Das glückliche Ende einer Odyssee

HERMESKEIL. Die Geschichte gleicht einer Odyssee: Der Flugausstellung Junior in Hermeskeil-Abtei ist ein tolles Schnäppchen gelungen. Als einziger Standort in Deutschland verfügt sie jetzt über ein außer Dienst gestelltes Kampfflugzeug der schwedischen Traditionsmarke Saab. Doch bis die "Viggen" endlich auf dem Hochwald "gelandet" war, gingen sieben Jahre ins Land.

Wenn Peter Junior an sein neuestes Schätzchen auf seinem weitläufigen Areal denkt, dann kommt ihm immer noch ein leises Schmunzeln über die Lippen. Ausstellungsstück Nr. 111, ein 38 Jahre alter schwedischer Foto-Aufklärer vom Typ "Saab Viggen", beschäftigte ihn fast ein ganzes Jahrzehnt, bis nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich "Vollzug" gemeldet werden konnte. Neben schlaflosen Nächten hat ihn der Kampf um das schwedische Unikat auch viele Nerven gekostet. Alles begann vor mehr als sieben Jahren, als sich Junior mit dem schwedischen Militär in Verbindung setzte, um sein Interesse an der Saab anzumelden. Ganz konventionell auf dem Briefweg via Luftpost. "Schon mein Vater wollte damals eine Saab haben, die Schweden haben einen guten Namen im Luftfahrtsektor, und wir wollen hier nur das Beste zeigen. Nicht nur die Deutschen bauen gute Flugzeuge." Gehört hatte Junior trotz mehrmaligen Nachfragens nie etwas auf seine Anfrage. Bis kurz vor Weihnachten 2005 eine E-Mail auf seinem PC ankam. Absender war ein schwedischer Pilot, der lapidar ankündigte, dass er eine Viggen bringen sollte und nun darum bat, ihm mitzuteilen, wo er das gute Teil hinfliegen sollte. "Erst habe ich mich gefragt, woher die meine Mail-Adresse hatten, und dann habe ich das Ganze für einen Scherz gehalten. Jux-Meldungen dieser Art landen immer mal wieder auf dem Computer", fasst Junior seinen ersten Eindruck von damals zusammen. Als die gleiche Mail am nächsten Tag noch einmal kam, und der Adressat eine Telefonnummer hinterließ, wurde Junior hellhörig. Nach einem längeren Telefonat stand fest: die Mail war ernst gemeint. "Warum das auf einmal so schnell ging, weiß ich heute auch nicht. Aber ich könnte schwören, dass eine Delegation von Saab hier sozusagen "verdeckt" auf dem Gelände war, um sich anzusehen, wo die Maschine denn nun hin sollte", ist Junior noch heute überzeugt, dass sich die Skandinavier erst davon überzeugen wollte, dass das gute Stück in ebenso gute Hände kam. Dann musste alles rasend schnell gehen. Es gab nur ein kleines Zeitfenster Anfang Januar, innerhalb dessen der "Vogel" gebracht werden konnte. Erste Gespräche mit dem Flughafen Hahn verliefen ergebnislos: "Die waren wenig kooperativ und verlangten eine irre hohe Standmiete. Schließlich musste das Flugzeug nach der Landung noch ,entmilitarisiert' werden, also alles, was zu einem Kampfflugzeug gehört, abgebaut werden. Dazu musste eigens eine Techniker-Crew aus Schweden anreisen."Die gute Nachricht kam per E-Mail

Sehr viel besser verliefen die Gespräche mit dem Fliegerhorst in Büchel. Der dortige Kommodore gab "grünes Licht", doch dann funkte das Wetter dazwischen. Tagelang ging nichts, Büchel lag im Nebel, eine Landung unmöglich. Und die Zeit verstrich. "Es war der reinste Nervenkrieg. Ich habe zusätzlich auf den Flugplätzen in Zweibrücken und Bitburg angefragt, aber auch da ging nichts", erinnert sich Junior. Am 16. Januar landete der "Schwedenvogel" in Büchel, wo die Maschine weitere sechs Wochen stehen musste, bis die Saab-Techniker eintrafen, um die "Viggen" ihrer militärischen Instrumente zu berauben. Gemeinsam mit einem Mitarbeiter machte sich Junior anschließend daran, den Foto-Aufklärer mit selbst gebauten Werkzeugen zu zerlegen, damit er auf einen großen Transporter passte. "Die Warterei ging wieder von vorn los, wir konnten das Flugzeug nicht aus der Halle ziehen, weil Glatteis herrschte, mussten Tag für Tag auf besseres Wetter warten." Ende März, nach dreimonatigem Hin und Her wurde die "Viggen" dann zerlegt und nachts über teils gesperrte Autobahn-Teilstücke nach Hermeskeil gebracht, wo Junior sie mit seinem Mitarbeiter aufbaute. Rechtzeitig zur Saison-Eröffnung am 1. April war das neue Schätzchen der Hermeskeiler Flugausstellung dann "besichtigungsfähig" - das glückliche Ende einer langen Reise.

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