Aus für Krankenhaus in Wadern – Angebot in Hermeskeil wird 2018 erweitert

Wadern/Hermeskeil · Die saarländische Klinik ist eine von vieren im Verbund Hochwald-Saar. Wegen jährlicher Millionenverluste zieht der Träger nun die Reißleine. In Hermeskeil sucht man dagegen Wege, neue Patienten zu gewinnen.

Es war eine schockierende Nachricht für die Mitarbeiter der Marienhausklinik St. Elisabeth in Wadern. Am Dienstagvormittag wurden sie darüber informiert, dass ihr Krankenhaus bis zum Jahresende 2017 geschlossen wird. In einer kurzfristig anberaumten Konferenz standen dann am Nachmittag Vertreter des Klinikträgers, des saarländischen Gesundheitsministeriums und der Stadt Wadern der Presse Rede und Antwort.

Gründe für das Aus Es seien "allein wirtschaftliche Gründe" ausschlaggebend gewesen für diese "schmerzliche, aber unvermeidbare" Entscheidung, erklärte Heinz-Jürgen Scheid, Vorstandsvorsitzender der Marienhaus Stiftung, die Träger der Klinik ist. Durch die Gründung eines übergreifenden Klinikverbunds mit den Häusern in Hermeskeil, Losheim und Lebach Anfang 2016 habe man gehofft, die Situation "stabilisieren" zu können. "Aber sie hat sich leider verschlechtert. In diesem Jahr liegt der Verlust vermutlich bei etwa 2,5 Millionen Euro", sagte Scheid. Das liege auch an den "verschärften Rahmenbedingungen" für kleine Krankenhäuser. Die Marienhaus GmbH müsse diesen Schritt gehen, um insgesamt ihre Leistungen im ländlichen Raum aufrechterhalten zu können. Sie betreibt in der Region auch mehrere Pflegeheime.

Perspektive für die Mitarbeiter In der Klinik in Wadern mit den zwei Fachabteilungen Allgemeine Chirurgie (30 Betten) und Innere Medizin (31 Betten) arbeiten rund 190 Menschen. Der Träger sei sich seiner "hohen Verantwortung für die Mitarbeiter bewusst", sagte Scheid. Man werde nun sehr rasch in Einzelgesprächen "gute individuelle Lösungen" für sie suchen und "wenn möglich auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten". Der Träger werde sich auch nicht aus Wadern zurückziehen und "neue Wege suchen", die medizinische Versorgung in der Region zu sichern. Auf dem Krankenhausgelände solle ein neues Seniorenquartier entstehen mit Tagespflege-Angebot, Sozialstation, Arztpraxen und seniorengerechten Wohnungen - als Erweiterung des benachbarten Altenheims. Auch die medizinische Versorgung der Menschen aus dem Raum Wadern bleibe gesichert. Drei Kliniken im Umkreis seien innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzeit von 30 Minuten zu erreichen.

Mögliche Folgen für Hermeskeil Seit 1997 bildet das Haus in Wadern einen Verbund mit der Klinik St. Josef in Losheim. 2016 schlossen sich beide mit dem St.-Josef-Krankenhaus in Hermeskeil und der von der Cusanus Trägergesellschaft Trier getragenen Klinik in Lebach im Klinikverbund Hochwald-Saar zusammen. Auch diese kleineren Standorte kämpfen ums Überleben. Dass nun eine Schließung beschlossen wurde, sei auch für die anderen "schmerzhaft", sagt die Hermeskeiler Krankenhausoberin Annette Münster-Weber. "Jetzt hat es einen aus dem Verbund getroffen. Wir müssen alles daran setzen, dass keine Serie daraus wird."

Natürlich werde man nun prüfen, ob sich für die Mitarbeiter möglicherweise Einsatzmöglichkeiten an einem anderen Standort ergeben. Münster-Weber sieht für sie auch Chancen, aus dem "Tränental" der vergangenen Jahre herauszukommen und sich neu zu orientieren. Wer "ein wenig flexibel" sei, für den sehe sie großes Potenzial auch im Pflegebereich in der Region Hermeskeil/Trier, wo akuter Mangel herrsche.

Keine direkte Folge der Schließung in Wadern, wohl aber eine Reaktion auf die schwierige Lage der kleinen Krankenhäuser ist ein geplantes neues Angebot für Hermeskeil. Dieses soll laut Günter Merschbächer, Geschäftsführer der Marienhaus Holding GmbH, im Laufe des Jahres 2018 starten. Das Land habe den Bedarf für eine "größere psychiatrische Tagesklinik mit etwa 40 Plätzen" anerkannt. Hier könnten Patienten von 8 bis 17 Uhr betreut werden. "Wenn das gut läuft, könnte vielleicht ein stationäres Angebot daraus werden." Schwer einzuschätzen ist laut Merschbächer, ob der Standort Hermeskeil von der Aufgabe Waderns profitieren werde: "Bei den Einzugsbereichen gibt es schon Überlappungen". Den ein oder anderen werde es natürlich in Richtung von Häusern mit größerem Leistungsangebot wie Trier oder Saarbrücken ziehen. "Aber einige entscheiden sich sicher auch für die benachbarte Klinik." Laut Münster-Weber komme es nun für die Ärzte in Hermeskeil darauf an, "durch gute Arbeit das Vertrauen der Menschen zu erwerben".

Wie geht es weiter? Laut Stephan Kolling, Staatssekretär im saarländischen Gesundheitsministerium, wird eine Task Force eingerichtet. Darin sollen alle Träger sozialer und medizinischer Einrichtungen im Saarland klären, wie der Versorgungsbedarf der Region Wadern nach dem Wegfall der Klinik kompensiert werden könne. Das erste Treffen sei für Donnerstag geplant. Auch länderübergreifende Lösungen mit Rheinland-Pfalz seien nicht ausgeschlossen.

Heftige Vorwürfe kamen vom Waderner Bürgermeister Jochen Kuttler. Er kritisierte die Entscheidung der Marienhaus-Gruppe als "unsozial und verantwortungslos" und warf dem Träger vor, den Standort in den vergangenen 15 Jahren "heruntergewirtschaftet" zu haben. Eine Schließung der Klinik sei für die Stadt und ihre Bürger eine "Katastrophe". Man werde sich "mit allen Mitteln" dagegen wehren. Kommentar

 In Hermeskeil ist eine Erweiterung der Leistungen geplant.

In Hermeskeil ist eine Erweiterung der Leistungen geplant.

Foto: Christa Weber

Die Luft wird dünner

Es ist nicht neu, dass kleine Krankenhäuser auf dem Land Probleme haben. Sie müssen mit dem größeren Leistungsangebot in den Städten konkurrieren und haben trotzdem dieselben hohen gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Deshalb schreiben sie Verluste. Der Klinikverbund Hochwald-Saar wurde auch deshalb gegründet, um den kleineren Häusern Synergieeffekte und dadurch Entlastung zu bringen. Jetzt muss eines dieser Häuser unter dem wirtschaftlichen Druck nachgeben. Das zeigt: Es reicht offenbar nicht aus, Kliniken zusammenzuschließen, um sie zukunftsfähig zu machen. Und für Grundversorger, die keinen eigenen Schwerpunkt bilden, der die Patienten anlockt, wird die Luft dünn. Die Hermeskeiler wollen im Bereich Psychiatrie ein neues Angebot etablieren. Ob das langfristig ausreicht? Ohne mehr politische Unterstützung wird es letztlich kaum gehen.
c.weber@volksfreund.de

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