Aus Grün mach Weiß

KELL AM SEE. Bis zur Kirmes Ende August soll das Gerüst wieder abgebaut sein und das altehrwürdige Gebäude in neuem Glanz erstrahlen: Die Fassade des Keller Rathauses wird derzeit saniert und anschließend frisch gestrichen. Statt Grün wird dann Weiß die Farbe der Wahl sein.

"Nanu, was wird denn da gemacht?", wird sich schon so mancher Passant gefragt haben, als ihn dieser Tage sein Weg am Keller Rathaus vorbeiführte. Denn das 1912 errichtete Gebäude, in dem übrigens früher die Bürgermeister nicht nur ihre Amtsgeschäfte erledigten, sondern auch wohnten, wird seit Anfang der Woche von einem rotem Schleier halb verhüllt, während auf dem Gerüst Arbeiter mit dem Dampfstrahler und anderem Gerät zugange sind. Doch, falsch geraten: Kell ist nicht etwa der Schauplatz des neuesten Einfalls des Künstlers Jean-Claude Christo, der einst den Berliner Reichstag verpackte. Auch sind die Aktivitäten nicht der Auftakt für die Errichtung eines Erweiterungsbaus, der in der kommunalpolitischen Diskussion weiterhin eine Rolle spielt. Die Lösung ist viel einfacher und auch kostengünstiger: Die Fassade des ortsbildprägenden Amtshauses wird zuerst saniert und dann frisch gestrichen. Die Weichen dafür hatte unlängst der Haupt- und Finanzausschuss der Verbandsgemeinde gestellt, der den Arbeiten und den veranschlagten Kosten von rund 10 000 Euro zugestimmt hatte. Die spannendste Frage aber lautet: "Wie wird das Rathaus aussehen, wenn die Anstreicher fertig sind?" Definitiv entschieden ist die Farbwahl zwar noch nicht. Vom altvertrauten Anblick ihres grünen Rathauses müssen die Keller aber auf jeden Fall Abschied nehmen. Und es gibt auch schon eine klare Tendenz. Das sagte der "Hausherr" auf TV-Anfrage. "Die Malerfirma hat an der Fassade mehrere Farbschichten abgekratzt und dabei einen Ur-Farbton entdeckt", berichtet Bürgermeister Werner Angsten (CDU). Deshalb macht - auch in Absprache mit der Kreisverwaltung als untere Denkmalpflegebehörde - voraussichtlich ein "gebrochenes Weiß" das Rennen. Zuvor soll die Malerfirma aber probeweise verschiedene Nuancen dieses Farbtons auftragen, der nach Auffassung Angstens "sehr dezent" wirken wird. Ebenso wichtig wie der neue Anstrich sei jedoch, dass bei der Fassaden-Sanierung die vielen architektonisch wertvollen Elemente des Jugendstil-Gebäudes, beispielsweise die Ornamente am Eingangsportal oder die Stuckaturen am Dachgesims, sorgfältig herausgearbeitet werden, so der Bürgermeister weiter. Ganz konkrete Vorstellungen gibt es schließlich über den Termin der Fertigstellung. Dafür bemüht Angsten nämlich ein althergebrachtes Verhalten der heimischen Bevölkerung: "Früher haben die Leute ihr Wohnzimmer gestrichen, wenn in ihrem Ort die Kirmes vor der Tür stand. So machen wir das auch", sagt der Hausherr schmunzelnd. Will heißen: Wenn Ende August in Kell am See die Batholomäuskirmes gefeiert wird, dann sollen die Gäste auch von einem im neuen Glanz erstrahlenden Rathaus empfangen werden.

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