"Bilstein brachte den Reichtum zu uns"

MANDERN. Ferrari, General Motors, Jaguar, Maserati, Mercedes, Porsche und Subaru haben eines gemeinsam: Stoßdämpfer der Krupp Bilstein GmbH. Weltweit fertigen 2000 Mitarbeiter in fünf Werken täglich rund 40 000 Stoßdämpfer. 7000 Besucher kamen, um sich diese Produktion am Tag der offenen Tür im Bilstein-Werk Mandern anzusehen.

Alle fünf Jahre veranstaltet das Krupp Bilstein-Werk in Mandern einen Tag der offenen Tür. "So können sich die Verwandten, Bekannten und die Freunde der Beschäftigten sowie alle Interessierten einmal anschauen, wie hier gearbeitet wird", sagte Patrick Kranz, freigestelltes Betriebsratsmitglied in Mandern, im Gespräch mit dem TV . Nicht nur das: "Viele Mitarbeiter kennen nur ihren eigenen Arbeitsplatz und können sich an einem solchen Tag mal in der ganzen Firma umsehen", sagte Werner Stüber, Angestellter im Prototypenbau. Führungen durch die Abteilungen

Diesen besonderen Tag hat ein 15-köpfiges Organisationsteam seit April geplant. Von den insgesamt 900 Arbeitern im Werk kamen am Samstag 200 an ihrem Arbeitsplatz und demonstrierten ihre Beschäftigungen. Hinzu kamen etliche Angestellte, die sich dazu bereit erklärt hatten, Führungen durch die einzelnen Abteilungen vorzunehmen. Neben der Werksbesichtigung gab es auch noch Musik und Spiele für die Kinder. Auch die Beköstigung kam nicht nur kurz. Denn jeder, der am Samstag das Werk besuchte, war Gast und hatte den ganzen Tag über freie Getränke. "Schließlich wollen wir, dass sich die Besucher bei uns wohl fühlen", sagte Franz-Josef Schmidt, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in Mandern. Mit 850 Beschäftigten und 50 Auszubildenden ist das Bilstein-Werk in Mandern heute der größte Betrieb der Region. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren noch vergrößert: Weitere Niederlassungen hat die Firma in Ennepetal, in Hermannstadt (Rumänien), San Diego und Hamilton (USA). Die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1955 zurück. Bürgermeister Stüber blickt zurück

Der Bürgermeister von Mandern, Alois Stüber, erinnert sich noch ganz genau: "Als Hans Bilstein nach Mandern kam, war ich gerade mal zwölf Jahre alt", erzählte Stüber am Tag der offenen Tür. "Mit diesem Werk kam der Reichtum nicht nur nach Mandern, sondern auch in die ganze Umgebung." Denn damals herrschten eher ärmliche Verhältnisse. Große Familien hatten nur einen ganz kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Für ein solch großes Werk brauchte man sehr viel Platz: Einige Familien trennten sich von ihren Wiesen, für die Manderner war es Ehrensache, den großen Rotwildpachtbezirk für einen Vorzugspreis an Hans Bilstein zu verkaufen. "Viele Menschen auch in den umliegenden Dörfern wollten einen Arbeitsplatz bei Bilstein", erinnert sich Alois Stüber. "Dazu den landwirtschaftlichen Betrieb als Nebenerwerb - das passte." Im Jahr Mitte 1956 konnte die Produktion mit zunächst 19 Mitarbeitern anlaufen. Diese sprechen nur positiv, so weiß es Alois Stüber, über die Anfänge: "Hans Bilstein ging durch das Werk und nahm sich die Zeit, mit ihnen zu sprechen und ihnen die Hand zu geben. Zur Erntezeit bekamen sie immer Urlaub." Zahl der Belegschaft wächst kontinuierlich

Zwischen den Anfängen und heute liegen etliche Jahre. So stieg die Zahl der Belegschaft kontinuierlich an: Im Jahr 1966, zehn Jahre nach Beginn der Produktion, zählte man bereits 500 Mitarbeiter. Heute werden Stoßdämpfer, Sportfahrwerke und Wagenheber für acht verschiedene Automobile hergestellt, früher auch noch Baubeschläge. Dieser Produktionszweig wurde 1992 als separater Teil nach Reinsfeld ausgelagert. Auch Friedrich Wiegand, der 18 Jahre Werksleiter im Werk Mandern war, kennt einige Unterschiede. "Damals mussten alle Arbeiten handwerklich vorgenommen werden, heute ist das Werk automatisiert", sagt Wiegand. "Denn heute wird jede zweite Maschine mit dem Computer betrieben, zu Anfangszeiten gab es nur einen einzigen PC im ganzen Werk." Alois Stüber hofft auf weitere erfolgreiche Jahre: "Jedes Mal, wenn ich von Waldweiler nach Mandern fahre, blicke ich zu den Lichtern des Werkes. Hoffentlich leuchten diese in ein paar Jahren immer noch so hell und hoffentlich werden immer noch so viele Menschen hier einen Arbeitsplatz finden."

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