Bescheid zahlt Bauherren Bares

Viele Kommunalpolitiker reden von der Rettung der Dorfkerne. Die aus Bescheid tun etwas dafür. Maximal 5000 Euro zahlt die Kommune aus eigener Kasse an jeden Bürger, der im Ort ein altes Gebäude umbauen will. Für dieses in der Verbandsgemeinde Hermeskeil bislang einzigartige Vorgehen hat der Gemeinderat jetzt den Weg geebnet.

 Beispielhaftes Bescheid: Die Gemeinde nimmt Geld aus der eigenen Kasse in die Hand und unterstützt damit Privatleute, die alte Häuser im 410-Einwohner-Dorf umbauen wollen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Beispielhaftes Bescheid: Die Gemeinde nimmt Geld aus der eigenen Kasse in die Hand und unterstützt damit Privatleute, die alte Häuser im 410-Einwohner-Dorf umbauen wollen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Bescheid. Illusionen gibt sich Raimund Olinger nicht hin. "Wir geben keinen weltbewegenden Betrag und werden damit keinen Bauboom auslösen. Aber wir setzen ein Zeichen und schaffen einen Anreiz dafür, dass die Leute in der Dorfmitte wohnen bleiben", sagt der Ortschef von Bescheid. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig einen richtungweisenden Beschluss gefasst. Die finanziell gesunde Kommune wird künftig allen Bürgern im 410-Einwohner-Dorf unter die Arme greifen, wenn diese ein altes Haus oder eine frühere Scheune umbauen wollen. Die Kommune übernimmt in diesen Fällen 20 Prozent der Kosten. Kommune zahlt pro Haus maximal 5000 Euro

"Allerdings deckeln wir den Zuschuss auf maximal 5000 Euro", betont Olinger. Außerdem kommen Privatleute nur dann in den Genuss von Gemeindegeld, wenn ihr Haus vor 1950 gebaut wurde. Ein wichtiger Hinweis kommt von Winfried Welter vom Bauamt der Verbandsgemeinde: "Die Förderung der Gemeinde schmälert nicht die Mittel, die aus anderen Töpfen, etwa dem Dorferneuerungsprogramm des Landes, an Bauherren fließen können." Bezuschusst werden aber nur Sachkosten und keine Eigenleistungen. Der Bescheider Rat geht mit dieser Entscheidung einen Weg, der bislang in der VG Hermeskeil einzigartig ist. Das Motiv, das dahinter steckt, formuliert Olinger so: "Wir sagen: Es kann nicht sein, dass um den Ort herum neu gebaut wird, und in der Mitte fault der Apfel." Weil zunächst die "Ressourcen im Dorfkern mobIlisiert werden sollen", wird die Kommune in absehbarer Zeit auch kein Neubaugebiet erschließen. "Wir haben ja noch einige gemeindeeigene Grundstücke vorrätig", betont Olinger. So hat die Kommune erst kürzlich ein Grundstück in der Hermeskeiler Straße in einen Bauplatz umgewandelt, der für 26 Euro pro Quadratmeter angeboten wird. Apropos Hermeskeiler Straße: Dort ist die Wiederbelebung bereits geglückt. Eine zeitlang hätten auf einer Seite alle Häuser leer gestanden, berichtet Olinger. Jetzt sind in einem alten Gebäude die neuen Bewohner bereits eingezogen, in einem anderen sind momentan Handwerker zugange. "Den Umbau dieser beiden Häuser werden wir schon bezuschussen", sagt der Gemeindechef.Für Michael Hülpes hat das Bescheider Vorgehen "Vorbildcharakter". Der Bürgermeister der VG Hermeskeil gibt aber zu bedenken, dass ein solches Modell "stark von der finanziellen Situation einer Gemeinde abhängig ist". Es gebe keinen anderen Ort in der VG, der wie Bescheid schuldenfrei ist und überdies von regelmäßigen Einnahmen aus der Windkraft profitiert. Deshalb könne die Kommunalaufsicht anderen Dörfern das Nachahmen des Bescheider Modells nicht genehmigen. Hintergrund: Im Bemühen um die Erhaltung des Dorfkerns würde sich die Gemeinde Bescheid ausdrücklich die handfeste Unterstützung der VG wünschen. Raimund Olinger hält es beispielsweise für vorstellbar, "dass die Werke den Leuten, die alte Häuser umbauen wollen, fünf Jahre lang die Kanalgebühren erlassen.". Immerhin würde in diesen Fällen die bereits vorhandene Infrastruktur genutzt, während bei Neubaugebieten von den Werken große Investitionen gefordert sind. Michael Hülpes sieht dafür aber keinen Spielraum: "Prinzipiell würden wir zwar als VG gerne etwas draufsatteln. Wir können uns das aber mit Blick auf unseren allgemeinen Haushalt und den der Werke nicht leisten", sagt der VG-Bürgermeister.

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