Des einen Freud, des anderen Leid

Nach acht Wochen Rauchverbot ist klar: Nicht alle Gastronomen sind stinksauer und beklagen Umsatzeinbußen. "Gewinner" sind bislang die inhabergeführten Betriebe, denn hier bleibt alles beim Alten.

Hermeskeil. Nicht rauchen zum Schutz der Nichtraucher und Angestellten, auch wenn diese rauchen, oder alle dürfen rauchen, weil die Betreiber einer Gastronomie keine Angestellten haben - diese beiden Möglichkeiten sieht das Nichtraucherschutzgesetz vor - und ist nach wie vor nicht unumstritten.Frank Hessek ist Wirt der "Hochwald-Jagdstube" in Hermeskeil, eine Nichtraucherkneipe, denn er ist, obwohl selbst Raucher, einer der Angestellten seiner Frau. "Frankie", wie ihn seine Gäste liebevoll nennen, muss als "Einraumkneipier" zusammen mit seinen Gästen zum Rauchen raus. "Wir hatten einen eklatanten Umsatzeinbruch", beklagt Hessek. "Carlos" heißt das Lokal von Josef Kurz, das er gemeinsam mit seiner Frau betreibt. Ohne weitere Angestellte kann er seinen Gästen das Rauchen erlauben. Er selbst ist aber Nichtraucher. "Für uns ist alles wie vorher", stellt der Gastronom fest. Vor der Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes habe es aber schon manch heftige Stammtischdiskussion gegeben. Einige Nichtraucher blieben weg, neue Gäste kamen. Bereits am ersten Tag des Inkrafttretens gab es Besuch vom Ordnungsamt. Das "Carlos" war sofort eine offizielle Raucherkneipe. "Das Gesetz könnte so bleiben", findet Kurz, denn sonst müsse er viel Geld für eine Raumabtrennung in die Hand nehmen. Und bedient müsste in dem "Qualmraum" ja auch werden.Nicht erlaubt ist das Rauchen im "Siska" von Heiko Harig, denn er beschäftigt Mitarbeiter. Er hat ein Problem ganz anderer Art: "Wir haben zwar einen abgetrennten Raucherraum, aber bei gutem Wetter gehen die Gäste vor die Tür und lassen meist in der Fußgängerzone die Kippen liegen." Was macht ein guter Kneipier? Er hebt alle einzeln auf. Ein paar Gäste zünden sich trotzdem drinnen eine an und meinen: "Nachts kontrolliert das ja doch keiner". Wenn sich da mal nicht einer irrt. Harig empfindet die Gesetzeslage als "Bremse für die Gastronomie" mit weniger Umsatz, mehr Ärger und mehr Arbeit. Und außerdem: "Die Gemütlichkeit bleibt auf der Strecke, wenn ständig Leute auf ,Wanderschaft' sind."Alle Lokale sind am Eingang eindeutig gekennzeichnet. Der Gast hat also die Wahl. EXTRA Kontrollen der Ordnungsämter: Unmittelbar nach Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes am 15. Februar diesen Jahres hat die Ordnungsbehörde der Verbandsgemeindeverwaltung Hermeskeil damit begonnen, die einzelnen Gaststättenbetriebe innerhalb der Verbandsgemeinde Hermeskeil aufzusuchen, um die Gastwirte bei der Umsetzung des Gesetzes zu unterstützen. Bisher wurden rund 50 Betriebe aufgesucht und bei Gesetzesverstößen mündliche Verwarnungen ausgesprochen. In der "Einführungsphase" wurde zudem auf die Einleitung von Ordnungswidrigkeitsverfahren verzichtet. Die Gastwirte haben nach den bisherigen Ergebnissen der durchgeführten Kontrollen das Nichtraucherschutzgesetz umgesetzt. Verständnis hat man für die kritischen Äußerungen der Gastwirte, die noch vor der Eilentscheidung des Verwaltungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz ihre Ein-Raum-Gaststätte kostenintensiv um einen Raucherraum erweitert haben. Der Hermeskeiler Ordnungsbehörde liegen anonyme Anzeigen vor. Eine zielgerechte Überprüfung der Vorwürfe durch Unbekannte kann hiernach jedoch nicht durchgeführt werden, weil beispielsweise keine Gaststätte konkret benannt wird. (doth)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort