Aus fürs Aussiedler-Haus

ZERF. Für mehr als 800 Menschen aus Osteuropa war das Übergangswohnheim in Zerf in den zurückliegenden 15 Jahren die erste Bleibe in Deutschland. Heute schließt die Einrichtung offiziell ihre Pforten. Bis Mitte 2006 werden in Freudenburg, Bernkastel-Wehlen und in der Trierer Saarstraße sukzessive auch die restlichen Aussiedlerwohnheime in der Region dicht gemacht.

Sie kamen oft nur mit einem Hemd am Leib und hatten ihr gesamtes Hab und Gut in Plastiktüten verstaut - der Hochwaldort Zerf war seit Ende 1989 für viele Aussiedlerfamilien aus Russland, Kasachstan oder Polen die erste Station in ihrer neuen Heimat Deutschland. Im Auftrag des Landes betrieb der Caritasverband für die Region Trier im "Haus Weidmannsruh" - mit einer kurzen Unterbrechung von Mai 2000 bis Juni 2002 - bis heute ein Übergangswohnheim mit insgesamt 89 Plätzen. "Zu Spitzenzeiten hatten wir 17 Einrichtungen im gesamten früheren Regierungsbezirk. Wenn Zerf zumacht, sind es nur noch drei", sagt Dorothe Schramm, bei der Caritas Leiterin des Projekts "Aussiedler".Rückläufige Entwicklung der Zuzugszahlen

Doch nicht nur die Tage des Wohnheims in Zerf sind gezählt. Bis Mitte 2006 werden auch die noch bestehenden Einrichtungen in Freudenburg, Trier und Bernkastel-Wehlen geschlossen. Begründet wird dies vom Land mit der stark rückläufigen Entwicklung der Zuzugszahlen von Spätaussiedlern aus dem Gebiet der Ex-UDSSR und mit der Tatsache, dass bis Ende 2007 alle noch nicht erledigten Aufnahmeanträge vollständig abgebaut sind. "Für die Leute, die hier gewohnt haben, war es natürlich ein Schock, als die Nachricht von der Schließung kam. Viele waren erst seit kurzem hier", weiß Heimleiterin Anne Hennen. Mittlerweile seien diese Heimbewohner jedoch auf dem privaten Wohnungsmarkt in der gesamten Region fündig geworden. Für die Caritas-Mitarbeiter gestaltete es sich zwar mitunter schwierig, den Aussiedlern die Integration zu erleichtern und ihnen möglichst schnell einen Wohnungs- und Arbeitsplatz zu suchen. Gleichwohl hat es "trotz aller Vorbehalte, die sicher da waren, kein zentrales Konfliktfeld zwischen den Leuten aus dem Dorf und den Heimbewohnern gegeben", betont Ortsbürgermeister Manfred Rommelfanger. Auch VG-Chef Werner Angsten betont, dass "wir mit den Aussiedlern nie solche Probleme hatten wie in anderen Städten". Für viele Menschen, die in Zerf gelandet waren, wurde der Hochwaldort zudem nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft ein neues Zuhause. Viele Familien im Ort geblieben

Mehr als 100 frühere Heimbewohner leben heute noch in Zerf, wobei viele Familien im Ort ein eigenes Haus gebaut haben. Was nach der Schließung des Übergangswohnheims bleibt, ist die Ungewissheit, was die künftige Nutzung des Gebäudes angeht, dessen Eigentümer ein Privatmann aus Trier ist. "Wir haben die Befürchtung, dass es für das Haus keine Perspektive mehr gibt", sagt Rommelfanger.

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