Darwinistische Sichtweisen

Zum Leserbrief von Markus Franzen (TV vom 15. Oktober), der sich auf den Bericht "Kein Cent mehr für Feuerwehrchefs" bezog:

Der Verfasser vorgenannten Leserbriefs beschäftigt sich scheinbar intensiv mit den von gesetzeswegen anfallenden Aufwandsentschädigungen im Feuerwehrwesen. Weiterhin führt er aus, dass er entsetzt darüber sei, dass "verschiedene Funktionsträger für ihren angeblichen ehrenamtlichen und selbstlosen Einsatz bezahlt werden". Er stellt die scheinbar rhetorische Frage, ob das Engagement eines Musikers oder Sportlers geringwertiger zu schätzen sei als das eines Feuerwehrmannes. Nach meinem Dafürhalten ist diese Frage eindeutig und vorbehaltlos mit "Ja" zu beantworten. Als aktiver Unterstützer diverser Vereine würde ich mir niemals anmaßen, meine Tätigkeit, etwa die innerhalb des gemeindlichen Tennisvereins, mit der Tätigkeit der Freiwilligen Feuerwehren auch nur im Ansatz zu vergleichen. Nicht nur, dass die Freiwilligen Feuerwehren Leben retten, jeder Einsatz stellt für die Frauen und Männer der Wehren eine Gefahr für ihr eigenes Leben dar. Was für viele als selbstverständlich erscheint, dass Frauen und Männer im Brand- oder Katastrophenfall ehrenamtlich ausrücken, teilweise Berufe neben ihren Berufen ausüben, etliche Freizeit opfern und lebensrettende Verantwortung übernehmen, ist jedoch die Erfüllung eines Auftrages des Gesetzgebers an die Verbandsgemeinden gemäß dem Brand-und Katastrophenschutzgesetz des Landes Rheinland-Pfalz in Verbindung mit der Gemeindeordnung. Dies hätte zur Folge, wenn es keine Freiwilligen Feuerwehren gäbe, dass dieser Gesetzesauftrag durch das Einkaufen dieser Leistung zu erfüllen sei. Die damit einhergehenden Kosten wären mit den in Rede stehenden Aufwandsentschädigungen nicht zu vergleichen. Besonders bedenklich finde ich jedoch die Ausführungen des Verfassers in vorgenanntem Leserbrief, dass die Bezüge verschiedener Funktionsträger gegenüber den Kameraden ungerecht seien. Dazu ist zunächst entgegenzuhalten, dass die Bezüge an spezielle Aufgabenerfüllungen gekoppelt sind, die entweder eine besondere technische Befähigung oder Verantwortung voraussetzt. Damit schürt der Verfasser gesellschaftspolitische Ansichten, die an darwinistische Sichtweisen des "Futterneids" erinnern, jedoch innerhalb einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft keinen Platz haben sollten. Im Übrigen bin ich der festen Überzeugung, dass die Angleichung der Aufwandsentschädigungen im Feuerwehrwesen innerhalb der Verbandsgemeinde Kell am See auf Kreisniveau eine wichtige Dokumentation der Wertschätzung der Tätigkeit aller Frauen und Männer innerhalb unserer Wehren gewesen wäre. Christian Kruchten, Schillingen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort