Das Fest der leisen Töne

KELL AM SEE. Wer eine Liste der erfolgreichsten Veranstaltungsreihen im Hochwald zusammenstellen müsste, würde an Stadtwoche und Kulturherbst in Hermeskeil denken, an Konzerte wie das jährliche "Easter-Fever" in Reinsfeld und andere musikalische Höhepunkte. Diese Liste wäre nicht komplett ohne den Keller Seniorentag - er müsste im oberen Teil der Liste auftauchen.

Festivals mit Profi- und Nachwuchs Bands, lautstarke Stadtfeste, entfesselte Scharen von Karnevalisten - der Hochwald kennt einige im jährlichen Veranstaltungsprogramm fest verankerte Höhepunkte, die zwischen 500 und 1000 Besucher anziehen. Eine der erfolgreichsten Veranstaltungsreihen des Hochwaldraums hat sich jedoch eher leise und unauffällig etabliert, denn sie bietet weder Narhalla-Märsche noch dröhnende E-Gitarren.Erinnerungen und Rückblicke

Der Seniorentag der Verbandsgemeinde Kell am See wird seit 1993 jährlich von 700 bis 900 älteren Menschen besucht. Das Fest der leisen Töne lebt von Erinnerungen, Erfahrungen und Rückblicke, deren Detailschärfe keine historische Chronik erreiche kann. "Die Mehrheit nimmt die Bedeutung dieser Veranstaltung nicht wahr", sagt Ewald Rheinstädtler (68), der seit Jahren dabei ist. "Das ist auch kein Wunder, denn kein Mensch unter 60 wird großes Interesse an einem Seniorentag entwickeln." Gerade deshalb sei dieses traditionelle Fest so wichtig, meint Rheinstädtler. "Man muss es ganz klar sagen. Senioren sind eine Randgruppe, deren Bedürfnisse im Bezug auf Unterhaltung eine sehr geringe Rolle spielen." Verbandsgemeinde-Bürgermeister Werner Angsten hatte eben diese Bedürfnisse "seiner" Senioren im Kopf, als er den Senioren-Tag zu einer festen Institution machte, die allen Interessierten ab 65 über Ortsgemeindegrenzen hinweg offen steht. "Wir wollten eine Veranstaltungsreihe schaffen, die es älteren Menschen ermöglicht, sozialen Kontakt zu pflegen und Erinnerungen auszutauschen. Aufgrund ihrer vielfältigen Erfahrungen können die Senioren das Gemeinschaftsleben enorm bereichern." Die Beliebtheit des Keller Seniorentags hängt aus Sicht von Maria Eisenhut (72) auch damit zusammen, dass "man viele Leute aus anderen Orten trifft, die man sonst das ganze Jahr über nicht sieht". Hermann Lehnert (69) ergänzt: "Wenn man älter wird, ist die Mobilität nicht mehr sehr groß, und deshalb gibt es immer weniger Gelegenheiten, neue Gesichter zu sehen, die die eigenen Interessen teilen und gerne Geschichten von damals hören." Auch in diesem Jahr erwartet die Verbandsgemeinde Kell am See mehr als 700 Menschen zum Seniorentag. Er findet am Montag, 12. Juli, im Festzelt auf dem Schillinger Sportplatz statt. Die Organisation hat der Turn- und Sportverein Schillingen übernommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort