Das Kirchenschiff vibrierte

GUSENBURG. (jolo) Freunde unverwechselbarer Don-Kosaken-Musik kamen in der Gusenburger Pfarrkirche auf ihre Kosten. Der Don Kosaken Chor Wanja Hlibka reiste zwar ohne seinen Chef an, erreichte aber mit atemberaubenden 14 Stimmen die Herzen der gut 150 Zuhörer.

Mit diesem Engagement bewies die mitveranstaltende Chorgemeinschaft Friede Gusenburg eine gute Hand. Als Serge Jaroff seinen Original Don-Kosaken-Chor 1921 in türkischer Gefangenschaft zusammenstellte, um Insassen des Lagers und sich selbst die schwere Zeit etwas erträglicher zu gestalten, dachte keiner seiner Kosaken daran, dass dies der Beginn eines konzertanten Triumphzuges durch die Welt sein sollte. Dieser begann 1923 in Wien und endete nach etwa 10 000 Auftritten erst 1979 mit einem letzten eindrucksvollen Konzert in Paris. Nachdem sechs Jahre nach Auflösung des Chores sein Gründer Jaroff 89-jährig in seiner Wahlheimat Amerika verstarb, entschlossen sich einige jüngere Sänger nach Tourneen durch Deutschland, dort zu bleiben. 1991 hat sich der 16-köpfige Chor als Wanja Hlibka neu formiert. Schon beim Anfangstitel "Hymne an den Hl. Johannes" mit Solist Yarislaf Soltys merkten die Zuhörer, welches volumenreiches und kraftvolles Singen sie erwartete. Der gestenreiche Tongeber des 14-köpfigen Klangkörpers an diesem Abend war Serge Kullinich. Während der erste Teil Kirchengesänge wie beispielsweise die bittende Litanei und ein "Vater unser" , das flehende "Gott, rette Dein Volk" oder ein inniges Credo zum Inhalt hatte, sang der Weltklasse-Chor im zweiten Abschnitt russische Volksweisen, bei denen die genetische Kraft russischer Männerstimmen spürbar wurde. Bei "Schneegestöber", einer russischen Polka, auf einem russischen Jahrmarkt oder bei dem von drei Solisten untermalten "Grünes Gras und Kalinka" holten die 14 Kosaken alles aus sich raus. Der Trierer Berufsmusiker Andreas Kipping, Dirigent von insgesamt sieben Chören, bemängelte allerdings, dass die Solisten zu stark vom Chor überdeckt worden seien. Unter den im Großen und Ganzen positiven Eindrücken hob der Trierer Fachmann, der im Februar dieses Jahres mit 14 anderen Don-Kosaken-Fans den Serge-Jaroff-Don-Kosaken-Chor gründete, die tiefen Bässe des Chores hervor. Standing Ovations am Schluss - da war nicht nur Chorsprecher Jouri Jour gerührt, der das eindrucksvolle und unter die Haut gehende Abschiedslied "Ich bete an die Macht der Liebe" ankündigte. Auch bei diesem Gesang vibrierte das Kirchenschiff von Kosaken, die gerne wiederkommen dürfen.

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