Der Mann, der Wanderern den Weg weist

KELL AM SEE/RASCHEID. Sein "Revier" ist imposante 390 Quadratkilometer groß und umfasst ein Wegenetz von fast 700 Kilometern Länge. Andreas Ludwig ist seit sechs Jahren Wanderwegewart im Gebiet des Vereins "Erholungsgebiet Hochwald".

Wenn es jemanden gibt, der mit Fug und Recht von sich behaupten kann, dass er sich im Hochwald wie in seiner Westentasche auskennt, dann ist es Andreas Ludwig. Seit April 1999 ist der Ortsbürgermeister von Rascheid beim Verein "Erholungsgebiet Hochwald" als Wanderwegewart angestellt. Das bedeutet für den 47-Jährigen ein Tätigkeitsfeld, das von Vierherrenborn im Westen bis an die Flanken des Erbeskopfs im Osten reicht, sich von Greimerath im Norden bis an den Unterlauf der Ruwer bei Waldrach erstreckt. Wanderwege von rund 700 Kilometern Länge liegen in diesem Gebiet - und Ludwig kennt sie alle. "Einmal im Monat fahre ich das Streckennetz komplett ab", sagt der Vater von zwei Kindern. So viel ist sicher - ohne Ludwig würde so mancher Wanderer im Hochwald schnell die Orientierung verlieren. Denn seine zentrale Aufgabe ist es, dass die bestehende Beschilderung für Wanderer und Mountain-Biker keine Lücken aufweist. Das ist nämlich nicht selbstverständlich: "Es gibt natürlichen Schwund und leider auch Fälle von Vandalismus", berichtet er. Darüber hinaus kümmert sich Ludwig um die Neumarkierung von Wegen. Der Grund: Die im Verein organisierten Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell am See und die Mitgliedsorte aus der VG Ruwer haben in den zurückliegenden Jahren ihr Wanderwegenetz überarbeitet. "Im Laufe der Zeit habe ich schätzungsweise 12 000 Schilder aufgehängt", rechnet der Rascheider zusammen. Ludwigs Aufgaben-Spektrum beschränkt sich aber nicht nur darauf, Schilder aufzustellen. "Die Vielfält in meinem Beruf hat mich am Anfang selbst überrascht", sagt der 47-Jährige, der früher als Zimmermann gearbeitet hat, dies aber krankheitsbedingt aufgeben musste. Sein handwerkliches Können kommt Ludwig auch im aktuellen Job zugute. Denn er ist nicht nur für die Aufstellung und Instandhaltung von Schutzhütten und hunderter Ruhebänke im Hochwald zuständig. Er hat zudem viele neue Brücken und Stege gebaut, so dass Wanderer auf ihren Touren trockenen Fußes Bäche überqueren können. Kurzum: "Alles, was mit Holz zu tun hat, mache ich", sagt Ludwig. Das gilt übrigens auch für die Wild-Beobachtungskanzel am "Forsthaus Klink" oder die großen, selbst gezimmerten Informationstafeln, die er im vorigen Jahr im Auftrag des Vereins auf 39 Wanderparkplätzen aufgestellt hat.Eigener Herr und Meister

"Er macht eine vorbildliche Arbeit", lobt Werner Angsten, Geschäftsführer des Vereins mit Sitz in Kell am See, den Rascheider. Der wiederum ist mit seiner Aufgabe sehr zufrieden: "Ich bin mein eigener Herr und Meister, kann mir die Arbeit selbst einteilen und bin ständig an der frischen Luft", zählt er die Vorzüge seiner Tätigkeit auf. Im Frühjahr und Sommer fällt für Ludwig zwar naturgemäß mehr Arbeit an. Doch untätig ist er in den Wintermonaten beileibe nicht. "Diese Zeit nutzte ich, um Banklatten zu hobeln und zu streichen oder um neue Holz-Wegweiser anzufertigen. Allein in diesem Winter waren das rund 150", sagt Ludwig. Keine Probleme hat der Rascheider damit, dass er zumeist fernab von bewohntem Gebiet zu tun hat. "Eigentlich ist man im Wald nie allein. Man trifft immer mal wieder Wanderer oder Forstarbeiter", erzählt Ludwig. Außerdem begleiten ihn nachmittags oft seine Kinder. Wo lässt es sich im Hochwald am schönsten wandern? Diese Frage lässt der Fachmann ganz diplomatisch offen. "Ich habe keinen Lieblingsweg und entscheide mich meistens ganz spontan", sagt Ludwig. Nur so viel: Wer attraktive Waldwege mit schönen Ausblicken sucht, ist beispielsweise am Rösterkopf oder am Teufelskopf richtig. Wer lieber über offene Felder spaziert, für den empfehlen sich Touren im westlichen Teil des Hochwalds bei Vierherrenborn und Zerf oder auf der entgegengesetzten Seite bei Naurath und Bescheid. Wanderfreunde, die gerne auf ihresgleichen treffen, sollten an der Freizeitanlage in Schillingen ihre Stiefel schnüren.

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