"Da ist die Hölle los"

Jeder will nach Hause, und das möglichst schnell: An den Busbahnhöfen herrscht nach Schulschluss regelmäßig Chaos. Auch in Neuerburg im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Dort ist vergangene Woche eine 15-Jährige von einem Bus angefahren und verletzt worden (TV vom Freitag). Dass solche Unfälle nicht öfter passieren, sei allein der Umsicht der Busfahrer zu verdanken - sagt ein Busunternehmer.

 Täglich gibt es Gedränge am Neuerburger Busbahnhof. TV-Foto: Stephan Brunker

Täglich gibt es Gedränge am Neuerburger Busbahnhof. TV-Foto: Stephan Brunker

Neuerburg. Mehr als 600 Schüler - Kinder und Jugendliche von der Grund- und Realschule plus sowie vom Gymnasium - warten fast täglich kurz nach 13 Uhr an den Bahnsteigen des Neuerburger Busbahnhofs auf den Bus, der sie nach Hause bringt. Und sie warten nicht unbedingt gesittet. Regelmäßig gibt es einen Kampf um die erste Reihe am Bordstein, denn nur so besteht die Chance auf einen Sitzplatz im Bus.

"Da ist jeden Tag die Hölle los", sagt Anita Scherer. Auch ihre 15 Jahre alte Tochter Melanie wollte am Mittwoch um die besagte Zeit an einem eben jener Haltesteige ihren Heimweg nach Nusbaum antreten. Da sie mit dem Rücken zur Fahrbahn stand, sah sie den Bus nicht kommen, der in die Haltebucht einbog. Mit dem überstehenden Heck erfasste das Fahrzeug die Realschülerin, die zu Boden geschleudert wurde und sich dabei eine Gehirnerschütterung, Prellungen und Schürfwunden zuzog. Die 15-Jährige liegt zurzeit noch im Krankenhaus. Die Fahrerin, die am Steuer des Unfall-Busses saß, entschuldigte sich bereits gestern bei dem Mädchen - und erntet sogar Verständnis von der Mutter des Unfallopfers: Niemand nehme sich des Problems an - egal, ob es darum ginge, dass an den Busbahnhöfen Chaos herrsche oder in den Bussen selbst. "Jeder schiebt die Verantwortung auf den anderen. Der Dümmste im Glied ist dann der Fahrer", kritisiert Anita Scherer. Ähnlich sieht das auch Detlef Krakau, Chef der Unfallfahrerin und Geschäftsführer des gleichnamigen Busunternehmens, das für die Moselbahn einige Linienfahrten im Neuerburger Raum übernimmt. "Der Fahrer trägt die Verantwortung für behördliches Fehlverhalten", sagt er und ist überzeugt: "Nur der Umsichtigkeit der Busfahrer ist es zu verdanken, dass nicht mehr passiert." Es sei ein altbekanntes Problem, dass nach Schulschluss an den Busbahnhöfen chaotische Zustände herrschten. Aber niemand kümmere sich drum.

In der Kreisverwaltung verweist man darauf, dass der Eifelkreis zwar zuständig sei für die Schülerbeförderung, nicht aber für die Zustände an den Busbahnhöfen. Dies sei zum einen Sache der jeweiligen Städte und auch der an den Busbahnhof angrenzenden Schulen, die eine Aufsichtspflicht hätten. Wie Ute Zehren, Rektorin der Neuerburger Grund- und Realschule plus, bestätigt, hatten am Mittwoch drei Lehrer an den Steigen Aufsicht geführt. Aber auch diese hätten angesichts der Masse an Schülern an den Haltestellen den Unfall am Mittwoch nicht verhindern können.

Im Landkreis Trier-Saarburg war nach einem Brand eines Schulbusses am 24. September bei Mertesdorf (der TV berichtete mehrfach) die Diskussion um die Sicherheit bei der Schülerbeförderung ebenfalls erneut aufgefacht.

Meinung

Es muss sich etwas tun!

Die Schule ist aus, schnell in den Bus und ab nach Hause. Es ist wohl unvermeidlich, dass es da im Eifer des Gefechts zu Gedränge an den Bushaltestellen kommt. Dennoch müssen sich die Verantwortlichen die Frage stellen lassen, ob es nicht doch Möglichkeiten gibt, das Chaos in geordnete Bahnen zu lenken. Absperrgitter an der Bordsteinkante könnten verhindern, dass Schüler von Bussen erfasst werden. Und eventuell besteht ja auch die Möglichkeit, die Fahrpläne derart zu gestalten, dass die Busse bereits an den Haltestellen stehen, bevor sich die Schüler an den Einstiegen drängeln. So könnte die Unfallgefahr verringert werden. Bleibt nur zu hoffen, dass sich schnell jemand findet, der sich zuständig fühlt und der Sache annimmt! n.ebner@volksfreund.de

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