Bruder zwischen Küche und Chronik

HERMESKEIL. Bruder Joachim Becker leitet als neuer Guardian die Geschicke im Hermeskeiler Franziskanerkloster. Der gebürtige Selbacher fühlt sich im Hochwald wie zu Hause.

Mit seiner neuen Aufgabe ist auch für Bruder Joachim ein Traum in Erfüllung gegangen. Als Jugendlicher hat er mit seinen Freunden die Hermeskeiler Stadtwoche besucht, nun kehrt er Jahre später als neuer Guardian des Franziskanerklosters in den Ort zurück, im dem er in seiner Jugendzeit sehr viel Positives erlebte. "Ich bin sehr gerne nach Hermeskeil gezogen", sagt Bruder Joachim. Vor allem seine Eltern, Geschwister und die komplette Verwandtschaft freuen sich riesig, dass er nun wieder in der Heimat ist. "Alle leben in Selbach und rund um den Bostalsee", sagt der 49-jährige Saarländer. Nach Stationen in Düsseldorf, Neviges und im belgischem Moresnet wird er in Hermeskeil als Guardian und Koch eine Doppelfunktion ausüben. Die Besonderheit seines Guardinats ist, dass er es als Bruder ausübt, der nicht gleichzeitig auch Priester ist. Das gab es in dieser Form im Hermeskeiler Kloster noch nicht. "Der Guardian soll im guten Sinne über Haus, Hof und seine Brüder wachen", erklärt Bruder Joachim eine der zahlreichen Aufgaben an seinem neuen Arbeitsplatz. Dem Betriebswirt für Hotel- und Gaststättengewerbe obliegt die komplette hauswirtschaftliche Führung des Franziskanerklosters.Koch und Kellner von der Pike auf gelernt

Zunächst ist er jedoch als Koch gefragt. In seiner geräumigen Küche bereitet er pro Tag drei Mahlzeiten zu, erstellt die Speisepläne und kümmert sich um alle Einkäufe. "In einer Küche fühle ich mich richtig wohl", schwärmt Bruder Joachim, der den Beruf des Kochs und Kellners von der Pike auf erlernte. Als Guardian ist er auch für die verwaltungstechnischen Angelegenheiten des Klosters zuständig. "Das ist mehr der Schreibtisch-Job", erklärt er. Bruder Joachim erstellt die Wochenpläne für die Gottesdienste und pflegt die öffentlichen Beziehungen des Hauses. Dabei ist ihm die Außendarstellung des Klosters ganz wichtig. "Das Franziskanerkloster soll auch in Zukunft ein offenes Haus für alle sein", sagt Bruder Joachim zu seinen Nahzielen. Er sehe sich in seiner neuen Tätigkeit auf jeden Fall nicht als Guardian (Wächter) oder als der "Hausobere". "Jeder hat hier seinen Job. Wir arbeiten und leben zusammen in einer religiösen Gemeinschaft", sagt Becker. Momentan befände er sich noch in einer Neufindungsphase, doch alles gestalte sich überaus positiv. Wie auch die ersten Gespräche mit Pastor Ottfried Stertenbrink. "Der Otti ist ein Original", sagt Bruder Joachim, der sich schon auf weitere Begegnungen mit dem Hermeskeiler Kirchenmann freut.Leidenschaft für Lateinamerika

Vor dem Schlafengehen schlägt er immer noch ein gutes Buch auf. Besonders die Bücher von lateinamerikanischen Schriftstellern haben es ihm angetan. "Da hat sich über die Jahre eine wahre Leidenschaft entwickelt", sagt Becker. Die ersten Stunden und Tage vergingen für den "leitenden Bruder" des Franziskanerklosters in Hermeskeil wie im Fluge, begleitet von dem guten Gefühl, endlich wieder einmal in der Nähe der Familie und seines geliebten Heimatortes Selbach am Bostalsee leben und arbeiten zu können.

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