Auf der Suche nach Häuslebauern

HINZERT-PÖLERT. Kein Minus in der Kasse und dennoch alles andere als zufrieden – das kennzeichnet die Situation der Ortsgemeinde Hinzert-Pölert, nachdem der Rat den Etat 2007 einstimmig verabschiedet hat. Trotz Windkraft sind größere Investitionen im Doppelort nicht mehr möglich.

Wenn ein Ortsbürgermeister mit Blick auf die Gemeindefinanzen sagt, "dass ich unglücklich bin", würde wohl fast jeder vermuten, dass im Haushalt dieser Kommune ein großes Loch klafft. Im Fall von Mathilde Müller, der Gemeindechefin von Hinzert-Pölert, ist diese Annahme jedoch falsch. "Wir würden gerne mehr bewegen"

Sie trifft diese Aussage, obwohl im Doppelort auch beim Etat 2007 die Null steht und sie somit anders als viele Kollegen kein Defizit in der Kasse zu beklagen hat. Aber: "Wir würden gerne mehr bewegen und hatten auch gedacht, dass das mit den Einnahmen aus der Windkraft möglich wäre. Das ist es leider nicht." Die 40 000 Euro, die die vier weißen Riesen jährlich in die Gemeindekasse blasen, verhindern lediglich, dass in der Kasse der Kommune ein Minus entsteht. Frustrierend sei das für sie, bekennt die Gemeindechefin. Was sie am meisten ärgert: "Von 154 000 Euro an Steuereinnahmen bleiben uns gerade mal 29 200 Euro übrig." Den Rest muss die Kommune als Umlage an den Kreis und die Verbandsgemeinde abführen. Für die Chefin des Doppelorts mit seinen rund 300 Einwohnern ist das Grund für deutliche Kritik. Zwar hat sich in den vergangenen zwei Jahren der Hebesatz der VG-Umlage, der bei 45 Prozent liegt, nicht verändert. Zahlte Hinzert-Pölert aber 2005 "nur" 53 000 Euro, so sind es 2007 bereits 69 000 Euro. "Wenn wir diesen Differenzbetrag von 16 000 Euro behalten dürften, dann hätten wir auch in die Umgestaltung des Pölerter Friedhofs investieren können", beklagt sich Müller. So aber muss die Verwirklichung dieses Projekts zurückgestellt werden, da sich der Rat auf eine klare Linie verständigt hat. "Wir wollen keine neuen Kredite aufnehmen und unsere Schulden weiter herunterfahren", betont die Ortsbürgermeisterin. Deshalb werden im Vermögenshaushalt, in dem die Investitionen der Gemeinde ihren Niederschlag finden, auch kleine Brötchen gebacken. Er weist gerade mal ein Volumen von rund 27 800 Euro auf, wovon allein 10 000 Euro für die Tilgung eines Kredits verwendet werden. Ansonsten ist der beabsichtigte Bau einer Grillhütte neben dem Bürgerhaus Pölert, der mit 6000 Euro veranschlagt ist, der größte Ausgabeposten. Immerhin: In der Vergangenheit war es dank der Einnahmen aus der Windkraft möglich, dass die Gemeinde Land aufkaufen konnte und mittlerweile sowohl in Hinzert (fünf) als auch in Pölert (vier) Grundstücke in Neubaugebieten anbieten kann. Diese Parzellen an den Mann zu bringen und damit der Kommune zusätzliche Einnahmen zu sichern, sei eine der wichtigsten Aufgaben, betont Müller. Schmackhaft will sie jungen Familien die Ansiedlung im Doppelort vor allem mit dem Hinweis auf die Grundstückspreise machen, die etwa in Pölert bei 25 Euro pro Quadratmeter liegen. Allerdings muss Müller einräumen, dass sich gerade bei diesem Neubaugebiet Probleme ergeben haben. Getreu den Richtlinien der uralten chinesischen Lehre des Feng-Shui sollten dort die Wohnhäuser so angeordnet werden, dass sie nicht über Wasseradern oder Erdverwerfungen, sondern in störfreien Zonen stehen (der TV berichtete). Die Baumanagement-Firma, die ursprünglich die Vermarktung und den schlüsselfertigen Bau der Häuser übernehmen sollte, ist laut Müller inzwischen jedoch zahlungsunfähig. Somit muss die Gemeinde nun selbstständig die Werbetrommel für das Pölerter Neubaugebiet rühren. Die Gemeindechefin betont: "Die Pläne der Architektin sind ja gemacht. Bauen nach den Grundsätzen von Feng-Shui ist also weiterhin möglich."

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