Bei Elektro Bauke gehen die Lichter aus

Zerf · Ob Schulhefte, Batterien oder ein Geschenk: Agnes Bauke war mit vielen Sortimenten bekannt bei Kunden in Zerf und weit darüber hinaus. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Laden von Agnes Bauke trägt sich nicht mehr.

 Abschied mit bittersüßem Lächeln: Am Samstag ist der letzte Verkaufstag im Laden von Agnes Bauke. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Abschied mit bittersüßem Lächeln: Am Samstag ist der letzte Verkaufstag im Laden von Agnes Bauke. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Zerf. Es huscht ein bittersüßes Lächeln über ihr Gesicht, wenn Agnes Bauke von der Schließung ihres Ladens spricht: "Am Samstag ist der letzte Verkaufstag, eine Art Kehraus." Seit 44 Jahren steht sie in ihrem Geschäft. "Im Lauf der Zeit bin ich mit immer mehr Ware zur Krämerin geworden", scherzt sie.
Laden anfangs nur als Zubrot


"Ich bedaure, dass dieser Laden zugemacht wird. Hier gab es immer gute Beratung und ein umfassendes Sortiment", sagt Kundin Erna Rimpler, der auch der Weg von Waldweiler nach Zerf nicht zu weit ist.
"Es war für Schüler immer alles da, dank der guten Zusammenarbeit mit der Schule", weiß Margret Altmeyer aus Zerf. Kunden kamen aus der ganzen Umgebung. "Wir haben damals mit Elektroartikeln und Haushaltswaren angefangen. Das war seinerzeit so üblich", erinnert sich Agnes Bauke.
Der Laden sollte eigentlich nur ein Zubrot zur Arbeit ihres Mannes Siegmund als Elektromeister sein. Stets waren beide für ihre Kunden da, manchmal sogar an Heiligabend, wenn der Fernseher streikte. Er sei noch Jahre danach, als er bereits im Ruhestand war, von Leuten um Reparaturen gebeten worden, wenn die Sicherung rausflog oder die Waschmaschine kaputt war.
Die Freude über den florierenden Laden hielt nicht lange, denn: "Bald machten die ersten Supermärkte auf, dann kamen die Baumärkte", erinnert sich die Kauffrau mit Grausen, weil der Umsatz um 50 Prozent schrumpfte.
Zum Glück gab es aber noch die Schreibwaren, die sich ab 1980 gut verkauften. "Mit Sortimentserweiterungen bin ich immer wieder auf die Füße gefallen", erklärt sie ihre Strategie. 1986 kam eine Lotto-Annahmestelle dazu, die bis 2012 lief. Zum Schluss bot der Laden sogar Prepaid-Karten für Handys an.
In Glanzzeiten konnte sie eine Aushilfe beschäftigen. Sogar dem immer stärker werdenden Internethandel konnte sie trotzen, denn: "Wenn die Leute was brauchen, kommen sie zu mir, weil ich es habe und keine Lieferzeiten anfallen." Außerdem gab es immer nette Gespräche mit Kunden. Tratschen jedoch hat sich Agnes Bauke in ihrem Laden verbeten.
Heute ist sie 68 Jahre alt und der Laden wirft kaum noch was ab. Agnes Bauke sagt den Kunden und ihren Vermietern Dankeschön für das gute Miteinander, 44 Jahre lang. Dann geht das Telefon: "Ja, ich habe Batterien. Ich bringe sie dir nachher vorbei." Service bis zur letzten Minute.

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