Blick in eine "maue Zukunft"

KELL AM SEE. Der Musikverein (MV) Lampaden besteht derzeit nur auf dem Papier, das Leben vieler Musikvereine ist von Existenznöten gezeichnet. Frust breitet sich bei den Verantwortlichen aus. Die Ursachen des schleichenden Abschieds von der Musik sind vielfältig.

 Jugendlich und ohne Probleme: Der Musikverein Kell am See, hier beim Weihnachtskonzert 2004.Foto: Hans Muth

Jugendlich und ohne Probleme: Der Musikverein Kell am See, hier beim Weihnachtskonzert 2004.Foto: Hans Muth

Mit 45 musizierenden und 54 Mitgliedern in der Ausbildung sieht der MV Kell am See in eine Zukunft ohne gravierende Probleme. Vorsitzender Karl-Heinz Willger über den Erfolg in der Jugendarbeit: "Sicherlich spielt bei uns das Vereinshaus eine wichtige Rolle. Dort können wir als Hausherr agieren und Probenarbeit, Ausbildung, Verwaltung und Archivierung zentral durchführen.""Es wird immer schwieriger"

"Der MV Schillingen hat 40 Musiker zur Verfügung. Die Ausbildung beginnen derzeit zwölf Jugendliche", sagt Vorsitzender Andreas Bohr. "Wir sind zufrieden." Bruno Thiel vom MV Zerf stehen 29 aktive Musiker mit einem Durchschnittsalter von 29 Jahren zur Verfügung. Elf Schüler sind in der Ausbildung. "Es wird immer schwieriger, Leute für die Vereinsarbeit zu gewinnen", sagt er. "Der Idealismus schwindet zusehends, andere Interessen haben Vorrang." Hinzu komme mangelndes Durchhaltevermögen. Auch das Gesellige komme aus Mangel an Geld zu kurz. In eine nicht gerade rosige Zukunft sieht der MV Mandern. Er hat 26 Aktive, Tendenz fallend, mit einem Altersdurchschnitt von 22 Jahren. Der kommissarische Vorsitzende Volker Oerschkes sagt: "Zurzeit haben wir weder einen Dirigenten noch einen Vorsitzenden." Der habe aufgrund der misslichen Vereinssituation das Handtuch geworfen. Ein Nachfolger sei nicht gefunden worden. "Mit einem Dirigenten wird es wohl auch nichts werden, da der Probenbesuch nicht gerade überragend ist und die Register ziemlich gelichtet sind. Mit unserer Zukunft sieht es mau aus." "Wir sind ein alter Verein mit einem hohen Durchschnittsalter von 40,5 Jahren und haben derzeit 24 aktive Mitglieder, hinzu kommen zwölf Auszubildende", sagt Edmund Schmitt vom MV Greimerath. "Man muss sich einfach darauf einstellen, dass wir analog zu den Fußballern in Zukunft Spielgemeinschaften bilden müssen, möglicherweise auch aus finanziellen Gründen. In diesem Sinne zukunftsweisend ist die Bildung des Jugendorchesters Zerf/Greimerath." "Wir sind noch zufrieden", sagt Jutta Justinger, Vorsitzende des MV Waldweiler. 28 Musiker, zusätzlich 15 Auszubildende, weise der Verein auf, "obwohl in den einzelnen Registern bereits Lücken entstehen". Insgesamt herrscht in allen Vereinen die gleiche Meinung: Jugendliche möchten sich nicht mehr an Proben und Auftritte binden, abgesehen von der Leistung, die durch das Erlernen eines Instruments erbracht werden muss. Ein weiteres Problem sei das zurückgehende ehrenamtliche Engagement. Ein Phänomen allerdings ist der MV Baldringen. Der Ort mit gerade einmal 280 Einwohnern hat 40 aktive Musiker, 15 befinden sich in der Ausbildung. Wie die Zukunft des Vereins aussieht? "Momentan positiv", sagt MV-Vorsitzender Paul Koltes. "Das hängt zu einem großen Teil mit der Kameradschaft innerhalb des Ortes zusammen, die sich auch auf den Verein überträgt."

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