Der Bischof begehrt Einlass

GEISFELD. (urs) Nach sechsmonatigem Provisorium in Festzelt oder Bürgerhaus hat Bischof Reinhard Marx Geduld und Mühen der Geisfelder belohnt. Mit einer festlichen Messe weihte er den neuen Altar der aufwändig renovierten Pfarrkirche ein.

Es herrscht bittere Kälte, und im Schein der Straßenlampen setzt der erste Schnee ein. Bei einem solchen Wetter bleibt wohl jeder liebend gern zuhause am warmen Ofen. Doch in Geisfeld ist das an diesem Abend anders. Auffallend viele Menschen tummeln sich in den Straßen. Selbst Gehbehinderte wagen den beschwerlichen Fußweg Richtung Kirche. Geht für die rund 600 Bürger doch endlich die Zeit ihrer Kirchen-Abstinenz zu Ende, mit behelfsmäßigen Messen im Festzelt wie am vergangenen Sonntag im Bürgerhaus. Nach sechs Monaten Provisorium wird zudem der Bischof persönlich die erste Messe in der renovierten Pfarrkirche zelebrieren. Denn sie hat nicht nur einen frischen Innenanstrich bekommen. Sie ist vielmehr komplett umgestaltet - mit neuem Altar samt passendem Lesepult und Sitzgelegenheiten für Priester und Messdiener. Den Augenblick, da Bischof Reinhard Marx mit seinem Stab an das kupferbeschlagene Tor klopft, haben daher viele herbeigesehnt. Ebenso wie die Weihe des Altars aus der Werkstatt des Trierer Bildhauer-Ehepaars Thomas Föhr und Renate Diederichs. Der französische Kalkstein aus der Nähe von Metz ist mit Rauten verziert, die den Deckenornamenten nachempfunden sind, die gereinigt und restauriert wurden. Im Zuge der Neugestaltung samt Sanierung des Innenputzes hat auch das Taufbecken einen neuen Standort erhalten. Außerdem wurden Mikrofonanlage und Lampen erneuert. Alles in allem summiert sich die Investition der Kirchengemeinde auf 110 000 Euro, zu denen das Bistum 21 600 Euro beisteuerte.Handschrift Balthasar Neumanns

Die Geisfelder Kirche hebt sich in einem Punkt deutlich von denen in der Nachbarschaft ab. Denn die ersten Entwürfe stammen von Baumeister Balthasar Neumann (1687-1753), dessen Handschrift sich unter anderem in St. Paulin in Trier zeigt. "Er hat diese Pläne im letzten Jahr seines Lebens gezeichnet", weiß der mit der Renovierung betraute Gusterather Architekt Paul Schuh. "Wir sind jetzt froh, dass unsere Pfarrkirche wieder in altem Glanz erstrahlt", sagt Pfarrer Ingo Flach. Dabei hebt er vor allem das Engagement der Geisfelder hervor. Bischof Marx nutzt die Altarweihe zum Beginn des Kirchenjahres für einen Appell an die Gläubigen: "Ich möchte Sie herzlich bitten, diesen Tag auch zu einem Tag der Glaubenserneuerung zu machen". Bevor es zum Empfang ins benachbarte Bürgerhaus geht, bedankt sich Irene Köhl im Namen des Pfarrgemeinderates für die "eindrucksvolle Messfeier" des Bischofs. Bei dieser hatte das ganze Dorf mitgewirkt - allen voran der Singkreis mit moderner Begleitung sowie Musikverein, Feuerwehr mit Fackelträgern, Messdiener und Fahnenträger.

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