Bewegende Rückkehr unter Tränen

HINZERT-PÖLERT/TRIER. Es waren bewegende Momente, als Philipp Golowatschenko und Dmitrij Blashkun die Stätte wieder besuchten, in der sie vor rund 60 Jahren eingesperrt waren: das ehemalige SS-Sonderlager/KZ Hinzert.

Die beiden Ukrainer aus Winniza waren auf Einladung der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz teilweise mit Angehörigen und Dolmetschern nach Trier und Hinzert gekommen. Bei einem Besuch im ehemaligen SS-Sonderlager/KZ Hinzert wurden sie auch vom Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, Michael Hülpes, begrüßt. Ferner standen eine Stadtführung in Trier und der Empfang bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier auf dem Programm. Am Dienstag werden die damals Verschleppten zudem Gäste im Mainzer Landtag und bei der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz in Mainz sein. Am ersten Tag des Besuches stand für die Zeitzeugen noch vor der Fahrt nach Hinzert eine Kennenlern-Runde im Tagungsraum der Barmherzigen Brüder in Trier statt. Kennen lernen sollten sie dabei insbesondere eine Gruppe Zivildienstleistender der Trierer Zivildienstschule und der Bistumsstelle für Zivildienstleistende. Das Treffen hielten die Zivildienstleistenden mit Unterstützung des Offenen Kanals Trier in einer Videoreportage fest.Beeindruckende Stunden mit den beiden Zeitzeugen

"Es waren beeindruckende Stunden", erzählen die jungen Männer. Dabei erfuhren sie von den grausamen Zeiten der beiden Deportierten während der Kriegszeit in Deutschland und insbesondere den Alltag im Lager Hinzert. Über eine Stunde später als geplant besuchen dann die ehemaligen Gefangenen und die Jugendlichen die Gedenkstätte in Hinzert, wo im September mit dem Bau eines von Bund und Land finanzierten Dokumentationszentrums begonnen werden soll. Golowatschenko und Blashkun finden sich an der Stätte ihres Leidens, obwohl natürlich keine Baracken mehr dort stehen, direkt wieder zurecht. Unter Tränen erklären sie, wo man sie damals eingepfercht und misshandelt hat. Trotzdem verspüren sie keinen Hass auf die Deutschen. "Sie haben verziehen", übersetzt Dolmetscherin Nadezhda Hawlitschek. Am Mahnmal knien beide nieder, küssen die Bodenplatte und weinen. Die Jugendlichen sind sichtlich gerührt und schweigen. Beate Welter von der Landeszentrale für politische Bildung ist die Erste, die wieder zu Worten findet. Sie leitet die Gruppe zu der Platte, in der die Namen der Toten eingemeißelt sind. Die Zeitzeugen lesen die Namen und suchen nach Bekannten. "Die Familiennamen sagen ihnen nichts, höchstens die Vornamen. Doch es sind so viele", wird übersetzt. Nach dem anschließenden Rundgang will man sich an der gleichen Stelle nochmals am Nachmittag zu Fernsehaufnahmen einfinden. Erstaunlich, Golowatschenko und Blashkun haben von der deutschen Sprache noch einiges behalten und verstehen teilweise, was gesagt wird. Blashkun versteht es sogar noch, zu formulieren und zu sprechen. "Das sind schöne Kinder", sagt er und deutet auf zwei vorbeilaufende Jungs. Die Zeitzeugen, Golowatschenko ist heute fast 80 und Blashkun 81 Jahre alt, waren als Zwangsarbeiter aus ihrer Heimat nach Deutschland verschleppt worden. Während der Arbeit hatten beide versucht zu fliehen, waren aber gefasst und in das SS-Sonderlager/KZ Hinzert gebracht worden. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Förderverein Dokumentations- und Begegnungsstätte ehemaliges KZ Hinzert e.V. statt. Gefördert wurde das Treffen durch die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft".

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