Aus zehn mach drei

HERMESKEIL/KELL/WALDRACH. Mit dem "Projekt 2020" des Bistums stehen auch dem Dekanat Hermeskeil-Waldrach große Umwälzungen bevor. Am Ende des Prozesses sollen die knapp 38 000 Katholiken in drei pastoralen Einheiten zusammengefasst werden. Derzeit gibt es im Hochwald und an der Ruwer noch zehn Pfarreiengemeinschaften.

Das Jahr 2020 ist zwar noch weit weg. Gleichwohl ist die Strukturreform des Bistums bereits im Dekanat Hermeskeil-Waldrach angekommen. Alle Gemeinderäte der insgesamt 28 Pfarreien sollen nämlich bis zum 20. Mai einen Fragebogen ausfüllen und ans Dekanatsbüro in Kell zurückschicken. "Mit welchen Pfarreien könnten wir uns einen Zusammenschluss vorstellen", lautet darin die entscheidende Frage.Nur noch drei pastorale Einheiten

Hintergrund: Auch im Dekanat Hermeskeil-Waldrach wird das Bistum die pastoralen Räume neu gliedern. Trier schlägt vor, die Zahl der Pfarreiengemeinschaften sukzessive von zehn auf drei zu reduzieren. Ein erster Schritt dazu vollzieht sich bereits am 1. Mai. Wenn der Hermeskeiler Pfarrer Otfried Stertenbrink an diesem Tag in den Ruhestand geht, werden die Pfarreien Hermeskeil und Züsch/Damflos/Gusenburg unter Dechant Clemens Grünebach zusammengefügt. Es existieren dann also nur noch neun pastorale Einheiten im Dekanat. "Die erste Reaktion ist häufig ein großes Erschrecken", berichtet Grünebach von seinen Erfahrungen, wenn er die mit dem "Projekt 2020" verbundenen Veränderungen an der Basis vorstellt. Die Angst vor dem Verlust der Identität und die bange Frage "Bleibt die Kirche im Dorf?" spielen dabei eine entscheidende Rolle.Dechant Grünebach: "Wir müssen reagieren"

Allerdings: Von der Notwendigkeit der Reform ist Grünebach überzeugt. "Der Handlungsbedarf ist da. Wir müssen reagieren." Das liegt nicht nur an der finanziellen Situation des Bistums. Der katholischen Kirche fehlt darüber hinaus das geistliche Personal, und der Anteil der Gottesdienstbesucher ist in den vergangenen Jahren weiter zurückgegangen. Grünebach und Pastoralreferent Detlef Willems betonen zudem die positiven Aspekte, die die Reform und der Zwang zur Kooperation aus ihrer Sicht mit sich bringen. "Wenn mehr miteinander gesprochen wird und man über den Tellerrand hinweg schaut, kann das auch eine Bereicherung sein", sagt Willems. Er verweist darauf, dass sich das "Projekt 2020" nicht nur auf eine Strukturreform beschränkt, sondern auch der Glaubenserneuerung dienen soll. Konkrete Vorgaben für den neuen Pfarreien-Zuschnitt gebe es zwar nicht. Für denkbar halten Grünebach und Willems jedoch, dass sich die pastoralen Einheiten in einigen Jahren an den drei Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell am See und Ruwer orientieren. Das könnte allerdings bedeuten, dass traditionelle Bindungen - etwa die zwischen Kell am See und Reinsfeld - aufgegeben werden müssen. "Der Plan ist aber noch nicht in der Tasche", sagt Willems. Das "Projekt 2020" sei als "beteiligungsorientierter Prozess" angelegt. Wenn die Pfarreien ihre Voten abgegeben haben, werden diese im Dekanat gebündelt und im Juli nach Trier geschickt. Das dortige Projektteam wird im November einen Entwurf für den Strukturplan vorlegen, der dann zurück ins Dekanat und von dort in die Pfarreien geht. "Bis Februar 2007 gibt es dann Zeit zu sichten, zu beraten und eventuell Änderungsvorschläge zu formulieren", betonen die Dekanats-Verantwortlichen. Offiziell vorgestellt wird der Plan schließlich im Juli 2007 von Bischof Reinhard Marx.Ehrenamtliche Arbeit gewinnt an Bedeutung

Doch wie wird sich die Reform auf die Seelsorge auswirken, wenn es nur noch drei Pfarrer im Dekanat Hermeskeil-Waldrach gibt? "Wir müssen in diesem Bereich sicher neue Wege gehen", betont Grünebach. Wichtig sei, "dass wir jetzt damit beginnen, Ehrenamtliche für diese Arbeit zu qualifizieren. Noch sind im hauptamtlichen Bereich die Kapazitäten für diese Aufgabe da", sagt der Dechant. Auf eines müssen sich die Gläubigen jedoch einstellen: "Wir werden sicher nicht mehr garantieren können, dass in jedem Ort sonntags die Messe gefeiert wird." Einmal pro Woche soll es jedoch den Katholiken weiterhin möglich sein, einen Gottesdienst in ihrer Pfarrei zu besuchen.

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