Biomasse massenhaft

Ein umfangreiches Forschungsprojekt steht vor dem Abschluss. Am kommenden Dienstag werden die Ergebnisse der "Bioregio"-Studie erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Über einige Eckdaten informierten Fachleute im Vorfeld.

 Es muss nicht immer Mais sein. Auch bei der Biotop-Pflege wie hier in Thiergarten fällt Biomasse an, in diesem Fall Grasschnitt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Es muss nicht immer Mais sein. Auch bei der Biotop-Pflege wie hier in Thiergarten fällt Biomasse an, in diesem Fall Grasschnitt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. Mehr als zwei Jahre lang befassten sich Wissenschaftler in ganz Deutschland mit dem Vorkommen von Biomasse und deren Verwertungsmöglichkeiten vor Ort in sechs verschiedenen geografischen Räumen. Eine der Modellregionen war der Naturpark Saar-Hunsrück. Potenzial ersetzt 144 Millionen Liter Heizöl

Ob Gras, Gülle, Mais, Holz oder andere Materialien - das verfügbare energetische Potenzial an land- und forstwirtschaftlicher Biomasse im 3260 Quadratkilometer großen und in weiten Teilen ländlich strukturierten Naturpark entspricht schon heute etwa 144 Millionen Litern Heizöl. "Damit können rund 57 600 durchschnittliche, nicht besonders gut wärmeisolierte Einfamilienhäuser ein Jahr lang beheizt werden", schildert Barbara Dröschel vom Saarbrücker Institut für ZukunftsEnergieSysteme (Izes). Neben Izes war auch das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (Ifas) am Umweltcampus Birkenfeld an der Untersuchung des Naturparks Saar-Hunsrück beteiligt worden. Menge kann sich noch verneunfachen

Die Menge an genutzter Biomasse kann sich bis zum Jahr 2020 noch verneunfachen. Das ist allerdings nur möglich, wenn beispielsweise Landwirte massiv auf die Produktion von energiehaltigen Pflanzen umstellen, was wegen der möglichen Schaffung von neuen Monokulturen umstritten ist. Und: Es sind zunächst theoretische Werte, warnen die Wissenschaftler. Denn schließlich landen die Energieträger in Land- und Forstwirtschaft nicht komplett in der Biogas-Anlage oder in der Holzheizung. Landwirte beispielsweise wollen ihr Stroh zumindest teilweise selbst im Stall oder auf dem Acker wiederverwenden. Die Fachleute gehen davon aus, dass der Anteil der Biomasse am Gesamt-Energieverbrauch im Jahr 2020 bei 18 Prozent liegen kann. Auch das ist allerdings eine Maximalgröße.Für die Region liegen die Vorteile auf der Hand: Der Ausstoß an klimaschädlichen Gasen kann um bis zu 30 Prozent gesenkt werden, betont Ralf Gebhard vom Ifas. Auch der regionale Arbeitsmarkt kann profitieren. Chancen für den Arbeitsmarkt

Die Experten prognostizieren, dass sich die Zahl der Beschäftigten in diesem Segment verzehnfachen kann. In dem Zusammenhang geht es nicht nur um die viel zitierten Energie-Landwirte, sondern auch um Anlagen-Hersteller und das örtliche Handwerk. Ein Bestandteil der Forschungsarbeit war die Förderung und Entwicklung eines sogenannten Akteurs-Netzwerks. Vertreter von Forst- und Landwirtschaft, Naturschutz, Behörden und Instituten tauschen sich aus. Netzwerk-Arbeit steht auf der Kippe

Das ist auch notwendig, findet beispielsweise Biotop-Betreuerin Margret Scholtes aus Deuselbach. Der Netzwerk-Gedanke ist für sie zentral. "Wir könnten viel mehr Biomasse beim Mähen von Wiesen produzieren", macht sie deutlich. "Wir machen es nicht, weil wir keine Abnehmer haben." Die hofft sie im Rahmen der Netzwerk-Arbeit noch zu finden. Doch gerade die steht derzeit auf der Kippe. Denn Netzwerke funktionieren nicht von selbst. Sie benötigen Moderation und Organisation, weiß Gudrun Rau, Geschäftsführerin des Naturparks. Das Projekt läuft aus. Soll der Prozess fortgeführt werden, ist ein sogenannter Kümmerer sinnvoll. Ob der bei den Akteuren gewünscht ist, ist offenbar noch ungeklärt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort