Der Trick mit den Siebenerzeichen

VIERHERRENBORN. (hm) Michel Piro ist seit seiner Schulentlassung Landwirt. Heute lebt er im Betrieb seiner Kinder, wo er nach wie vor tatkräftig mithilft.

Viele Ehrenämter sind Vergangenheit, doch eines bekleidet der 85-Jährige noch heute: Er ist Feldgeschworener. Gerne denkt Michael Piro zurück an die vergangenen Tage, kramt dabei zahlreiche Urkunden und Auszeichnungen aus. 24 Jahre Gemeinderat, 25 Jahre Feuerwehr, 24 Jahre Verwaltungsrat, zahlreiche Auszeichnungen von Kommune und Land - das sind Erinnerungen, die Piro gerne preisgibt. Ins Schwärmen kommt der 85-jährige Witwer jedoch, wenn er über seine Arbeit als Feldgeschworener spricht, die er noch gemeinsam mit Werner Lonien ausübt. Was ist ein Feldgeschworener? Der Vater von sechs Kindern und zwölf Enkeln erklärt: "Das ist eine Mittlerfunktion zwischen Behörde und Bürgern zum Schutz vor unberechtigtem Versetzen von Grenzsteinen. Nachbarschaftskonflikte können durch verschobene Grenzsteine entstehen, und es gibt da verschiedene Ausgangssituationen, die wir bereinigen müssen." So komme es zu Grenzermittlungen von Wirtschaftswegen, wo "mal nach links oder nach rechts mit Landmaschinen weggefahren wird". Wenn an der einen Seite ein Windschutzstreifen durch das Wachsen der Äste breiter wird, dann werden die Arbeitsmaschinen im Lauf der Jahre Zentimeter für Zentimeter von der Grenze abgedrängt. Es komme zu meist ungewollten Grenzverschiebungen, die korrigiert werden müssten. Gäbe es keine Feldgeschworenen, müsste auf Anordnung der Gemeinde neu vermessen werden, wobei erhebliche Kosten anfallen würden. Diese entfallen jedoch, wenn durch die Feldgeschworenen geschlichtet werden kann und sich die Parteien einigen. Das Feststellen der Grenzabstände kann jedoch nur erfolgen, wenn die Grenzsteine in der vermuteten Umgebung gefunden werden, was nicht immer der Fall sei. Deswegen haben sich die Feldgeschworenen einen Trick ausgedacht, erzählt Piro. "Wir werden schon in der Vorbereitung auf den Grenzen der Gemarkung tätig. Wir legen die so genannten Siebenerzeichen aus. Hierbei handelt es sich um Geheimzeichen aus dauerhaftem Material, die sich in unmittelbarer Nähe des Grenzsteines befinden und nur dem Feldgeschworenen bekannt sind. Sie helfen ihm bei der Suche nach dem Grenzstein und sorgen so für Wahrheit." Es könne vorkommen, dass der Grenzstein nicht mehr zu finden ist. Normalerweise müsste mit hohen Kosten neu vermessen werden. "Wir können aber darauf hinwirken, dass sich die Grundeigentümer links und rechts einigen. Wenn beide annehmen, an dieser Stelle könnte der Stein gestanden haben, ist der Vergleich hergestellt und eine Vermessung kann entfallen."

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