Berichte aus der "unseligen Zeit"

Sechs Lampadener Jugendliche drehen eine Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg in ihrem Heimatort. Mit Interviews von Zeitzeugen wollen sie die damalige Situation greifbar und unvergessen werden lassen.

 Die Lampadener Jugendlichen lassen sich von Theo Willems erzählen, was er 1945 erlebt hat. TV-Foto: Constanze Junk

Die Lampadener Jugendlichen lassen sich von Theo Willems erzählen, was er 1945 erlebt hat. TV-Foto: Constanze Junk

Lampaden. Theo Willems war 15 Jahre alt, als er 1945 Leichen gefallener deutscher Soldaten von den Lampadener Feldern wegschaffen musste. Eine Tatsache, die heutzutage für einen 15-jährigen unvorstellbar ist. Und genau an diesem Punkt greifen die sechs Lampadener Jugendlichen Thorsten Dussa, Thomas Müller, Florian Lorenz, Fabian Minn, Timo Huwer und Mattis Heiden mit ihrer Dokumentation über die Kriegsgeschehnisse des Zweiten Weltkriegs in ihrem Heimatort Lampaden an.Informationen und Emotionen sammeln

Gemeinsam mit Bernd Hermesdorf, Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Hermeskeil und selbst Lampadener, wollen sie in den nächsten Wochen den Film über die Kriegszeit fertigstellen. Das Team zwischen 13 und 24 Jahren hat im Vorfeld ein Kamera- und Schnittplatztraining beim Offenen Kanal Trier gemacht, um den Dreh semi-professionell anzugehen. Am vergangenen Wochenende haben sie bereits elf Zeitzeugen gefilmt, ein weiteres Drehwochenende soll noch mehr Informationen und Emotionen zusammentragen.Entstanden ist die Idee durch das Historie-Projekt "Lampadia". Lampadener Jugendliche haben mit älteren Bewohnern des Ortes Fotos aus der Vergangenheit geschaut und dabei vieles von damals erzählt bekommen. "Das sind sehr interessante Geschichten, die sonst verloren gehen würden", erklärt Thorsten Dussa. Das Wissen der Älteren über den Krieg soll festgehalten werden. Willems ist einer dieser Zeitzeugen. Er kann sich noch genau an den Einmarsch der Alliierten am 1. März 1945 erinnern. "Die Amerikaner kamen mit einem Panzer, und ich habe mit einer weißen Fahne gewunken", erzählt er, "als Friedenszeichen". Er wünscht sich die "unselige Zeit" nie wieder zurück. Die Gruppe lässt sich nicht nur von diesen Tagen im März berichten, sondern von den Kriegsgeschehnissen der ganzen Jahre. Die Zeitzeugen dürfen dabei frei aus ihrer Erinnerung erzählen. Jedes Detail ist willkommen. Doch nicht für jeden ist dieser Schritt ein leichter. Oftmals kommen zu viele Erinnerungen hoch, als dass alles erzählt werden könnte. Gefallene Brüder, abgebrannte oder geplünderte Häuser bringen noch heute Tränen hervor. "Man merkt, dass viele die Ereignisse noch nicht verdaut haben", sagt Dussa. Ebenfalls will die Gruppe die "Machtergreifung" in der Gemeinde darstellen; vor allem aufzeigen, warum fast alle mitgemacht haben. Einzelne Sequenzen dieser Geschichten werden für die Dokumentation verwendet. Gepaart mit szenischen Einspielungen der Schauplätze und von Bildern aus diesen Jahren soll ein zeitloser Film über die Vergangenheit entstehen. Auch Willems zeigt sich begeistert von der Idee: "Es ist gut, dass ihr das für die Zukunft weitergebt."Ein besonderes Anliegen ist es der Gruppe, andere Dörfer anzuregen, sich mit der Thematik zu beschäftigen und ein ähnliches Projekt zu starten. Bevor die Generation der Zeitzeugen ausstirbt und es zu spät ist.

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