Der letzte Tag

HERMESKEIL: Aus und vorbei: Seit gestern gibt es in Hermeskeil keine Bundeswehrtruppe mehr. Die letzten Artilleristen sind am Donnerstag aus der Garnison ausgezogen und haben die Tore der Hochwaldkaserne endgültig geschlossen.

Das Raketenartillerielehrbataillon 52 hat sich abgemeldet: Mit dem letzten militärischen Appell in der Hochwaldkaserne ist am Donnerstag nicht nur die Auflösung des Verbandes besiegelt worden. Der Abschied der Artilleristen bedeutet zugleich - zwei Wochen vor dem offiziellen Schließungstermin - das eigentliche Ende des Bundeswehr-Standorts Hermeskeil. Rund 70 Soldaten ist die Resttruppe stark, sozusagen der "harte Kern", der bis zum endgültigen Kehraus in der Garnison geblieben ist und sich im Innenhof des Mannnschaftsheims aufgestellt hat. "Wir sind schon froh, dass wir bis zuletzt noch mit so vielen Leuten arbeiten und die Schließung der Kaserne vorbereiten konnten", betont Hauptmann Timo Kaufmann. Doch nach dieser Zeremonie werden sich die Uniformierten in alle Winde verstreuen. Denn nach dem Weihnachtsurlaub werden die Hermeskeiler Artilleristen im neuen Jahr in unterschiedlichen Bundeswehr-Verbänden ihren Dienst antreten. Kaufmann, der aus Wadern kommt, wird beispielsweise nach Immendingen am Bodensee versetzt. Mehr Glück hatten Oberfeldwebel Marcel Steeb oder Oberstabsfeldwebel Manfred Streiß, die künftig in Idar-Oberstein arbeiten werden. Mit einer Dienstreise in die Schmuckstadt hat auch der letzte Tag in der Geschichte der Garnison am Morgen begonnen. Eine kleine Hermeskeiler Delegation fährt zu ihrem "Mutterhaus", der Artillerieschule in der Rilchenbergkaserne. Neben einigen ehemaligen Kameraden, die schon nach Idar-Oberstein versetzt wurden, werden die Soldaten aus dem Hochwald dort auch von ihrem Ex-Kommandeur Michael Nold empfangen werden.Keine Spur von ausgelassener Stimmung

Mit im Gepäck haben die Männer vom Bataillon 52 eine bronzene Ehrentafel: Sie wird an einer Mauer auf dem "Platz der deutschen Artillerie" angebracht und reiht sich dort in die schon sehr umfangreiche Galerie der Heeres-Verbände ein, die in der Vergangenheit bereits aufgelöst wurden. Trotz anschließendem Sektempfang: Von ausgelassener Stimmung ist die Runde der Soldaten weit entfernt. "Es ist schon ein sehr komisches Gefühl, wenn man weiß, dass man sich hier zum allerletzten Mal in diesem Kreis trifft", sagt Oberstleutnant Otto Weingarth, der in der Schlussphase das Kommando über die Hermeskeiler Artilleristen inne hatte. Danach geht es weiter in die Klotzbergkaserne. Dort sind in einem Traditionsraum Bilder und diverse Erinnerungsstücke wie Wappenteller oder Pokale untergebracht. Sie haben sich in der langen Geschichte des Raketenartilleriebataillons 52 angesammelt, das 1958 aufgestellt wurde, damit zu den ältesten Einheiten in Deutschland zählt und seit 1997 im Hochwald stationiert war. Nold schlägt zufällig in einer Mappe einen Zeitungsartikel mit der Überschrift "Der Standort Hermeskeil hat Zukunft" auf. "So geht also alles zu Ende. Es ist schon schade", sagt der Offizier, während er sich in dem Raum umschaut. Schließlich geht es zurück nach Hermeskeil und zum feierlichen Appell. Dort haben sich auch die Stadtbürgermeisterin Ilona König und Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Hülpes (beide CDU) eingefunden, der "von einer traurigen Stunde" spricht, "weil Hermeskeil ein Stück Identität verloren geht". "Das geht einem an die Nieren"

Die Entscheidung des Verteidigungsministeriums, die Hermeskeiler Kaserne zu schließen, will Weingarth zwar nicht mehr groß kommentieren. Nur so viel: "Das ist schade, war aber politisch und militärisch so gewollt", sagt er noch in Idar-Oberstein. Seine persönlichen Empfindungen bekennt der letzte Kommandeur des Bataillons aber ganz offen: "Wenn man weiß, dass es diesen Standort nicht mehr geben wird, geht einem das schon ziemlich an die Nieren. Man hat sich an diesen Standort gewöhnt, und er wird einem fehlen", sagt er. Allerdings: Er und eine Hand voll Männer des "Schlüsselpersonals" werden etwas länger in Hermeskeil bleiben, weil noch nicht das ganze Material aus der Kaserne weg ist. Spätestes Ende Januar 2007 wird die Liegenschaft aber an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) übergeben und aus dem Militärgebiet eine zivile Fläche, die für Konversionsprojekte genutzt werden kann (Ein ausführlicher Bericht über den aktuellen Stand der Planungen folgt morgen). Einen Rückblick zur Geschichte der Hochwaldkaserne und weitere Stimmen zur Schließung lesen Sie auf SEITE 8

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