"Am falschen Ende gespart"

Alle Kreis-Kinder werden künftig vor ihrer Einschulung nicht mehr in den Schulen vor Ort medizinisch untersucht, sondern sie müssen dafür ins Gesundheitsamt nach Trier gefahren werden. Das hat der Kreisausschuss (KA) beschlossen (der TV berichtete). Im Hochwald stößt diese Entscheidung bei Eltern und vielen Schulleitern auf Kritik und Unverständnis.

Züsch/Beuren. (ax) Aus Sicht der Kreisverwaltung ist der Fall klar: Dass künftig Kreis-Kinder vor ihrer Einschulung im Gesundheitsamt Trier untersucht werden, ist sinnvoll und spart Kosten. "Die Vorteile der Zentralisierung überwiegen doch erheblich gegenüber den Nachteilen", argumentiert Landrat Günther Schartz (CDU). Der Kreis folge damit einer Forderung des Landesrechnungshofs, "eine Steigerung der in den Gesundheitsämtern durchgeführten Einschulungsuntersuchungen herbeizuführen". Hinzu komme, dass in der Vergangenheit in mehreren Schulen keine geeigneten Räume für den Medizin-Check vorhanden waren. So hätten sich Eltern über schlechte Beheizung oder fehlenden Sichtschutz beklagt. Der Kreis wolle nun eine bessere Untersuchungsmöglichkeit schaffen. Er verweist darauf, dass berufstätige Eltern den Termin flexibel - vor 8 Uhr und nach 16 Uhr oder auch an Samstagen - vereinbaren können. Und: Er bietet für die Fahrt nach Trier ein kostenloses Busticket an (siehe Hintergrund).Aber: Gerade im Hochwald sind mehrere Schulleiter und Eltern alles andere als begeistert: "Mir fehlt absolut das Verständnis, wenn 17 Kinder aus unserer Schule und mehrere hundert Kinder im Kreis für eine halbstündige Untersuchung nach Trier fahren müssen, wenn umgekehrt mit minimalem Zeitaufwand vor Ort das Gleiche erreicht werden kann", sagt der Züscher Grundschulrektor Armin Loos. Für ihn steht fest: "Der Kreis spart zwar Geld, drängt den Eltern aber zusätzliche Kosten auf." Denn in der Praxis würden sich fast alle mit ihren Kindern ins Auto setzen. "Versuchen Sie mal, mit dem Bus von Geisfeld nach Trier zu fahren. Wenn man arbeiten geht, kann man sich diesen Aufwand überhaupt nicht leisten", sagt Jörg Jochem. Für den Vater eines Fünfjährigen, der ab Sommer zusammen mit 39 anderen Kindern die Grundschule Beu-ren besuchen soll, steht es "überhaupt nicht zur Debatte", das kostenlose Bus-Ticket in Anspruch zu nehmen. "Das wird hier oben keiner machen, weil man rund sechs Stunden unterwegs ist, und das weiß der Kreis auch ganz genau", sagt der Beurener Schulleiter Willi Seimetz. Der in der SPD engagierte Pädagoge empfindet die Entscheidung des Kreises als "Zumutung" und betont: "Hier wird am falschen Ende gespart." Andrea Schrenk-Frohn, Schulelternsprecherin in Züsch, sieht das genau so. Auch sie wünscht sich, "dass das alte Verfahren beibehalten und die Untersuchung vor Ort gemacht wird". Der Kreis hält dagegen, "dass die Untersuchung nur einmal im Leben des Kindes erforderlich ist und die Fahrt nach Trier mit anderen Erledigungen verbunden werden kann". Schrenk-Frohn, Loos und Seimetz machen sich für einen Kompromiss stark: Sie regen an, dass die Untersuchung für die Kinder aus dem Hochwald in Hermeskeil stattfinden könnte. "Dieser Vorschlag wird zurzeit noch diskutiert, wobei der Einspareffekt für das Gesundheitsamt verschwindend gering wäre", heißt es dazu aus Trier. Die Verwaltung verweist darauf, dass die Neuregelung zunächst nur ein Jahr praktiziert wird und erst auf der Basis dieser Erfahrungen eine endgültige Entscheidung fällt. Zudem beschäftigt sich der KA am 10. Dezember mit dem Thema. Hintergrund Einschulungsuntersuchung: Vor Ort und in den Schulen können pro Untersuchungs-Team täglich vier bis acht Kinder weniger als im Gesundheitsamt untersucht werden. Diese Rechnung stellt der Kreis auf. Von der Verwaltung wird die Kostenersparnis, die mit der Neuregelung einhergehen soll, auf insgesamt zirka 16 000 Euro beziffert. Zwar will auch die Gratis-Fahrkarte für den öffentlichen Personennahverkehr bezahlt sein. "Diese Tickets wurden bislang aber nur zehn Mal verlangt. Die Kosten bleiben also überschaubar", teilt die Pressestelle des Kreises mit. Einen Termin mit dem Gesundheitsamt haben bislang 68 Eltern vereinbart.

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