Angebote für alle statt reine Seniorenpension

Waldweiler · Einem ambulanten betreuten Wohnen in der alten Schule Waldweiler hat der Kreis wegen wirtschaftlicher Bedenken einen Riegel vorgeschoben (der TV berichtete mehrfach). Nun will die Ortsgemeinde Wohnungen ausbauen, und für das Erdgeschoss plant der Awo-Kreisverband Angebote für alle Bürger.

 Ortsbürgermeister Manfred Rauber mit seinen Beigeordneten Peter Wagner (von links) und Jörg Stein (rechts) sowie Hans-Georg Götze, Vorsitzender Awo-Kreisverband Trier-Saarburg, und Stellvertreter Reinhard Irsch (Dritter und Vierter von links) vor dem Schulgebäude von Waldweiler. TV-Foto: Ursula Schmieder

Ortsbürgermeister Manfred Rauber mit seinen Beigeordneten Peter Wagner (von links) und Jörg Stein (rechts) sowie Hans-Georg Götze, Vorsitzender Awo-Kreisverband Trier-Saarburg, und Stellvertreter Reinhard Irsch (Dritter und Vierter von links) vor dem Schulgebäude von Waldweiler. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Waldweiler. Das Paket mit dem alternativen Konzept für die alte Schule Waldweiler ist geschnürt. Statt der von der Kommunalaufsicht des Kreises ausgebremsten Seniorenpension (siehe Hintergrund) sind nun verschiedene Module angedacht. Ebenerdig geplant sind Betreuungsangebote - möglichst auch für Jüngere - sowie darüber zu vermietende Wohnungen und im Dachgeschoss Büroräume. Für die 40 bis 80 Quadratmeter großen Wohneinheiten, die dank des geplanten Fahrstuhls barrierefrei erreichbar sind, könnte bei Bedarf eine Betreuung genutzt werden. Eine entscheidende Änderung gegenüber früheren Planungen ist die Trennung von Gebäudesanierung und Nutzungskonzept. Die Ortsgemeinde als Eigentümer des denkmalgeschützten Hauses kann so auf hohe Zuschüsse aus der Dorferneuerung zählen und einen Partner mit ins Boot nehmen.
Awo will Erdgeschoss mieten


Gewonnen dafür hat sie die Arbeiterwohlfahrt (Awo), Kreisverband Trier-Saarburg, die den unteren Bereich mieten möchte. Reinhard Irsch, stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender, erläuterte in der jüngsten Gemeinderatssitzung das Konzept mit Betreuungs- und Beschäftigungsangeboten "für Jung und Alt". Ein Baustein wäre eine Tagespflege für ältere, alleinstehende, behinderte oder an Demenz erkrankte Menschen. Als zweiter Baustein wäre ein generationenübergreifender "Awo-Treff" wünschenswert. So könnten etwa Hausaufgaben- und Jugendbetreuung oder auch ein Mittagstisch angeboten werden. Sie wollten etwas für die gesamte Bevölkerung schaffen, sagte Hans-Georg Götze, Awo-Kreisvorsitzender und stellvertretender Chef des Bezirksverbandes Rheinland. Wie in einem Mehrgenerationenhaus könnten Ehrenamtliche einbezogen und Leute eigeninitiativ aktiv werden. Um den konkreten Bedarf zu klären, sollen Fragebögen an die Haushalte der etwa 820 Bürger verteilt werden.
Ortsbürgermeister Manfred Rauber ist überzeugt vom Konzept, das drei getrennte Eingänge vorsieht sowie eine Art Begegnungscafé. Die Awo wolle sich für zehn Jahre vertraglich binden, so dass sie mit Mieteinnahmen kalkulieren könnten.
Da in der Verbandsgemeinde (VG) bisher nur Kell betreute Wohnungen anbiete, dürfte auch die Nachfrage gesichert sein. Entscheidend sei die Trennung von Gebäude und Innenleben. "Die Finanzierung würde nun ganz anders aussehen", ist er optimistisch, die Immobilie wieder als "Glanzobjekt" herrichten zu können. Hilfreich wäre, als Schwerpunktgemeinde, das heißt, als Investitions- und Maßnahmeschwerpunkt, bevorzugt gefördert zu werden. Er schlug vor, das zu beantragen. Dank des zweiten Platzes im Gebietsentscheid "Unser Dorf hat Zukunft" sieht er gute Chancen für eine Anerkennung.
Martin Alten, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kell, bestätigte das. Mit den Kommissionen hätten auch Mitarbeiter der Trierer Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) den Ort besucht und das Schulgebäude gesehen. Da sich Fachleute begeistert gezeigt hätten, hofft er, dass die Bemühungen, sie zu erhalten, unterstützt werden. Allein an Landeszuschüssen könne Waldweiler mit bis zu 65 Prozent für die Sanierung des Hauses rechnen. Ratsmitglieder begrüßten fraktionsübergreifend die neue Konzeptidee. Deren Details wollen sie nach der Bürgerbefragung erörtern und dann auch Büros beauftragen, Pläne zu erstellen und Kosten zu ermitteln.
Die Freie Wählergruppe kritisierte, nicht zeitiger umfassend informiert worden zu sein. Daher enthielten sich die Räte bei den einstimmig gefassten Beschlüssen. Ob die Kreisverwaltung das neue Konzept absegnet - und damit auch dafür benötigte Kredite, bleibt abzuwarten. Noch lägen ihnen keine Unterlagen vor, teilt Pressesprecher Thomas Müller auf Nachfrage mit.Extra

Um die 2010 wegen Sicherheitsmängeln geschlossene Schule zu erhalten, beschloss der Gemeinderat Waldweiler Ende 2014, sie in eine Seniorenpension umzuwandeln. Die Kommunalaufsicht des Kreises Trier-Saarburg schob dem Eine-Million-Euro-Projekt jedoch einen Riegel vor. Das Betreibermodell könnte sich als unwirtschaftlich erweisen und die Sanierung letztlich teurer ausfallen, begründete sie gegenüber der mit etwa 750 000 Euro verschuldeten Gemeinde. Eigentümer des 1912 erbauten denkmalgeschützten Gebäudes war 2010 die Verbandsgemeinde. Als sich ein Interessent fand, der dort Ferienwohnungen ausbauen wollte, verkaufte sie es der Ortsgemeinde, die es an den Privatmann weiterverkaufte. Als dessen Renovierungen längere Zeit ins Stocken gerieten, kaufte die Ortsgemeinde das Haus 2013 zurück, wofür sie allerdings finanziell drauflegen musste. urs

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