnvoll ist hingegen das bislang letzte größere Projekt, das der 80 Mitglieder starke Verein mitinitiiert und verwirklicht hat. Mitte des Jahres entstand auf dem Friedhof das Sondergrabfeld für die "Sternenkinder". Erst mit dem gekachelten Achteck gibt es nämlich nun auch für die Eltern einen Ort der Trauer, deren Früh- oder Totgeburten unter 500 Gramm rein rechtlich nicht beerdigt werden müssten und früher mit dem so genannten Klinikmüll entsorgt wurden. Wie bei vielen anderen Vorhaben gilt auch bei den "Sternenkindern": Ohne die Hilfe von Sponsoren und die Zusammenarbeit mit anderen Hermeskeiler Vereinen und Institutionen wäre vieles, was der Heimatverein macht, nicht möglich. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass im Prinzip jeder Hermeskeiler Mitglied im Heimatverein ist, da die Stadt pro Bürger jährlich 25 Cent an den gemeinnützigen Verein zahlt. "Wir können also immer mit einem festen Betrag rechnen", sagt Klaas, fügt aber gleich hinzu, "dass dieses Geld in die Stadt zurückfließt - und zwar komplett und eigentlich noch viel mehr". Zwar geht es dem Heimatverein wie vielen anderen Vereinen auch so, dass neue Mitstreiter ausdrücklich erwünscht sind. "Klar, wir würden uns freuen, wenn uns ein noch paar rüstige Rentner, aber auch junge Leute helfen", sagt Gorges. Doch auch so gibt es im Heimatverein noch viele Ideen für zukünftige Projekte. So soll die Wildsau - das Erkennungszeichen der Garnison - aus der Kaserne herausgeholt und als Denkmal in der Stadt an den Bundeswehrstandort Hermeskeil erinnern. Am Ortsausgang Richtung Nonnweiler soll ein "Philosophenweg" entstehen. Augenmerk will der Heimatverein auch darauf legen, den früheren evangelischen Friedhof wieder "mehr in Ordnung zu bringen" und schließlich wird in der Alten Kirchstraße an einer Hauswand eine große Kachel-Keramik mit einem landwirtschaftlichen Motiv angebracht werden, die an den ältesten, von vielen Bauernhöfen geprägten Teil von Hermeskeil erinnert. Die Jubiläumsfeier des Heimatvereins findet am Freitag, 8. Dezember, ab 19 Uhr im Johanneshaus statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort