Angst vor dem Ausstieg des Landes

HERMESKEIL/MORBACH. Ungewisser denn je ist die Zukunft der ehemaligen Bahnstrecke zwischen Hermeskeil und Morbach. Nachdem das Land angekündigt hat, vorzeitig aus dem Vertrag zur Sicherung der stillgelegten Schienenstrecke auszusteigen, fürchten die Anliegerkommunen, dass damit auch das Projekt "Draisinenbahn" gefährdet sein könnte.

Welche Möglichkeiten gibt es, den Hunsrückbahn-Abschnitt Morbach - Hermeskeil wieder zu reaktivieren? Diese Frage beschäftigt das Land, die Kreise Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich sowie die Anlieger-Kommunen, die Verbandsgemeinden Hermeskeil und Thalfang sowie die Einheitsgemeinde Morbach schon seit vielen Jahren. Seitdem im Jahr 2002 ein von Verkehrsplanern aus Darmstadt erstelltes Gutachten zu dem Schluss kam, dass "kein volkswirtschaftlicher Nutzen für Personen- oder Güterverkehr auf dieser Strecke nachgewiesen werden kann", scheint klar: Der Zug ist zwischen Morbach und Hermeskeil abgefahren.Mainz setzt Frist bis zum 5. September

In einem Vertrag mit der Deutschen Bahn (DB) Netz AG konnte das Mainzer Verkehrsministerium jedoch eine Bestandssicherung der stillgelegten Strecke erreichen. "Die anfallenden Kosten übernimmt zu 50 Prozent das Land, die anderen 50 Prozent zahlen anteilig die betroffenen Gebietskörperschaften. Unser Anteil beläuft sich beispielsweise auf 410 Euro pro Jahr", erläutert der Thalfanger Verbandsgemeinde-Chef Hans-Dieter Dellwo. Für die Verbandsgemeinde Hermeskeil fallen hingegen rund 700 Euro per anno an. Bislang habe die DB Netz AG aber noch keine Kosten in Rechnung gestellt. Gleichwohl will das Land diesen Streckensicherungsvertrag, der ursprünglich noch bis zum 31. Dezember 2006 läuft, vorzeitig kündigen. Der Grund: Im Mainzer Verkehrsministerium befürchtet man "im Hinblick auf eventuelle Verkehrssicherungsmaßnahmen an den besonders exponierten Kunstbauwerken (beispielsweise die Viadukte bei Hoxel, Deuselbach und Geisfeld) ein potenzielles finanzielles Risiko, das aufgrund der für die Trassensicherung zur Verfügung stehenden Mittel nicht abgesichert werden kann". Ursprünglich wollte das Land zwar schon Ende Mai aus dem Vertrag aussteigen, nachdem die beiden Kreisausschüsse aber darum gebeten hatten, davon abzusehen, wurde die Frist jetzt bis zum 5. September verlängert. "Unter der Voraussetzung, dass die Kreise allein und ohne finanzielle Beteiligung des Landes bereit sind, die Kosten der Verkehrssicherungspflicht vollständig zu übernehmen, ist das Land aber bereit, die Strecke weiter in der Rahmenvereinbarung zu belassen", sagt Dörte Büchel, Pressesprecherin des Mainzer Wirtschaftsministeriums. "Dass die Gebietskörperschaften allein die finanziellen Risiken tragen, sehen wir aber - vorbehaltlich der Entscheidung des Kreisausschusses am 30. August - als problematisch an", so Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg. Die Konsequenzen eines Vertragsausstiegs zeigt derweil die Wittlicher Kreisverwaltung auf: Es sei davon auszugehen, dass nach einer möglichen Beendigung des Streckensicherungsvertrages die DB Netz AG die endgültige Stilllegung der Trasse betreiben wird, heißt es dort. Der damit verbundene Abbau der Gleise hätte jedoch gravierende Konsequenzen, würde er doch die in Hermeskeil, Thalfang und Morbach angestellten Überlegungen für eine touristische Nutzung der früheren Bahnstrecke zunichte machen. "Wir brauchen aber noch etwas Zeit, um zu prüfen, ob wir ähnlich wie im Glantal, eine Draisinenbahn zwischen Morbach und Hermeskeil einrichten können", sagt der Erste Beigeordnete der VG Hermeskeil, Engelbert Philipp. Derzeit sind nämlich Studenten der Technischen Hochschule in Kaiserslautern damit beschäftigt, eine Machbarkeitsstudie für dieses Projekt zu erstellen. "Wir würden mit einer Draisinenbahn zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen bleibt dann die Bahnstrecke und damit auch ein Stück Heimatgeschichte erhalten, zum anderen hätten wir sie dann einer guten und naturnahen Verwendung zugeführt", sagt Dellwo.Machbarkeitsstudie liegt erst Anfang 2005 vor

Da die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie aber erst im Frühjahr 2005 vorliegen, hoffen die Anlieger-Kommunen entweder auf ein Einlenken des Landes oder auf eine Einigung der betroffenen Gebietskörperschaften. "Denn andernfalls", so Engelbert Philipp, "könnte das Projekt Draisinenbahn schnell gestorben sein".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort