Das Reinsfelder Musik-Gen

Drei Generationen unter einem Dach ist nichts Ungewöhnliches. Doch bei Familie Philipp regiert die Musik das Haus. Mutter Bettina Philipp, Tochter Julia und Großvater Gerhard Müller haben eine gemeinsame Leidenschaft: den Musikverein "Lyra" Reinsfeld

 Zwar nicht mit Pauken und Trompeten, aber mit Saxofon und Horn fahren Gerhard Müller, Bettina Philipp und Tochter Julia jede Woche zur Probe. TV-Foto: Constanze Junk

Zwar nicht mit Pauken und Trompeten, aber mit Saxofon und Horn fahren Gerhard Müller, Bettina Philipp und Tochter Julia jede Woche zur Probe. TV-Foto: Constanze Junk

Reinsfeld. (cju) "Seid ihr fertig?" hört man Gerhard Müller jeden Montagabend um viertel nach sieben rufen. Es geht zur Probe, und diese ist Pflicht im Hause Müller-Philipp. Das Auto ist bereits voll beladen. Denn ein Bariton-Saxofon, ein Alt-Saxofon und ein Horn brauchen recht viel Platz. Widerspruch wird nicht geduldet, darauf wird strengstens geachtet. Die Probe muss besucht werden, da gibt es kein Pardon. Bei ein bis zwei Proben pro Woche und zusätzlichen Probewochenenden ist ihre Musik mehr als ein Hobby: Sie ist ein Vollzeitjob.Gerhard Müller ist bereits seit 1952 im Verein. Angefangen hat er mit Klarinette, ist dann aber 1962 aufs Bariton-Saxofon umgestiegen, weil es gefehlt hat. "Wenn ich wechseln könnte, würde ich Piccolo lernen, die kann man in die Hemdtasche stecken", wirft der 69-Jährige lachend ein. Schon so einige Dirigenten hat er kommen und gehen sehen. Müller spielt mittlerweile unter dem achten. Jahrelang hat Müller sich als Beisitzer im Vorstand engagiert.

Hauptjob beim Bühnenbau

Heute ist er vor allem bei Konzerten für den Bühnenaufbau und das Bühnenbild zuständig. "Ich mach' das lieber selbst, dann ist alles nach Norm", erklärt der ehemalige Schachtmeister. Dass einige Jahre vergangen sind, merkt Müller mehr und mehr, aber ans Aufhören denkt er noch nicht. "So lange ich noch mitkomme, spiele ich noch", erklärt der Rentner, "nur wird der Weg vom Kopf auf die Finger immer länger."

Aufhören ist auch für Bettina Philipp kein Thema, auch wenn es manchmal stressig ist. "Schließlich hat der Verein schon Tradition in unserer Familie", betont sie. Der 44-Jährigen hat das Alt-Saxofon es angetan. Die anfänglichen Proben mit dem Vater wurden schnell zum Kampf. Doch der damalige Dirigent Noll hat sie unter seine Fittiche genommen und den familiären Frieden gewahrt.

Sie ist mittlerweile seit rund 30 Jahren aktiv dabei und hat auch schon so manche Wertungsspielen und Vereinsfahrten mitgemacht. Man könnte meinen, das Saxofon habe es Familie Müller-Philipp angetan. Aber Tradition hin oder her, Tochter Julia hat bereits mit neun Jahren ihren eigenen Kopf durchgesetzt. "Wir waren in Hermeskeil auf der Instrumentenschau", erzählt die Reiseverkehrskauffrau, "und da habe ich mich sofort ins Horn verliebt." Da war auch Mutter Bettinas Wunsch eines neuen Saxofons zweitrangig.

Das große Horn im Einkaufstrolley

Die Tochter wollte Horn spielen, also musste Bettina Philipp auf ihr neues Instrument verzichten. Schon im Alter von zehn Jahren stieg Julia auf das Doppelhorn um. Trotz ihres jungen Alters hielt sie durch. Mit dem "Koffer unter den Füßen" und "dem Horn auf den Knien", erinnert sich die heute 22-Jährige, habe das irgendwie funktioniert. Auch der Transport war zu dieser Zeit noch nicht so einfach, da Mutter Bettina nicht immer ein Auto zur Verfügung hatte. So musste Klein-Julia ihr großes Horn im Einkaufstrolley zur Probe ziehen, weil es zu schwer war, um es zu tragen.

Zum Glück fahren die drei heute mit dem Auto. Und falls es einmal Meinungsverschiedenheiten gibt, werden diese auf der Heimfahrt ausdiskutiert. Doch spätestens am nächsten Morgen ist alles wieder in harmonischem Einklang.

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