"Der ganze Hochwald lacht"

GRIMBURG. Nach den Querelen der vergangenen Monate scheint in Grimburg der Weg frei für ein Ende des Interessenkonflikts zwischen Jagdpächtern auf der einen sowie dem Förderverein und der Ortsgemeinde auf der anderen Seite. Die Streitparteien wollen nun verhandeln.

"Die Burg muss raus aus der Gewährleistung", sagte Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber vor Ratsmitgliedern und versammelten Bürgern. Es könne nicht sein, dass ein Projekt, das seit Jahrzehnten von Kreis, Land und EU gefördert werde, durch einen Jagdpachtvertrag beeinträchtigt werde. Alle Beteiligten müssten diesen Streit beenden: "Der ganze Hochwald lacht über das, was hier los ist." Zwischen dem Förderverein Burg Grimburg und den Jagdpächtern des Reviers Grimburg I brodelt es seit Jahren (der TV berichtete). Die Pächter stören vor allem die für den Verein lukrativen Burglager. Ein Kompromissvorschlag, der diese auf drei Monate im Jahr beschränken würde, hat bisher nicht gefruchtet. Vorläufiger Höhepunkt des Streits nach der Ankündigung der Pächter, nurmehr die Hälfte der Pacht zu zahlen, war kürzlich die Aufkündigung des Pachtvertrags durch die Jagdgenossenschaft-Versammlung, in der Weber die Gemeinde vertritt. Danach setzten sich Pächter und Jagdgenossen zwar wieder an einen Tisch, was aber, so Weber, wie das Hornberger Schießen ausging.Zwei Varianten möglich

Daher hat ihm der Rat nun mehrheitlich (sechs Ja-Stimmen und fünf Enthaltungen) Verhandlungsspielraum für zwei Varianten eingeräumt. Zum einen, sagte Weber, "die Scheidung" zum Ende des Jagdjahres am 31. März 2006. Die Auflösung des Vertrags berge für die Gemeinde, die jährlich 7000 Euro Pacht erhält, ein wirtschaftliches Risiko. Doch dafür könne in den Vertrag mit dem neuen Pächter ein Passus geschrieben werden, dass an die Burg keine Gewährleistungsansprüche gestellt werden können. Die zweite Variante sieht eine solche Formulierung im bestehenden Vertrag vor und bietet im Gegenzug eine um 1500 Euro niedrigere Pacht an. Dass es bisher keine Einigung gab, liege wohl auch am Gemeindechef, wie Mitglieder der Jagdgenossenschaft durchblicken ließen. So kommentierte Klaus Paltzer Webers Worte, "wenn wir mit einer Stimme sprechen, sind wir stark", mit: "Aber die Stimme kann nicht Franz-Josef Weber heißen." Laut Paltzer wurde viel "Stimmung gemacht gegen den Jagdvorstand", was der Sache keinen Nutzen gebracht habe. Andererseits sei es wichtig gewesen, klar zu machen, dass die Gemeinde Vertragspartner sei und nicht derjenige, der die Burg nutzt. Den Jägern gehe es jedenfalls nicht um Streit, sondern um den Vertrag. Und der Genossenschaft darum, "den Wert unserer Jagd zu erhalten". Die von Verbandsbürgermeister Michael Hülpes vorgebrachte Anregung, dem Förderverein für entgangene Einnahmen eine Summe aus dem Haushalt zu zahlen, sei "auf seinem Mist gewachsen", sagte Paltzer. Allerdings sollte dieses Geld aus dem Wildschäden-Topf fließen und nicht, wie Fördervereinschef Dittmar Lauer befürchtete, über eine Verschuldung der Gemeinde. "Ich fände das nicht gut - dann wäre viel Ehrenamts-Eifer weg", sagte Lauer und bat darum, dem Verein keinen Gemeinde-Zuschuss "aufzuzwingen". Die ideelle Unterstützung der Gemeinde nimmt Lauer hingegen gerne an. So für den geplanten Seminarraum im Dachgeschoss des Burg- und Hexenmuseums und für einen Personen-Aufzug. Ein völlig anderes Projekt bringt die örtliche Feuerwehr ins Gespräch. Statt des geplanten Anbaus ihres Gerätehauses bieten die Floriansjünger an, sich bei einem etwaigen Neubau für die Verbandsgemeinde kostenneutral einzubringen. Das passende Grundstück dafür ist ihrer Ansicht nach eine Gebäudelücke nahe des Museums.

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