Bildungsfragen im Brennpunkt

Besonders der Bereich Bildung hat der Diskussionsrunde bei den zweiten Hermeskeiler Wirtschaftstagen am Montagabend den Stempel aufgedrückt. Für die vielen Schüler unter den 700 Zuhörern war dies der interessanteste Teil der Veranstaltung. Der TV hat Stimmen von jungen Besuchern gesammelt.

 Experten, Moderatoren und viele gespannte Zuhörer: Anke Henrich, Vera Reiß, Petra Palte, Isabell Funk, Hermann-Josef Ziegler, Dieter Lintz und Bernd Kettern (von links) haben in der Hochwaldhalle über „Wege in die Zukunft“ diskutiert. TV-Foto: Klaus Kimmling

Experten, Moderatoren und viele gespannte Zuhörer: Anke Henrich, Vera Reiß, Petra Palte, Isabell Funk, Hermann-Josef Ziegler, Dieter Lintz und Bernd Kettern (von links) haben in der Hochwaldhalle über „Wege in die Zukunft“ diskutiert. TV-Foto: Klaus Kimmling

Hermeskeil. (ax) "Haben wir die Wirtschaftskrise im Griff?", "Führt die Bundestagswahl zu einer stärkeren politischen Polarisierung in Deutschland?" und "Kommt jetzt die soziale Kälte?" All diese spannenden Fragen hat eine fünfköpfige Expertenrunde bei den von TV-Redakteur Dieter Lintz und Berufsschullehrer Hermann-Josef Ziegler moderierten zweiten "Hermeskeiler Wirtschaftstagen" erörtert.

"Uns steht noch einiges bevor", warnte Anke Henrich von der Düsseldorfer Wirtschaftswoche davor, schon jetzt das Ende der Wirtschaftskrise herbeizureden. "Die Situation ist nach wie vor schwierig und das Licht am Ende des Tunnels ist noch sehr klein", pflichtete ihr Petra Palte von der Deutschen Bank bei. TV-Chefredakteurin Isabell Funk betonte, "dass sich die Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt erst in den nächsten Monaten zeigen werden". Es sei noch viel zu früh für eine Aussage, ob durch die neue Bundesregierung die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland größer wird, sagte Bernd Kettern. Der stellvertretende Direktor des Diözesan-Caritasverbands machte aber deutlich: Wenn die Gegensätze noch weiter auseinanderdriften, wäre das nicht akzeptabel."

So richtig in Schwung kam die Diskussion jedoch, als es um das Thema "Bildung" ging und sich viele junge Zuhörer zu Wort meldeten. "Das betrifft mich ja selbst und hat mich deshalb auch am meisten interessiert", sagte die 18-jährige Tanita Bayrami nach Abschluss der zweistündigen Veranstaltung stellvertretend für die meisten Schüler im Publikum.

Jan Kolling sieht sich "darin bestärkt, dass ich mein Wirtschafts-Fachabi machen will. Denn heute geht ohne Wirtschaft gar nichts mehr", meint der Rascheider, der die berufsbildende Geschwister-Scholl-Schule in Hermeskeil besucht. Für ihn ist es unverständlich, dass - wie es zuvor in der Diskussion angeklungen war - an allgemeinbildenden Schulen häufig nicht mal die "grundlegenden Sachen unterrichtet werden" und viele junge Leute abgehen, ohne beispielsweise zu wissen, wie ein Miet- oder Kaufvertrag aussieht. Diese Tatsache hatte zuvor der Hermeskeiler Gymnasiallehrer Dietmar Bach moniert, als er beim Teil mit den Publikumsfragen zum Mikrofon griff und sich zugleich dafür starkmachte, dass es auch an allgemeinbildenden Schulen wie Gymnasien ein Fach "Wirtschaftslehre" geben sollte. "Ich würde das gut finden", meint die Hermeskeiler Gymnasiastin Anna Heib zu diesem Vorschlag. Pascal Gubernator geht im saarländischen Dillingen zur Schule und hat dort auch Wirtschaftskunde auf dem Stundenplan. "Ich habe da viel gelernt und würde das auch für rheinland-pfälzische Schulen empfehlen", sagt er.

Die Staatssekretärin im Mainzer Bildungsministerium, Vera Reiß, hatte jedoch darauf hingewiesen, "dass wirtschaftliche Kompetenz ein Querschnitts-Thema sein soll" und in vielen Fächern unterrichtet werden könne. Dafür würden extra Lehrerfortbildungen angeboten. Sebastian Spreier sieht das skeptisch. "Ich glaube nicht, dass beispielsweise ein Mathe-Lehrer einfach ein paar Fortbildungen macht und dann schon Wirtschaft unterrichten kann", sagt der Referendar an der Hermeskeiler Realschule.

Für die Organisation der Hermeskeiler Wirtschaftstage, die in den Händen der Geschwister-Scholl-Schule lag, hatten die beiden Prümer Gymnasiasten Pascal Kersten und Jan Herbst viel Lob parat. "Es ging mir aber zu speziell um das Thema Wirtschaftsunterricht und zu wenig um das generelle Bildungssystem", so Jan Herbst. Er hätte gerne mehr darüber erfahren, warum das Land die Realschule plus eingeführt hat und dort - wie er es sieht - "Schüler mit ganz unterschiedlichen Leistungsniveaus einfach in einen Topf kommen und dann einmal herumgerührt wird. Das blockiert eher die Bildung".

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